Er revolutionierte die Modefotografie, und ist einer der bedeutendsten Fotografen des zwanzigsten Jahrhunderts. Richard Avedon gilt bis heute als Vorbild und Vorreiter für die Fotoszene im Bereich Mode. Er war derjenige, der Haute Couture aus dem Studio holte, um sie in alltäglicher Umgebung fotografisch umzusetzen. Stilprägend sind seine Arbeiten für die einflussreichen Modemagazine Harper's Bazaar und VOGUE. Viele berühmte Persönlichkeiten wollten vor seine Linse. Es entstanden Porträts so ungeschminkt und real, wie diese Menschen waren. Er benutze keine Hilfsmittel, um ihre Vorzüge zu betonen. Weißer Hintergrund und der Akteur, mehr brauchte er nicht, um Porträtfotos zu erschaffen, die heute der Welt ein Begriff sind. Unvergessen und allgegenwärtig sind auf den Schwarz-Weiß-Abzügen die Gesichter von Marilyn Monroe, Samuel Beckett, Brigitte Bardot, Bob Dylan.

Doch er war kein Mann mit Scheuklappen. Den liberal eingestellten Künstler interessierte unter anderem das alltägliche und soziale Leben auf den Straßen der amerikanischen und süditalienischen Gesellschaft. „Ich fotografiere das, wovor ich Angst habe und das, was ich ohne Kamera nicht bewältigen könnte", erklärte er einmal seine Arbeit. Diese Bildreportagen wurden jahrelang nicht veröffentlicht, dabei sind sie als wichtige Zeitzeugen zu verstehen. Zu diesen berühmten Werkkomplexen gehört auch die Serie „In the American West". Sie umfasst Fotos von Fabrik- und Bergarbeitern, Farmern, Landstreichern und markiert einerseits die deprimierenden Schattenseiten des großen amerikanischen Traums, andererseits Stolz und Würde angesichts aussichtslos erscheinender Lebensumstände.

Zehn Jahre nach seinem Tod widmet ihm das Museum Brandhost in München eine Ausstellung. Neben den berühmten Mode- und Porträtfotografien, die ihm seine finanzielle Lage sicherten, sind auch Arbeiten ausgestellt, die er als Bürgerrechtler und Freiheitskämpfer erschuf. Richard Avedon, ein Fotograf, der wie kein anderer die zwei Gesichter einer westlichen Gesellschaft ungeschminkt präsentierte.