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Warum das autonome Fahren die Zukunft ist

Warum das autonome Fahren die Zukunft ist

Es ist paradox: Verunfallt ein autonomes Auto von Uber oder Tesla, wird der Unfall wochenlang in den Medien weltweit seziert und es hagelt Vorwürfe, warum es überhaupt selbstfahrende Autos braucht. Der Mensch fährt ja eh gut genug! Wirklich? Denn gleichzeitig sterben in Deutschland mehr als 3000 Menschen jedes Jahr im Straßenverkehr - im Schnitt neun pro Tag. Weltweit führen Autounfälle zu fast eineinhalb Millionen Todesfällen pro Jahr - das entspricht der Einwohnerzahl von München. Aber diese große Mehrheit der tödlich verunglückten Menschen findet außerhalb der lokalen Medien keinerlei Beachtung.

Haben wir uns wirklich so daran gewöhnt, dass im Straßenverkehr Menschen Menschen töten? Und warum stellen wir uns so quer, wenn an einer Technologie gearbeitet wird, die genau dies verhindern kann? Es wäre an der Zeit, umzudenken. Und die Chancen zu erkennen, die selbstfahrenden Autos inne wohnen.

Zwar werden sich Unfälle auch mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz nie ganz vermeiden lassen. Aber für die Vision Zero - der Utopie eines zu 100 Prozent sicheren Straßenverkehrs - werden autonome Fahrzeuge trotzdem eine große Rolle spielen: Weil sie sich an Tempolimits halten, keine aggressiven Fahrmanöver wagen, sich nicht vom Smartphone ablenken lassen und nicht durch Alkohol am Steuer zur unberechenbaren Gefahr auf vier Rädern werden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich die Unfallquote durch automatisiertes Fahren um 90 Prozent verringern lässt. Ein Restrisiko - darin sind sich die Experten einig - wird man allerdings nie ganz ausschließen können.

Autonome Autos werden auch dafür sorgen, dass der Verkehr wieder besser fließt. Sie können - sofern irgendwann tatsächlich alle Fahrzeuge über diese Technologie verfügen - dank ausgefuchster Car-to-Car-Kommunikation weitaus vorausschauender Fahren als der Mensch, Kreuzungen auch ohne Ampeln zügig und sicher durchfahren, ohne dass der Querverkehr behindert wird, und die Abstände zum Vordermann geringer halten, wodurch sich Staus schon allein aufgrund des geringeren Platzanspruchs vermeiden lassen. Selbstfahr-Autos berechnen zudem, gefüttert mit Echtzeit-Daten der Verkehrslage, automatisch den schnellsten Weg, umfahren Staus - sollte es dann überhaupt noch welche geben - und stockenden Verkehr, Baustellen und Sperrungen. Während die Insassen entspannt Zeitung lesen, Videos schauen oder auf dem Weg in die Arbeit bereits Mails schreiben.

Die Fahrer gewinnen zudem Zeit dadurch, dass sich das Auto seinen Parkplatz künftig selber sucht. Aktuell entfällt etwa ein Drittel des städtischen Verkehrs allein auf die Parkplatzsuche, wie Wissenschaftler errechnet haben. Dieses lästige aber notwendige Übel bleibt uns in Zukunft erspart. Doch auch für die Autos wird die Parkplatzsuche entspannter - intelligente Software sorgt dafür, dass sie enger parken und die ohnehin knappen Verkehrsflächen in Städten optimal nutzen können.

Selbstfahrende Autos werden auch dazu führen, dass Städte endlich leiser und sauberer werden, selbst wenn weiterhin Verbrenner über die Straßen rollen sollten. Denn die Roboter am Steuer kennen keine Kavalier-Starts oder Zwischengas-Orgien und rasen nicht im 2. Gang und bei 70 km/h durch Wohngebiete. Sie beschleunigen sanft und brauchen so auch deutlich weniger Sprit und verursachen weniger Abgase. Die künstliche Intelligenz ist so programmiert, dass sie stets genau so fährt, wie wir es in der Fahrschule gelernt haben: Gemäß der Straßenverkehrsordnung, fair, sicher und gelassen.

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Erschienen im Printmagazin Elektroautomobil, Ausgabe 04/2018