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Hamburger Ex-Schwimmer: „Spitzensportler verdienen nur 700 Euro im Monat"

Keine Medaille für die deutschen Schwimmer in Rio - das sorgte für Diskussionen. Auf Facebook schaltete sich auch Markus Deibler ein (26). In seinem Statement verglich der Hamburger Weltrekordhalter die Prämie für Olympiasieger (20.000 Euro) mit der für einen Dschungelkönig (150.000 Euro) - und trat damit eine hitzige Debatte los. In der MOPO äußert er sich ausführlich.

MOPO: In Ihrem Facebook-Statement kritisieren sie die mangelnde Sportförderung in Deutschland. Worum geht es genau?
Markus Deibler: Die Erwartungshaltung und das, was in Deutschland für den Sport getan wird, passen nicht zusammen. Auf der einen Seite wollen wir Medaillen, aber auf der anderen gibt es keine vernünftige Förderung. Der Vergleich mit dem Dschungelkönig ist natürlich plakativ. Aber es ging darum, Aufmerksamkeit zu erregen für die Situation der Sportler.

Von wie viel Geld muss man als Spitzensportler leben?
Es gibt eine Studie der Deutschen Sporthilfe. Sportler verdienen hier im Schnitt knapp 700 Euro im Monat. Von 700 Euro kann keiner leben. Das heißt, die meisten brauchen einen Nebenjob. Aber wenn du Vollzeit trainieren willst, um gute Leistungen zu bringen, kannst du nebenbei nicht arbeiten. Das funktioniert nicht. Und wenn du nicht Vollzeit trainieren kannst, bist du kaum konkurrenzfähig.

Wie sieht es in anderen Ländern aus?
In den USA gibt es viel mehr Anerkennung. Wenn man da was reißt, ist man ein Held. Da werden die Nachwuchssportler schon in der Schulzeit massiv gefördert, erhalten College-Stipendien. Hier muss man froh sein, wenn man einen Nachholtermin bekommt, wenn man wegen eines Wettkampfs eine Klausur verpasst.

Wieso hat es in Rio bei den Schwimmern nicht geklappt?
Jeder hat persönliche Gründe. Ab einem bestimmten Niveau ist es eben nicht mehr so einfach, eine Bestzeit zu schwimmen. Viele haben aber super Leistungen gezeigt, Philip Heintz zum Beispiel ist deutschen Rekord geschwommen.

Was muss sie jetzt im Hinblick auf Tokio 2020 ändern?
Vier Jahre sind nicht viel. Wir müssen uns fragen: Wollen wir Medaillen? Wenn ja: Wie bekommen wir Leute zum Sport? In Deutschland gibt es bisher keine Anerkennung und kein Geld. Da muss man schon sehr viel Bock auf seinen Sport haben.

Wie war es für Sie, neben Superstar Michael Phelps ins Wasser zu steigen?
Ich war immer gern der Jäger. Wenn ich neben Phelps im Becken war, dachte ich mir immer: 'Ich zeig's dem jetzt!' Jäger zu sein ist einfacher als Gejagter. Da hast du nichts zu verlieren.

Wie bewerten Sie es, dass die Russen in Rio mitschwammen?
Das passt nicht zusammen. Die paralympischen Russen wurden ausgeschlossen. Warum die russischen Schwimmer teilnehmen durften, erschließt sich mir nicht. Klar, es besteht die Gefahr, saubere Russen zu sperren. Aber es wiegt in meinen Augen schwerer, wenn ein gedopter Russe Zweiter oder Dritter wird.

Sind die Spiele überhaupt fair?
Natürlich ist es unfair, wenn gedopte gegen nicht gedopte Athleten schwimmen.

Bekommt man als Athlet mit, wenn ein Kollege dopt?
Ich habe das nie mitbekommen.

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