Seinen jährlichen Pfingstkongress will der umstrittene Studentenverbindungen-Verband Coburger Convent wegen Corona als Delegiertenkongress in Hannover durchführen. Die Deutsche Messe kündigt die Räume
Von Michael Trammer und Leon Enrique Montero
Hunderte junge Männer marschieren in vollem Wichs, mit Fackeln und Fahnen durch die Coburger Innenstadt. Nur gelegentlich wird die Marschmusik vom Lärm des Gegenprotests übertönt. Videos und Bilder dokumentieren die Ereignisse. Die Inszenierung des Pfingstkongresses des Coburger Convents (CC) soll archaisch wirken. Er ist eines der zentralen Events der Verbindungsszene.
2021 sollen wegen der Coronapandemie statt des traditionellen Aufmarschs in Coburg rund 350 Delegierte an Pfingsten in Hannover tagen. Nur eine Wahl der Amtsträger und ein Trinkabend sollen stattfinden.
Dass die vom CC-Pressesprecher Martin Vaupel als „großes Familienfest" bezeichnete Veranstaltung nach Hannover kommt, ist aber nicht nur aufgrund der Unsicherheit des weiteren Verlaufs der Pandemie fraglich. Die Deutsche Messe, bei der unter anderem Namen ein Mietvertrag abgeschlossen wurde, kündigte gestern die Räume. „Die Weltanschauung einzelner Gruppierungen im Coburger Convent widersprechen zutiefst den Werten und der Haltung der Deutschen Messe", sagt Onuora Ogbukagu, Pressesprecher des Unternehmens.
Seit mehr als 130 Jahren kommen Korporierte aus ganz Deutschland für mehrere Tage zum Pfingstkongress in Coburg zusammen. Auf der Tagesordnung stehen neben Abstimmungen, Saufgelagen und einem Festball auch eine Kranzniederlegung für die Gefallenen beider Weltkriege. Für Frauen ist ein extra Programm vorgesehen - bei inhaltlich entscheidenden Tagungen sind sie nicht zugelassen.
Antifaschistische Aktivist*innen aus Coburg haben auf einem Blog zahlreiche Erfahrungen, Beobachtungen und Recherchen gesammelt. Dort heißt es, in der Coburger Innenstadt werde während des Kongresses offen Rassismus, Sexismus, Homophobie, Chauvinismus und Geschichtsrevisionismus propagiert. Zum Abschluss des Pfingstkongresses werde nach dem Fackelmarsch oftmals das gesamte Deutschlandlied gesungen.