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Keine Angst vorm Blackout: Wie man Ladestrom clever verteilt

Keine Angst vorm Blackout: Wie man Ladestrom clever verteilt

Selbst wenn jeder der mehr als 40 Millionen PKW in Deutschland rein elektrisch fährt, gibt es genug Strom für jeden einzelnen davon, und ohne dass das Stromnetz dabei - wie die notorischen Elektroauto-Kritiker gern mantraartig wiederholen - zusammenbrechen würde. Denn gegen den Strom-Blackout gibt es ein Mittel: Intelligente Software, die die reichlich vorhandene Energie so verteilt, dass genug für alle da ist. Für den Herd und die Waschmaschine, für den Fernseher am Abend, die Kaffeemaschine am Morgen und das Elektroauto, das in der Frühe wieder vollgeladen zur Verfügung stehen soll.
 
Experten sprechen von Lade- und Energiemanagement oder auch Lastmanagement, wenn sie intelligentes Laden meinen. Ohne diese Maßnahme könnte das Stromnetz tatsächlich überlastet werden, sollten zu viele Autos zur gleichen Zeit in der selben Netzumgebung laden. Manche meinen, der Ausbau der Stromnetze sollte eine derartige Überlastung verhindern. Bei einer intelligenten Verteilung der Ladevorgänge allerdings müssten die Netze gar nicht ausgebaut werden, so eine Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman und der TU München. Denn die meisten Ladevorgänge von Elektroautos sind zeitlich flexibel, schließlich steht ein PKW im Schnitt ohnehin 23 Stunden am Tag ungenutzt herum.
 
Und der Strom für die eine Stunde Fahrzeit, bei der das Durchschnittsauto nur 40 Kilometer bewegt wird, ist schnell wieder im Akku. Selbst ein Schwergewicht wie der neue Audi e-tron käme beim durchschnittlichen Fahrprofil auf einen täglichen Strombedarf von lediglich etwa zehn kWh. Da würde es grob vereinfacht ausgedrückt auch reichen, ihn während seiner 23 Stunden Standzeit mit nur 0,5 kW zu laden - selbst ein Toaster braucht mehr Energie.
 
Die Studie berücksichtigt auch, dass es die Möglichkeit geben sollte, ein Elektroauto mal mit höchst möglicher Leistung zu laden, etwa für einen kurzen Schnellladestop bei Langstreckenfahrten. Damit käme unser Stromnetz ebenfalls zurecht. Es reicht vollkommen, dass bei einer Elektroauto-Quote von 100 Prozent mindestens 93 Prozent der Autofahrer gesteuert laden, um einen Ausbau des Netzes überflüssig zu machen, so die Studie.
 
Die absolute Menge an Strom stellt ebenfalls kein Problem dar. Selbst wenn alle Autos komplett elektrisch angetrieben würden, würde sich der deutsche Stromverbrauch insgesamt nur um gut 15 Prozent erhöhen, sagt die Netz-Chefin des Energieversorgers Innogy, Hildegard Müller. Das ließe sich bewerkstelligen. Man müsse allerdings dafür sorgen, Lastspitzen zu vermeiden. Sprich: Die Zahl und Leistung der Ladevorgänge intelligent zu verteilen.

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Erschienen im Printmagazin Elektroautomobil, Ausgabe 01/2019