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"FIFA 18" vs "PES 2018" - Die große Detailschlacht

"FIFA 18" vs "PES 2018". (Foto: Electronic Arts/Konami 2017)

Der alte Kampf geht in eine neue Runde. In ihren aktuellen Jahres-Updates haben die Fußballsimulationen "FIFA 18" und "Pro Evolution Soccer 2018" einige Neuerungen in petto. Entscheidet sich dieses Mal, wer der Sieger auf dem virtuellen Spielfeld ist? Wir haben verglichen.


Nach unserem Ersteindruck von der Gamescom 2017 haben wir uns nun sowohl "FIFA 18" als auch "PES 2018" genauer angesehen. Über die Jahre haben sich die beiden Fussi-Simulationen immer stärker angeglichen. Das alte Statement, "Pro Evolution Soccer" (PES) sei eher für die Taktiker und "FIFA" für die Spaßbolzer geeignet, lässt sich so schon länger nicht mehr halten. Beide Spiele bieten taktische Finessen und actiongeladene Partien. Die Unterschiede fallen inzwischen nur noch marginal ins Gewicht. Letztlich ist es die persönliche Präferenz, die am Ende zum Kauf bewegt, und die sich oft an Details entscheidet.


Umfang & Spielmodi: Umfangreiches Gebolze mit Lizenzdifferenz

EA hat bei "FIFA 18" an eben diesen Details hart gearbeitet, sodass das aktuelle Update zum abermaligen Kauf verführt. Der Ultimate-Team- und der Karrieremodus wurden mit diversen Neuerungen ordentlich aufgebohrt. Vor allem mit der bombastischeren Präsentation, Ikonen-Karten und noch ausführlicheren Transferverhandlungen soll der Spieler ins Boot geholt werden. Auch der Story-Modus um den fiktiven Emporkömmling Alex Hunter ist bei "FIFA 18" wieder mit dabei, "The Journey" geht weiter. Den Modus mögen viele Spieler links liegen lassen, aber er ist durchaus eine nette Ergänzung für Solozocker.


"PES 2018" steht dem etwas nach, auch wenn die üblichen wichtigsten Modi natürlich mit an Bord sind. Auch einen Drei-gegen-drei-Modus hat Konami neu integriert, mit dem sich online oder lokal mit mehreren Freunden interessante Duelle veranstalten lassen. Auch myClub- und Meisterligamodus sind weiterhin dabei, "PES 2018"-Spieler werden also kaum einen Storymodus vermissen. Was hingegen leidenschaftliche Fußballfans schmerzt, ist ein gewohntes Manko: Für nur 13 Ligen hat "PES 2018" die offiziellen Lizenzen ergattert, diese auch nicht vollständig. Dagegen wartet "FIFA 18" mit 35 Ligen auf, also der fast dreifachen Anzahl – zudem sogar den Frauen-Nationalmannschaften: sehr löblich.


Als Beispiel: Aus der Bundesliga sind nur Borussia Dortmund, Schalke 04 und RB Leipzig in "PES 2018" vertreten, dafür gibt es in diesem Update die chilenische Liga neu im Repertoire … was hierzulande kaum jemanden wirklich vom Hocker hauen wird. PS4 und PC-Spieler können zwar die fehlenden Teams dank inoffizieller Patches  in "PES 2018" integrieren, aber dazu ist ein wenig Aufwand nötig. Hier hat "FIFA 18" ausnahmsweise deutlich die Nase vorn.


In diesem Bereich liegt "FIFA 18" ein wenig in Führung, nicht nur wegen der Lizenzen. Für "PES"-Fans sind dies aber gewohnte Unterschiede, die sich nicht direkt aufs Gameplay auswirken.


Gameplay & Optik: Gut zu spielen und anzuschauen

Am Ende zählt aber wie immer nur, was auf dem Feld passiert. Und hier haben beide Vertreter jeweils die Geschwindigkeit reduziert, um mehr taktisches Vorgehen zu ermöglichen. Allerdings hagelte es bei User-Testspielen bereits große Kritik an der neuen "FIFA"-Episode. Die reduzierte Geschwindigkeit sei nur Augenwischerei, dafür sei gerade auf der Zielgerade vorm Tor die künstliche Intelligenz sehr mangelhaft. Ähnliche Schwächen lassen sich aber auch bei "PES 2018" ausmachen. Dabei muss man sagen: In Sachen realistisches Spielgefühl hat "Pro Evo" die Nase vorn. Der Matchfluss ist weniger zappelig und trotz der Mankos entstehen mehr spannende Ballkämpfe und Torsituationen. Letztlich haben beide Titel hier noch Nachholbedarf, von den vernichtenden Ultrafan-Kritiken sollte man sich aber nicht entmutigen lassen.


Trotz seiner viel gerühmten Frostbite-Engine hat "FIFA 18" immer noch Probleme bei der Gesichtsanimation. Vergleicht man entsprechende Szenen gerade mit Adventures wie der "Uncharted"-Serie, "Horizon Zero Dawn" oder aktuellen Rollenspieltiteln, haben die Kicker weiterhin steife Gruselkabinett-Mimiken. Eigenartig, dass hier keine wirkliche Evolution zu erkennen ist, schließlich gibt es nicht so viele Elemente, die bei der Grafik aufgebohrt werden müssten. Dafür wurde bei "FIFA 18" zumindest erstmals das Publikum komplett dreidimensional animiert und macht somit eine bessere Figur.


Die Optik bei "PES 2018" ist ebenfalls nicht gerade nah an der Perfektion, gefällt aber insgesamt doch besser. Die Proportionen stimmen hier eher, gerade Haut und der Schweiß darauf sehen deutlich realistischer aus. Schade, dass "PES" bei der Präsentation dennoch "FIFA" etwas nachsteht, sonst hätte es hier einen klaren Sieg gegeben. Denn trotz knalligerer Optik hat Letzteres die schönere Stadionatmosphäre zu bieten. Hier wird deutlich: Eine Detailanalyse ist wenig sinnvoll, denn das Gesamtpaket muss den jeweiligen Spieler ansprechen. Grobe Schnitzer leistet sich jedenfalls keiner der beiden Titel.



"PES 2018" bietet das realistischere Spielgefühl und etwas bessere Grafik. In Sachen Präsentation bleibt "FIFA 18" aber noch immer ungeschlagen – hier kommt richtiges Stadion-Feeling auf.

Flotte Sprüche: Manchmal lieber kein Kommentar

Bei den Kommentatoren aber fällt "PES" deutlich ab. Man kann sie lieben oder hassen, aber auf der "FIFA 18"-Seite hat EA mit Wolf Fuss und Frank Buschmann wieder zwei große und bekannte Namen aufgefahren. Trotz der wie üblich manches Mal zu oft wiederholten Floskeln, funktioniert der Kommentar gut und geht nur selten auf die Nerven. Für "PES 2018" wurden Marco Hagemann und Hansi Küpper verpflichtet. Deren Sprüche wiederholen sich viel zu oft, wirken immer wieder unterkühlt und nicht gerade gut aufeinander abgestimmt. Gelb-rote Karte dafür. Gut, dass sich die Kommentatoren auch komplett abschalten lassen.


Was ist besser: "FIFA 18" oder "PES 2018"?

Insgesamt hat "PES 2018" den größeren Schritt nach vorne gemacht. Mit dem veränderten Spielablauf haben sich die Konami-Entwickler etwas gewagt und noch mehr auf Realismus gesetzt – der letztlich das größte Aushängeschild der Serie war und ist. "FIFA 18" hat dagegen hauptsächlich an seiner Präsentation geschraubt und wird mit dem verringerten Tempo wohl manchen auf Action gepolten Spieler etwas verwirren. Letztlich ist es Gewöhnungssache, und einige Mankos beider Titel werden bestimmt mit kommenden Updates – hoffentlich kostenlosen Downloads und nicht erst der nächsten Vollpreisepisode – behoben werden.


Der große Kampf bleibt also weiter unentschieden. Wer viel Wert auf stimmige Präsentation und vollständige Lizenzen legt, greift zum mainstreamigeren "FIFA 18". Solospieler haben hier zudem den ganz netten Storymodus als Plus. Der ursprüngliche Underdog "PES 2018" hingegen hat stark aufgeholt, bietet im Detail die bessere Grafik und das rundere Spielgefühl auf dem Platz. Die 2018-Episoden sind somit der ideale Moment für einen Favoritentausch: Eingefleischte "FIFA"-Zocker sollten es dieses Mal wagen, auch "PES" eine Chance zu geben. Denn einen klaren Sieger für alle Geschmäcker gibt es auch dieses Jahr nicht.


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