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Rohstoffe für Elektroautos - Eine Chance für mehr Nachhaltigkeit

Rohstoffe für Elektroautos - Eine Chance für mehr Nachhaltigkeit

Es stößt kein CO2 aus und keine Stickoxide, ist leise unterwegs und kann sogar einen Teil zur nachhaltigen Energiewende beitragen. Eine eierlegende Wollmilchsau ist das Elektroauto trotzdem nicht - denn auch für die Produktion eines Stromers braucht man wertvolle Rohstoffe. Dass deren Abbau nicht immer nachhaltig und unter menschenwürdigen Bedingungen geschieht, ist leider immer noch traurige Realität.

Allein in der Batterie eines Elektroautos wie dem BMW i3 stecken unter anderem 35 Kilogramm Grafit, zwölf Kilo Nickel, zwölf Kilo Kobalt, zwölf Kilo Mangan und weitere Metalle wie Lithium, deren Bedarf mit der steigenden Verbreitung von Stromfahrzeugen stetig wachsen wird. Und in den Elektromotoren gelten vor allem seltene Erden wie Neodym und Dysprosium als Konfliktstoffe.

Während die Versorgung mit Mangan und Nickel als gesichert gilt, gehen Forscher vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI davon aus, dass vor allem die Batterie-Rohstoffe Kobalt und Lithium in Zukunft knapp werden könnten. Auf jeweils 110.000 Tonnen schätzen die Forscher den weltweiten Bedarf im Jahr 2035, sollten sich Elektroautos durchsetzen. Das entspräche der gesamten aktuellen globalen Kobalt-Produktion und knapp dem Vierfachen der aktuellen Lithium-Förderung. Die Schätzung des künftigen Kobalt-Bedarfs ist jedoch mit Unsicherheiten behaftet, da einige andere, teils besser verfügbare Rohstoffe als möglicher Ersatz in Batterien in Frage kommen.

Derzeit aber wächst der Bedarf an den beiden Rohstoffen so schnell, dass die Anbieter die Nachfrage kaum decken können. Mit der Folge, dass die Preise deutlich zulegen. Die Tonne Kobalt kostet mit etwa 50.000 Dollar derzeit doppelt so viel, wie noch vor einem Jahr. Auch der Preis für Lithium hat sich seit 2016 auf fast 15.000 Dollar verdreifacht.

Bei Kobalt kommt hinzu, dass es zu einem großen Teil aus der politisch instabilen Demokratischen Republik Kongo stammt, und etwa ein Fünftel der dortigen Jahresproduktion unter menschenunwürdigen Bedingungen teils mit primitiven Werkzeugen und in Kinderarbeit abgebaut wird. Und da knapp die Hälfte der weltweit auf sieben Millionen Tonnen geschätzten Reserven in dem Land vermutet werden, wird die DR Kongo sehr wahrscheinlich auch zukünftig der größte Produzent von Kobalt bleiben und damit eine wichtige Rolle bei der weltweiten Versorgung einnehmen. Die Deutsche Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) empfiehlt deshalb, dass Abnehmer und deren Kunden beim Bezug von Kobalt aus der DR Kongo sicherstellen sollen, „dass Erzförderung, -transport und -aufbereitung nach internationalen Standards erfolgen“. Die Machbarkeit eines derartigen Ansatzes sei „durch vergleichbare Maßnahmen in den Lieferketten von z. B. Zinn oder Tantal bereits nachgewiesen“.

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Erschienen im Printmagazin Elektroautomobil, Ausgabe 01/2018