Der Deutsche mit pakistanisch-indischen Wurzeln engagiert sich zudem politisch und ist als stellvertretender Vorsitzender der Niederräder SPD aktiv. Doch für Ortsbeiratssitzungen und Parteitreffen hat er gerade keine Zeit. „Das Krankenhaus, in dem ich tätig bin, ist ein Projekt der deutschen Hilfsorganisation ,Humanity First'. Das Besondere an diesem Krankenhaus ist, dass nahezu alle Geräte, Krankenbetten und weiteres Krankenhausinterieur aus Deutschland gespendet wurde", sagt Waraich.
Spendenfinanzierte ArbeitSein neuer Arbeitsplatz wurde 2012 mit deutschen Spendengeldern in Betrieb genommen und wird seither von Einheimischen betrieben. Gleichwohl werden weiterhin Spenden aus Deutschland benötigt, um OP-Einheiten und die bereits vorhandenen Geräte betreiben zu können. „Schon einfache Dinge wie Ultraschallgel oder EKG-Papier sind hier Mangelware", berichtet der Mediziner. Hinzu komme, dass unter den tropischen Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit die Haltbarkeit vieler elektrischer Geräte stark leidet.
Das Krankenhaus bietet eine interdisziplinäre Versorgung an, die mit der Inneren Medizin, Gynäkologie und Geburtshilfe, Chirurgie und Kinder- und Augenheilkunde die wichtigsten Fachdisziplinen abdeckt. Anders als in Deutschland haben die Menschen in Benin keine Krankenversicherung, weshalb sie die Kosten der medizinischen Versorgung selbst tragen müssen. Doch nur die wenigsten Menschen können diese auch zahlen.
„Da ,Humanity First' sich nicht primär am Gewinn, sondern am Nutzen für die Menschen in Benin orientiert, gehören die Preise in meinem Krankenhaus zu den niedrigsten im Land, so dass auch Ärmere Zugang zur medizinischen Versorgung erhalten", erklärt der Mediziner die Hintergründe seines Engagements in Westafrika. Viele komplexere Operationen werden von Spenden finanziert und von Ärzten aus Deutschland unterstützt und durchgeführt.
„Seit 2010 bin ich das dritte Mal hier. Weil ich das Land bereits während meiner Studienzeit kennengelernt habe und daher weiß, wie schlecht die medizinische Versorgung in Benin ist, halte ich es für wichtig, hier mein Engagement als Arzt fortzusetzen", erläutert der 27-Jährige, was ihn nach Westafrika verschlug. Wie lange er diesmal bleibt, steht noch nicht fest. In seinen vorherigen Aufenthalten half Wjahat Waraich dabei, sogenannte „Medical Camps" zu organisieren. In entlegenen Dörfern behandelte er Menschen, die fast nichts besitzen - außer dem, was sie anhaben, und ihre aus Bambus und Palmenblätter erbauten Häuser.
Info: Sehr armes LandIn der westafrikanischen Republik Benin leben etwa zehn Millionen Einwohner auf einer Fläche, die etwas größer ist die der fünf neuen Bundesländer.
clearing„Ich kann mich sehr gut an eine Patientin erinnern, die sich mit einem Kropf, also einer gutartigen Schilddrüsenvergrößerung vorgestellt hatte. Diese Erkrankung hätte man in ihrem Fall mit sehr günstigen Tabletten behandeln können. Sie konnte die Therapie jedoch über mehr als zehn Jahre nicht bezahlen, so dass dieser Kropf so groß geworden ist, dass die Frau sogar Schwierigkeiten beim Atmen hatte und sich immer mit dem Oberkörper beugen musste, um zu sprechen und zu atmen", erinnert sich Wjahat Waraich an die grenzenlose Armut, mit der er konfrontiert wurde.
Dankbar für UnterstützungDer junge Mediziner hält es für wichtig, jenen zu helfen, die nicht die Möglichkeiten haben, einfach zum Arzt zu gehen, wie es in Deutschland möglich wäre. „Solidarität bedeutet für mich auch Nächstenliebe", sagt der gläubige Moslem. Anderen Menschen zu helfen und für sie da zu sein ist für Wjahat Waraich ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. „Meine Eltern flüchteten vor über 30 Jahren aus Pakistan und lebten anfangs in Asylheimen. Sie sprachen kein Wort Deutsch und ihr Ausbildungsstand war nicht hoch", erzählt der gebürtige Hannoveraner, der als einer der Jahrgangsbesten sein Abitur absolvierte und als Stipendiat der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung sein Medizinstudium mit Bestnoten abschloss.
Derzeit arbeitet Waraich an seiner Dissertation im Bereich der Blutkrebsforschung an der Universität Heidelberg, später möchte er als Facharzt in der Gynäkologie und Geburtshilfe arbeiten. „Obwohl ich ein Flüchtlingskind bin, habe ich es geschafft, als Erster in meiner Familie einen akademischen Abschluss zu erreichen. Das habe ich auch nur deswegen bewältigt, weil mir und meiner Familie von den Menschen in Deutschland Vertrauen entgegengebracht wurde und sie uns als Asylsuchenden eine Chance gaben, in Deutschland Fuß zu fassen. Dafür bin ich sehr dankbar", sagt Wjahat Waraich. „Wenn ich jetzt jedoch mitkriege, dass Flüchtlingsheime in Deutschland attackiert oder in Brand gesetzt werden und Flüchtlinge um ihr Leben fürchten müssen, dann macht mich das traurig", fügt er hinzu. Dabei seien doch viele der heutigen Flüchtlinge sogar deutlich besser gebildet, als es etwa seine Eltern damals gewesen waren.
Arzt für 25 000 PatientenIn Benin kümmert sich Wjahat Waraich hauptsächlich um die Patientenversorgung. Ärzte sind im Land rar. Auf etwa 25 000 Menschen kommt durchschnittlich ein Arzt. Dieses Problem wird dadurch verstärkt, dass Benin unter einem „Braindrain" leidet, da Fachpersonal vornehmlich nach Frankreich auswandert. Umso wichtiger ist die Arbeit von Wjahat Waraich und anderen Helfern, die dafür sorgen wollen, dass Benin mittelfristig zu einem lebenswerteren Ort wird, den Einheimische nicht mehr verlassen müssen, um ein menschenwürdiges Leben zu führen.
Wer die Hilfsorganisation „Humanity First" unterstützen möchte, kann Geld auf folgendes Konto einzahlen. Die Nummer lautet 5 00 28 46 76, die BLZ 50 19 00 00, Frankfurter Volksbank, IBAN: DE 72 50 19 00 00 05 00 28 46 76,