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Urlaub in Kolumbien: 6 Fakten, warum sich die Reise unbedingt lohnt

Wohin? Bist du verrückt? Das ist doch viel zu gefährlich! Wer eine Reise nach Kolumbien plant, kennt derartige Reaktionen. Kein Wunder, denn über das Land im Nordwesten Südamerikas hörte man 52 Jahre lang wenig außer Gräueltaten: Gewalt, grausame Morde, Vertreibungen, Entführungen, Drogenhandel und Guerillakrieg.

Im Herbst 2016 änderte sich dies mit der Aussicht auf Frieden. Bei der Volksabstimmung entschied sich zwar eine hauchdünne Mehrheit der Bevölkerung gegen das über vier Jahre lang ausgehandelte Friedensabkommen mit der Guerillaorganisation Farc. Doch Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos erhielt wenige Tage darauf den Friedensnobelpreis, was dem Friedensprozess nun neuen Schwung verleiht - Verhandlungen mit der zweitwichtigsten Rebellengruppe ELN sind bereits anberaumt.

Für Touristen hat sich die Lage mit dem Fortgang der Friedensverhandlungen in den vergangenen Jahren stetig verbessert. Mittlerweile gelten weite Teile des Landes als sicher und ungefährlich. Wir zeigen sechs Gründe, warum Kolumbien der Geheimtipp für entdeckungsfreudige Reisende ist.

1. Das Abenteuer reist mit

Im Guesthouse gibt es kein Wifi, das Handy findet kein Netz, im Reiseführer steht nicht wie man in die weit entfernte Kolonialstadt Mompox kommt und Bezahlen ist nur mit Bargeld möglich. Doch der nächste Geldautomat liegt 20 Kilometer entfernt und spuckt pro Abheben nur 180 Euro aus: Auf eigene Faust zu reisen ist abenteuerlich, erfordert Zeit, Flexibilität und Spanischgrundkenntnisse, doch die hilfsbereiten Kolumbianer machen alles möglich.

Der Guesthouse-Besitzer aus Sapzurro an der Karibikküste beispielsweise schippert seine Gäste mit einem kleinen Fischerboot zum nächsten Dorf und setzt sie dort auf ein Pferdefuhrwerk zum Mini-Flughafen. Da bislang erst wenig Touristen im Land unterwegs sind, ist die Infrastruktur für Reisende noch nicht gut ausgebaut - wie auch viele der holprigen Straßen.

Doch an den interessanten Orten gibt es e tliche Unterkünfte, von einfachen Schlafmöglichkeiten in Hängematten und liebevoll hergerichteten Guesthouses über kleine Boutiquehotels bis zu internationalen Hotelketten in den großen Städten.

Tipp: Da man meist nur mit Bargeld bezahlen kann, immer gut vorausplanen, denn Geldautomaten sind rar gesät und spucken nicht mehr als 180 Euro aus.

2. Strandfeeling pur auf 3000 Kilomtern

Soweit das Auge nach Süden und nach Norden blicken kann, nichts als unverbauter Sandstrand, ganze Wälder aus Palmen, kein Mensch weit und breit und die Wellen der Karibik gurgeln sanft - wo gibt es so etwas noch? Im Norden Kolumbiens, zwischen Santa Marta und Riohacha versteckt sich einer der perfektesten Strände des Landes. Palomino heißt das 4000-Einwohner-Städtchen am Fuße der Sierra Nevada de Santa Marta, dem höchsten Küstengebirge der Welt, dessen Gipfel bis auf 5775 Meter reichen.

Hier ist der Tourismus gerade erst am Entstehen mit netten Guesthouses und Beachbars an dem einsamen, schier endlosen Strand. 1600 Kilometer ist die Karibikküste lang, der Großteil davon touristisch unerschlossen - noch. Als einziges Land in Südamerika grenzt Kolumbien sowohl an die Karibik als auch an den Pazifik, was weitere 1400 Kilometer an Meeresküste bedeutet.

Unberührte Strände im Osten und Westen

An den Pazifikstränden und den vorgelagerten Inselchen ist noch weniger los, obwohl sie mit ihrem dunklen, teilweise fast schwarzen Sand, der weißen Brandung, den vielen Palmen und dicht mit tropischem Regenwald bewachsenen Bergen im Hintergrund einen wunderschönen Kontrast bieten.

Tipp: Die Strände des oft überlaufenen Nationalparks Tayrona sind zwar in vielen Reiseführern abgebildet, doch ein paar Kilometer südlich bei Los Naranjos macht der Strand Los Angeles seinem Namen alle Ehre. Auf Hügeln im Palmenwald direkt am weißen Sandstrand versteckt sich die außergewöhnlichste Unterkunft der Region, die „Cabanas Los Angeles". http://www.playalosangeles.com/#!/-inicio/

3. Der Berg ruft! Paradiesische Verhältnisse für Trekker

Zugegeben, an den Küsten ist das Klima heiß, mit hoher Luftfeuchtigkeit. Wer nach der tropischen Hitze etwas Abkühlung braucht, fährt in die Berge. Davon gibt es in Kolumbien mehr als genug - Bergsteiger und Trekker finden hier paradiesische Verhältnisse vor.

Die westliche Landeshälfte wird von drei Ketten der Anden dominiert, deren höchste Gipfel weit über 5000 Meter liegen. Der aktive Vulkan Nevado del Ruiz beispielsweise ist 5400 Meter hoch und aus seiner 25 Quadratkilometer großen Kappe aus Eis und Schnee steigt weißer Rauch.

Outdoor Kletterspaß auch außerhalb der Hochgebirge

Wenn es kein Hochgebirge sein muss, dann genügt eine halbstündige Serpentinenfahrt von der Karibikküste bei Santa Marta ins 700 Meter hoch gelegene Minca. „ Capital ecologico" nennt sich das Bergdorf, das von dichtem Dschungel umschlossen ist. Outdoor-Freaks können hier auf Wasserfälle klettern, auf den Flüssen raften oder sich beim Tubing in LKW-Reifen treiben lassen oder einfach nur wandern - mit Blick auf die 5775 Meter hohe Doppelspitze von Pico Simon Bolivar und Pico Cristobal Colon.

Tipp: 20 Minuten zu Fuß bergauf über Minca liegt das kleine Hotel „Colonial", dessen einfache, aber reizenden Zimmer Mango, Cacao oder Limon heißen. Aus den Hängematten auf der Veranda lassen sich schrillbunte Vögel beobachten, der Swimmingpool wird mit Flusswasser gespeist und die junge Besitzerin Liz kümmert sich so liebevoll um ihre Gäste, dass man sie sofort ins Herz schließt.

http://mincaparadise.wixsite.com/mincahostalcolonial 4. Der Tierfaktor: Vielfalt unterschiedlicher Ökosysteme

Flamingos, Kolibris, Tukane, Faultiere, Jaguare, Wale, rosafarbene Flussdelfine, Anakondas: Dank seiner Vielfalt an klimatischen und geografischen Zonen sowie unterschiedlicher Ökosysteme gehört Kolumbien zu den Ländern mit der weltweit größten Artenvielfalt.

Allein 1700 Vogelspezies leben hier und viele lassen sich sogar aus der Hängematte auf dem Balkon des Guesthouses beobachten. Im Ökodorf Minca beispielsweise flattern Tausende von Papageien durch die Luft, Kolibris schwirren umher, selbst Aras und Tukane lassen sich blicken. Wer größere Tiere wie Jaguare, Flussdelfine oder Anakondas sehen will, reist in den Amazonasdschungel im Süden des Landes.

An der Pazifiküste bei Bahia Solano tummeln sich von Juli bis Oktober Hunderte von Buckelwalen mit ihren Jungen. Auf einer Holzplanke in einem kleinen Fischerboot sitzend erlebt man einen der aufregendsten Momente im Leben: Keine 30 Meter entfernt tauchen wie in Zeitlupe die Rückenflossen von zwei Walen auf und ab, ihre Blaslöcher auf der dunkelgrauen Haut sind deutlich zu sehen. Zwei Minuten später schießt einer der beiden Buckelwale aus dem Wasser und zeigt bei dem Sprung die weißen Streifen auf seinem Bauch - der Traum eines jeden Walbeobachters.

Tipp: Der Walbeobachtungsort Bahia Solano an der Pazifikküste ist nur per Flugzeug erreichbar. Die wenigen und kleinen Maschinen, die dorthin fliegen sind schnell ausgebucht. Deshalb möglichst frühzeitig Hin- und Rückflug reservieren.

5. Einzigartiger Städtetourismus möglich

Nach so viel Natur ist es Zeit für eine interessante Stadt. Aber welche? Millionenstädte inmitten von hohen Bergen oder liebevoll restaurierte Kolonialstädtchen? Cartagena heißt die Vorzeige-Kolonialstadt Kolumbiens an der Karibikküste. Die von einer Stadtmauer umgebene Altstadt gehört zum Unesco-Weltkulturerbe, ist aber deutlich touristischer als Mompox im Landesinneren. Die bunten Kolonialhäuschen am Rio Magdalena zaubern mit ihrer Patina eine sympathische und gemütliche Atmosphäre, die Menschen leben hier am größten Fluss des Landes ruhig und ohne Hektik.

Deutlich schneller pulsiert das Leben in Medellin, die als Heimat von Drogenboss Pablo Escobar einst als gefährlichste Stadt der Welt galt. Davon ist heutzutage nichts mehr zu spüren, was auch an den überall präsenten Polizisten liegt. W egen ihrer Lage in einem schmalen Tal auf knapp 1500 Metern Höhe und dem angenehmen Klima heißt die Drei-Millionen-Metropole auch Stadt des ewigen Frühlings. Ein Muss ist die Fahrt mit einer der Seilbahnen auf die umliegenden Hügel, die von Hochhäusern und Armenvierteln dicht besiedelt sind.

Auch die Hauptstadt Bogota liegt in den Anden, 2600 Meter hoch. Das bekannteste Highlight ist das Goldmuseum, indem mehr als 50.000 Exponate aus der Zeit vor der Ankunft der Spanier ausgestellt sind - eine einmalige Sammlung in ganz Südamerika.

Tipp: Da die Weltkulturerbe-Kolonialstadt Mompox umständlich zu erreichen ist, sind nur wenig Touristen auf den Spuren des kolumbianischen Literaturnobelpreisträgers Gabriel Garcia Marquéz unterwegs, dessen Roman „Hundert Jahre Einsamkeit" dort spielt.

6. Traum für Kaffeeliebhaber: 200 Kilometer Anbaugebiet

Hätten Sie gewusst, dass Kolumbien der drittgrößte Kaffee-Exporteur der Welt ist? 200 Kilometer westlich von Bogota erstreckt sich die „Zona Cafetera" in einer spektakulären Berglandschaft. In der Kaffeeregion gibt es nicht nur Kaffee-Fincas, die interessante Touren zur Herstellung und Verkostung der Arabica-Bohnen anbieten. Auch Wanderer können sich austoben: beim Nebelwald-Trekking, in dem bis auf 5000 Meter führenden Nationalpark Los Nevados, in der Paramo-Hochebene oder an Wasserfällen in Thermalbad Termales Santa Rosa.

Tipp: April und Mai sowie Oktober bis Dezember ist Erntezeit auf den Kaffeefarmen, wer interessiert ist, kann nach einer Einführung bei der Kaffeernte mithelfen. Die gemütlichere Variante ist in einer der Kafffe-Fincas zu übernachten.

Was Touristen sonst noch wissen müssen

Beste Reisezeit: Die Hauptsaison dauert von Dezember bis Februar. Von Juli bis Oktober ist Walsaison an der Pazifikküste. Oktober und November herrscht Niedrigwasser am Amazonas, was ideal zum Wandern ist, während es in den Anden und an den Küsten oft regnet.

Literatur: Das Standardwerk unter den Reiseführern, Lonely Planet 2015, enttäuscht, zu viele Informationen sind irreführend und veraltet

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