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Die ungewöhnlichste Insel der Welt

Sie besteht nur aus Sand, ist jedoch mit subtropischem Regenwald bewachsen und verblüfft mit 100 bunten Seen und ungewöhnlichen Straßen: Fraser Island im Nordosten Australiens ist hierzulande kaum bekannt, doch eine der spektakulärsten Inseln der Welt.


Peter bremst abrupt und springt mit einem Satz aus dem Offroad-Bus. Eine Python sonnt sich mitten auf der Straße, besser gesagt auf der Sandpiste. Als wäre es der normalste Handgriff der Welt, packt er die zwei Meter lange Schlange am Schwanz und trägt sie zum nächsten Baum.


Und weiter geht die Holperfahrt mit dem humorvollen australischen Guide, der perfekt Deutsch spricht, über die größte Sandinsel der Welt mit abenteuerlichen Sandstraßen und Pisten. Das sind aber nicht die einzigen Superlative mit denen Fraser Island vor der Küste von Queensland im Nordosten Australiens auftrumpft.


Alles wächst auf Sand - auch ein ganzer Regenwald

Die Bilderbuchschönheit von einer Insel mit weißen Traumstränden ist die einzige Sandinsel der Welt, auf der jegliche Vegetation, auch subtropischer Regenwald, auf Sand wächst. Und als wäre das nicht schon genug an Skurrilität, gibt es hier auch noch Eukalyptuswälder mit 70 Arten von Beuteltieren.


1992 erklärte die Unesco die Insel zum Welterbe, weshalb seitdem kein einziger Baum mehr gefällt wurde. In der Vergangenheit war das ein gutes Geschäft, da das Holz der bis zu 50 Meter hohen Bäume für seine außerordentliche Widerstandsfähigkeit im Salzwasser bekannt ist und deshalb auch für den Bau des Suez-Kanals verwendet wurde.


Der besondere Reiz an dieser so gut erhaltenen Wildnis ist, dass man selbst mit einem Allrad-Fahrzeug durchfahren kann - auf einem 1500 Kilometer langen Wegenetz durch den Urwald, über Hügel, Dünen und Strände.


Autofahren im Sand erfordert ein gewisses Know-How

Peter, der auf Fraser Island lebt, muss erst grinsen und schüttelt dann den Kopf, als er auf dem Beach-Highway zwei Jeeps sieht, die im tiefen Sand steckengeblieben sind. „Es ist immer das Gleiche", seufzt er, „die Leute lassen einfach zu wenig Luft aus den Reifen ".

Aber woher sollten die Touristen das wissen? Schließlich sind die wenigsten gewohnt, auf Wegen aus tiefem, weichem Sand zu fahren, bergab und bergauf durchs Gestrüpp zu driften oder mit 80 Kilometern pro Stunde über ewig breite Strände zu heizen.


Golden Beach-Highway nennt sich die Strecke, die über 123 Kilometer teilweise direkt an der Wasserlinie des Pazifiks entlangführt. „Am Strand muss man vorsichtig sein, dass man nicht zu nah an die hereinrollenden Wellen fährt", erklärt Peter. Erst letzte Woche sei ein von Touristen gesteuertes 4-WD-Fahrzeug umgekippt - die Reifen wurden vom Sog des Wassers weggerissen.


Im Inselinneren leuchten bunte Seen - mit weißen Sandstränden

Uns zieht es ins Inselinnere, wo wir eine 60 Meter hohe Sanddüne besteigen, deren Weiß-Gelb-Rosa-Farbton so intensiv ist, dass man sich auf dem Mond wähnt. Zur Unwirklichkeit dieser Landschaft trägt auch der smaragdgrüne See Lake Wabby bei, der mitten aus der Sandwüste leuchtet.


Der Farbrausch hört nicht auf, denn auf der Insel gibt es an die 100 Süßwasserseen, die teils in Rot, Grün, Gelb oder Hellblau schillern. Der Lake McKenzie ist eine dieser Schönheiten - Türkis mit weißem Puderzuckerstrand - , ein beliebtes, pittoreskes und sicheres Badeziel.


Trotz starker Strömungen: Die Ostseite der Insel ist ein Paradies für Angler

Auf der Ostseite der Insel allerdings sollte das Baden besser unterlassen werden, auch wenn die Strände noch so verlockend aussehen. Denn hier gibt es starke Strömungen. Im australischen Winter und Frühling kommen dennoch Hunderte von Menschen, Angler und auch Haie.


Dann ist Fischsaison, die sogenannte Tailor Season, in der Königsmakrelen, Blaubarsche und Plattkopf-Fische schnell anbeißen, während der Angler am Strand steht oder noch bequemer im Campingstuhl sitzt. Beim Thema Haie muss Peter wieder schmunzeln, denn Australier gehen damit viel entspannter um als die meisten Touristen. „Es ist viel wahrscheinlicher von einer herabfallenden Kokosnuss erschlagen, als von einem Hai getötet zu werden."


Nur an wenigen Orten weltweit möglich: Schwimmen mit wilden Walen

Wir gehen auf die Suche nach viel größeren Meeresbewohnern, den Walen. Die Westseite der Insel öffnet sich zur Hervey Bay, die als „Whale Watching Capital of Australia" bekannt ist. Hier ziehen jedes Jahr in der Zeit von August bis Ende Oktober 20.000 Buckelwale auf ihrer Reise von der Antarktis in die warmen Gewässer des Great Barrier Riffs vorbei.

An die 10.000 Wale legen dabei in der Hervey Bay eine Pause ein. In der Bucht mit dem klaren, türkisfarbenen Wasser finden sie ideale Bedingungen, um sich von dem langen Trip zu erholen, mit ihren Jungen zu spielen und soziale Kontakte zu knüpfen.


Für uns stellt sich das Szenario, das es nur an wenigen Plätzen der Welt so einfach zu beobachten gibt, so dar: Drei junge männliche Buckelwale springen keine zehn Meter vor unserem dreistöckigen Boot senkrecht aus dem Wasser und lassen sich mit einem mächtigen Platscher zurückfallen. Sie schwimmen so nahe heran, als wollten sie uns rammen, tauchen dann aber unter dem Boot durch, als wollten sie mit den kreischenden Touristen spielen.


Ein Wal schießt aus dem Wasser, so nahe, dass wir an seinem weißen Bauch die dort anhaftenden Krustentiere sehen können. Wenn keine Walmütter mit ihren Kälbern anwesend sind, wartet auf Mutige die wohl gigantischste Begegnung ihres Lebens: Sie dürfen ins Wasser und mit den Buckelwalen schnorcheln, wobei sie nur mit dem Handgelenk an einer langen Leine hängen.


Nützliche Infos zu Fraser Island:
 
  • Beste Reisezeit für Fraser Island: April bis November
  • Touren auf Fraser Island: Tagestour im Allradwagen mit Guide 107 Euro, 2 Tage im Allradwagen, mit Guide und Übernachtung ab 235 Euro (mit FTI, Dertour). 4-WD-Fahrzeuge kann man beispielsweise ausleihen bei www.fraser4wdhire.com.au, www.adventurecentre.com.au oder www.rainbowbeach4x4hire.com.au Selbstfahrer setzen mit der Autofähre von Rainbow Beach (Inskip Point) über; ab 77 Euro (hin und zurück) oder von Hervey Bay (River Heads) ab 112 Euro
  • Unterkünfte: Zu den zwei größeren Hotels zählt das Öko-Resort Kingfisher Bay, das im Regenwald liegt mit eigenem Strandabschnitt, Beachbar und Landungssteg, ab 62 Euro pro Person im Doppelzimmer. Neben Campingplätzen gibt es auch einige private Unterkünfte. 
  • Flüge : Cathay Pacific beispielsweise fliegt täglich ab Frankfurt via Hongkong nach Brisbane, ab 1.045 Euro (Economy Class) und 1.895 Euro (Premium Economy Class). Zusätzlich fliegt Cathay Pacific viermal wöchentlich im A350-900 (mit der neuesten Generation an Sitzen und Internet) von Düsseldorf nach Hongkong und weiter nach Australien.
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