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Kuba sagt teuren Lebensmitteln den Kampf an

Der Lebensmittelmarkt El Trigal befindet sich auf einem 16.000 Quadrtameter großen Gelände in Havanna

Havanna. Die kubanischen Behörden haben den Großhandelsmarkt "El Trigal" im Stadtbezirk Boyeros von Havanna vorübergehend geschlossen und die Betreiberkooperative aufgelöst. Unregelmäßigkeiten, Kriminalität, illegale Aktivitäten, mangelnde Kontrolle und die Nichterfüllung des Zwecks, für den diese Einheit vor rund drei Jahren geschaffen wurde, seien die Gründe. Dies gab Luis Carlos Góngora Domínguez, Vizepräsident der Provinzregierung, am 13. Mai im staatlichen Fernsehen bekannt.


Dem vorausgegangen war eine Reportage des kubanischen Nachrichtenportals Cubadebate, in der die hohen Preise und die dahinterstehenden privatwirtschaftlichen Profiteure an den Pranger gestellt wurden. "Die Einrichtung war schon eine Zeit lang nicht mehr das, wofür sie geschaffen wurde und hat sich in allen Aspekten zu einem Sündenpfuhl entwickelt. Die Preise waren missbräuchlich und sind heute ein Geschäft vieler private Kleinunternehmer, um sich zu bereichern", wird Abelardo Álvarez Silva, Präsidentin der Kooperative "Créditos y Servicio Antero Regalado" im Bericht zitiert.


Als "El Trigal" im Dezember 2013 in Havanna als erster landwirtschaftlicher Großmarkt eröffnet wurde, war eines seiner Ziele, die Preise für Agrarprodukte zu reduzieren, indem sie die Käufer ohne Vermittler erreichen. Natürliche und juristische Personen im Tourismusbereich, Bildungs- und Gesundheitswesen etc. konnten dort einkaufen.

Mit dem Wachstum des Tourismus und dem Entstehen neuer Formen der nicht-staatlichen Vermarktung ist die Nachfrage nach Lebensmitteln allerdings gestiegen. Auch entwickelt sich die inländische Produktion einiger kostenintensiver Lebensmittel nach wie vor unzureichend. Die hohen Preise sind schließlich Ausdruck der teuren Produktion, Zirkulation und Vermarktung und der entsprechenden Vorteile für jedes der Segmente in der Handelskette. Eine besondere Rolle für die Preissteigerungen spielt dabei der Transport von Waren.


Teure landwirtschaftliche Produkte, Spekulation und Schwarzmarkt sind seit Jahren zentrale Themen im täglichen Leben der kubanischen Bevölkerung. Auch beim kürzlich stattgefundenen 7. Parteitag der Kommunistischen Partrei Kubas (PCC) hagelte es diesbezüglich Kritik. Die freie Vermarktung von Lebensmitteln hatte in den vergangenen Monaten zu exorbitanten Preiserhöhungen geführt, weshalb einige Reformen wieder zurückgezogen werden, bilanzierte Staatspräsident und PCC-Generalsekretär Raúl Castro das gescheiterte Marktexperiment in Havanna und den Provinzen Artemisa und Mayabeque.


Dies alles ist kein neues Thema in der kubanischen Wirtschaft. Eines der ersten Ziele der revolutionären Regierung im Jahr 1959 war die Beseitigung von Mittelsmännern und Spekulanten in der Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Heute geht es allerdings nicht mehr darum, die Figur des Vermittlers zu verdrängen, sondern Preisspekulationen auf Kosten der Bevölkerung zu begrenzen. Die Schließung von "El Trigal" ist Teil einer Offensive der Regierung gegen die Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse zu hohen Preisen und gegen den Schwarzmarkt. Ab dem 22. April wurden bereits die staatlichen Preise für zahlreiche Produkte des täglichen Bedarfs erheblich gesenkt.

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