Unser Autor ist in eine WG gezogen, deren jüngster Mitbewohner zwei Jahre alt ist. Die beste Entscheidung seines Lebens.
Wie und mit wem wir wohnen, beeinflusst unseren Alltag maßgeblich. Da ist es ganz schön bitter, dass die meisten WGs durch Castings entstehen. Häufig bleiben sich die Menschen fremd und ein echtes und gemeinschaftliches Zusammenleben ist ein großer Glücksfall. Ich habe mich vor einem Jahr dazu entschieden, mit Freunden zusammen zu ziehen. Zwei von ihnen haben ein zweijähriges Kind, das wir jetzt einfach mal Felix nennen. Dieser Schritt hat mein Leben sehr verändert, aber auch bereichert. Zehn Gründe, warum Kinder definitiv „flatmates with benefits" sind:
1. Du musst nie mehr den Wecker stellenTatütataaa! - 7 Uhr morgens, Felix rennt über den Flur und spielt Feuerwehrauto. Er rüttelt an meiner Klinke, dann ist er mit einem Satz in meinem Bett. Ich soll mitspielen und zwar sofort. Wenn man mit einem Kind zusammen wohnt, hat man nie Zeit, lange zu grübeln oder sich hängen zu lassen - es ist einfach immer was los. Das steigert auch den Drang, selbst hinaus in die Welt zu gehen, um etwas Spannendes zu erleben. Und zu wenig Schlaf hat man selbst dadurch nicht: Wenn man abends, nach mehreren Runden Fangen spielen, erschöpft ins Bett fällt, ist es allerspätestens elf Uhr.
2. Du hast immer GesellschaftWenn man ungern allein ist, ist eine Wohngemeinschaft mit Kind etwas Feines. Bei uns ist ein Besucher in der Woche das Minimum. Omas, Tanten und Onkel quartieren sich regelmäßig ein und auch andere Familien suchen gerne die Gesellschaft meiner Mitbewohner. Irgendwie werden Leute mit Kindern öfter besucht als solche ohne. Vielleicht weil niemand die neuesten Fortschritte des Nachwuchses verpassen will. Und weil eine kleine Familie nicht ganz so mobil ist. Ich genieße es, diesen verschiedenen Menschen ganz privat begegnen zu können. In der Uni treffe ich meistens nur auf Gleichaltrige, zu Hause hingegen bekomme ich ein viel breiteres Spektrum an Lebensentwürfen präsentiert.
3. Du hast die besten Storys und Ausreden„Mein Mitbewohner hat heute angefangen zu heulen, weil ich ihm mein Smartphone nicht geben wollte." Solche Einstiege eignen sich gut als Basis für weitere Gespräche und tragen zur allgemeinen Erheiterung bei. Und „Sorry, dass ich zu spät bin, mein Mitbewohner wollte nicht von meinem Schoß" ist meine Lieblingsausrede, wenn ich zu spät zum Seminar komme. Seitdem mein Dozent weiß, dass ich mit einem Kind wohne, nutzte ich sie sehr oft. Er nickt dann immer nur wissend und weist auf einen freien Stuhl hinten rechts.