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vangardist.com | Artikel zu "The Imitation Game"

Filmszene aus "The Imitation Game". Foto: © SquareOne Entertainment

Visionär - Außenseiter - Genie. Benedict Cumberbatch ist Alan Turing


Alan Turing war genial, eigenbrödlerisch, hat eine frühe Form des Computers entwickelt und mit ziemlicher Sicherheit Hunderttausenden Menschen im Zweiten Weltkrieg das Leben gerettet. Ein Mann also, den man nicht vergessen sollte, auch wenn das Projekt an dem er maßgebend beteiligt war bis 2004 geheim gehalten wurde. Der moderne „Sherlock", „Star Trek"-Bösewicht und Hollywood-Überflieger Benedict Cumberbatch gibt ihm in „The Imitation Game" ein Gesicht und verhilft ihm 60 Jahre nach seinem Tod zu neuer Ehre auf der Kinoleinwand.


Was uns erwartet: Alan Turing (Benedict Cumberbatch) ist ein schroffer, überheblicher Einzelgänger, gesegnet mit einem großen Talent: er ist Mathematikgenie. Darauf wird bald auch das britische Militär aufmerksam und rekrutiert den jungen Mann nach seinem Studium für ein streng geheimes Projekt. Denn die Nazis kommunizieren über eine Codesprache ihre Truppenmanöver. Turing und weitere Fachgenies sollen den „Enigma"-Code knacken. Die anderen sind von Turing wenig begeistert, doch der ist dreist genug, Winston Churchill selbst mit seiner Unzufriedenheit über das Team per Brief zu behelligen - was dazu führt, dass Turing zum Leiter ernannt wird und sofort zwei ungeliebte Mitstreiter aussortiert. Für Ersatz sorgt er mit unkonventionellen Mitteln: Er lässt ein komplexes Kreuzworträtsel veröffentlichen, dessen Gewinnerin, Joan Clarke (Keira Knightley) fortan mit an dem Projekt arbeiten darf. Sie wird seine engste Vertraute und schließlich Verlobte. Doch nicht nur das Projekt und alles was damit zusammenhängt müssen streng geheim bleiben, auch Turing selbst trägt ein Geheimnis mit sich herum, welches nicht nur seine Reputation sondern auch sein restliches Leben ins Chaos stürzen könnte, wenn dieses ans Licht kommt.

Alan Turing ist in vielerlei Hinsicht eine revolutionäre Figur der Geschichte, die wegen der Krux der Geheimhaltung auf mehreren Ebenen nie zu der Anerkennung kam, die sie verdient hätte. Wie Turing wurden Zehntausende Männer wegen „grober Unzucht und sexueller Perversion" angeklagt und verurteilt. Er wurde vor die Wahl gestellt, eine Haftstrafe anzutreten oder seine Homosexualität, die damals als eine psychische Erkrankung angesehen wurde, mit Östrogen „behandeln" zu lassen - dieser Vorgang wurde allgemein als „chemische Kastration" beschrieben. Da er weiterhin arbeiten wollte, entschied er sich für Letzteres, mit fatalen Nebenwirkungen. Erst am 24. Dezember 2013 wurde Turing durch ein Royal Pardon von Queen Elisabeth II offiziell rehabilitiert. Der Film und besonders ein abermals genialer Cumberbatch schaffen eine neue Sensibilität für einen oft verschwiegenen Teil der Geschichte.

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