Super Street Fighter 4 ist der König der Kloppereien - und die Macher Capcom die Fürsten der Abzocke. Stellte man vor 20 Jahren noch ein festziges "Hyper" oder "Turbo" zum Titel, ist es heutzutage die "Arcade Edition", die euch wieder in die Tasche greifen lässt. Falls es sich lohnt.
Und was gibt's Neues? Vier frische Gesichter auf der Straße, wobei: eher 1,5 neue Gesichter. Aus Street Fighter 3 - Third Strike haben es jetzt auch die Zwillinge Yun und Yang ins Aufgebot geschafft - für Super Street Fighter 4 qualifizierten sich aus Teil drei ja bereits Makoto, Dudley und Ibuki. Die beiden agilen Chinesen gleichen nicht nur wie ein Ei dem anderen, sie kommen auch beide mit einem flinken und sehr offensiven Manöverpaket daher, das sich jeweils dezent vom anderen unterscheidet. Dennoch wären sie auch als ein einziger Charakter samt "Alternativkostüm" denkbar. Spannender hätten zweifellos Remy oder Elena aus dem dritten Teil das Feld aufgemischt.
Bei Oni und Evil Ryu wird es dann schon dreister. Letzterer ist eine "böse" Variante vom Helden der Serie, mit verstärkten Feuerbällen und dem berüchtigten Super Combo von Akuma: Licht aus, prasselnde Schlagserie, dramatische Pose mit greller Explosion - kennt ihr. Sonst hat sich nichts geändert. Absurd, wo doch schon Akuma dieselben Fähigkeiten ins Feld führte und selbst eine dämonischere Ryu-Variante ist. Aber auch der Dämonenkrieger bekommt seinen Abklatsch: Oni. Der ist eine noch boshaftere Variante von ihm, gekreuzt mit Manövern des Ryu-Lehrmeisters Gouken - ah ja. Kurz gesagt gibt es jetzt eine fiese Ryu-Variante, die selbst von Akuma abgekupfert wurde, der abermals eine ursprüngliche Ryu-Version ist und als Oni-Vorlage herhält. Verwirrt? Eher verärgert, denn somit sind nur die Zwillinge wirklich neue Figuren in der Arena. Eine magere Ausbeute. Zudem haben die vier Neulinge keine Rivalen-Szenen im Arcade-Modus bekommen und ihre Einführungsvideos bestehen aus Standbildern.
Die restlichen Neuerungen sind irrelevant. An der Spielbalance hat Capcom wieder einmal gedreht, was der Otto-Normal-Prügler aber nicht bemerkt. Denn trotzdem werdet ihr online nach wie vor von Dauerzockern mit Ken-Fetisch mit Dragon-Punches und Feuerbällen an den Rand der Verzweiflung getrieben. Fragt sich, was da ausbalanciert wurde. Im "Replay-Channel" kann man dann Profikämpfe ansehen, abspeichern, verteilen und was man sonst noch so bereits auf YouTube machen konnte. Da schaut ihr vielleicht mal rein, vielleicht auch zweimal - und haut dann lieber wieder selbst in die Tasten. Das rechtfertigt keine 15 Euro für das herunterladbare Update und das Doppelte für die physische Variante erst recht nicht. Nur wer noch kein Street Fighter 4 besitzt, sollte zu dieser Version greifen.
Pro:
- vier neue Kämpfer
- "Replay Theater"
- kleine Modifizierungen
- beste Version von Street Fighter 4
- als Download und Disk erhältlich
Contra:
- neue Kämpfer gleichen alten Recken
- allgemein wenig neuer Inhalt
Fazit:
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Wer Super Street Fighter 4 noch nicht sein eigen nennt, denkt sich hier eine Wertung von 95 Prozent und besorgt sich umgehend diese hoffentlich definitive Version des brillanten Universalkloppers. Alle anderen sehen dieses Update als das, was es ist: Geldschneiderei vor einem hoffentlich bald kommenden Teil 5. Weder die verbesserte Spielbalance, das überflüssige Replay-Theater noch wenig berauschende vier Quasi-Neulinge rechtfertigen den Kauf. Schießt euch davon lieber eine günstige Version von BlazBlue oder spart für Street Fighter X Tekken.