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G geht immer! Die Geschichte der Mercedes-Benz G-Klasse

Schon oft hat man versucht, ihn durch ein komplett neues Nachfolgemodell zu ersetzen. Doch daraus wurde nichts. Seit 1979, mithin ganze 39 Jahre rollt er nun schon über die Straßen und Pisten der Welt und schreibt seinen Beitrag zur Automobilgeschichte weiter. Dabei war dem Mercedes G nicht einmal ein erfolgreicher Modellstart beschert - die Sterne für das geländetaugliche Fahrzeug mit dem Stern im Kühler standen zu Beginn eher schlecht: "Der schaut wie ein toter Fisch", soll der Vorstand der damaligen Daimler-Benz AG bei der Vorstandspräsentation kommentiert haben. Mittlerweile feierte der G im Juli 2017 mit dem 300.000sten Fahrzeug ein kleines Jubiläum. Heute schreiben wir das Jahr 2018 und der G scheint beliebter als je zuvor. Mercedes-Benz G-Klasse: Weltweit im Einsatz

Der G ist heute überall dort im Einsatz, wo man sich auf bewährte Technik verlassen können muss. Bei der Bundeswehr kennt man den G in seiner militarisierten Version als "Wolf" und er tut dort ebensogut professionelle Dienste wie in der zivilen Nutzung, beispielsweise als Jagdwagen in der "Professional"-Ausführung. Dabei ist der beim Geländewagenspezialisten Steyr-Puch im österreichischen Graz gebaute G heute weniger Nutzfahrzeug als vielmehr Statussymbol: Arnold Schwarzenegger, in Graz geboren, fährt seit 25 Jahren ein Fahrzeug aus seiner Heimat. 1983 gewann der Belgier Jacky Ickx die Rallye Paris-Dakar auf einem G. Und man kann mit einem G auch vor der Oper vorfahren.

Sogar der Papst fuhr schon im G

Auch Papst Johannes Paul II. wusste die Vorzüge eines Mercedes G zu schätzen. Aus einem perleffektweißen G segnete er jahrelang die Gläubigen. Für das liebevoll "Papamobil" genannte Fahrzeug, das heute zur Mercedes-Benz Classic Sammlung gehört, wurde ein extra hoher Glasaufbau angefertigt, so dass der Heilige Vater während der Fahrt im Fahrzeug stehen konnte und von allen Seiten stets gut zu sehen war.

Update mit G-fühl

Auf der alljährlich stattfindenden Detroit Motor Show wurde im Januar 2018 ein optisch fast unverändert erscheinender G präsentiert, und Daimler tut gut daran, optische Veränderungen bisher nur äußerst behutsam vorgenommen zu haben: Die Fans des G stehen auf seine kantige Grundform, die trotz ihres Alters von fast 40 Jahren immer noch ansehnlich wirkt, was allerdings auch an der Fahrzeugklasse liegen mag - Geländewagen eben. Doch Aussehen ist bekanntlich Geschmackssache. Schwerlich streiten lässt sich hingegen über die Technik des G, die unter seiner Blechhaut in vielen Punkten nochmals grundlegend verfeinert und weiter verbessert wurde. Komplett neu ist die Fahrwerkskonstruktion, wobei Daimler es verstand, Altbewährtes wie die starre Hinterachse beizubehalten und weiter zu verfeinern und mit fortgeschrittener Technik wie der Einzelradaufhängung mit Doppelquerlenker-Vorderachse so zu vermählen, dass die bekannt guten Geländeeigenschaften des G noch weiter optimiert werden. Wo sinnvoll, werden beim aktuellen Modell leichte Werkstoffe wie Aluminium zur Gewichtsersparnis eingesetzt. Die Verwendung hochfester und ultrahochfester Stähle sorgt für eine nochmals erheblich höhere Torsionssteifigkeit, Daimler spricht von ganzen 50 Prozent. Wer im überarbeiteten Innern des aktuellen G-Modells Platz nimmt, verspürt auf jedem Sitz sofort ein neues Raumgefühl: ganze 12 Zentimeter ist der Geländekraxler breiter geworden, was hauptsächlich den Fondpassagieren zugute kommt.

Projekt: Klassiker im Neuwagenzustand

Die Kestenholz GmbH, Mercedes-Benz ClassicPartner in Freiburg, hat den automobilhistorischen Wert des Mercedes G erkannt und restauriert gerade eine frühe Mercedes G-Klasse von 1982. Das Restaurierungsobjekt, ausgestattet mit dem langjährig bewährten 3,0 Liter großen Reihenfünfzylinder-Saugdiesel OM617, traf im Zustand 3-4 in den Räumlichkeiten der Freiburger Spezialisten ein. Ziel ist eine Frame-Off-Totalrestaurierung des Fahrzeugs, so dass es nahezu Neuwagencharakter erreicht und für den Laien nicht mehr von einem Fahrzeug im Auslieferungszustand zu unterscheiden ist. Dafür wurden viele Teile von den Restauratoren im Hause Kestenholz selbst angefertigt.

Schaut Euch das Zeitraffervideo der G-Klasse Restaurierung bei Mercedes-Benz Kestenholz in Freiburg an!

Als recht aufwändig erwies sich die Überarbeitung des Fahrzeugrahmens, da der G 300D in seinem bisherigen Leben offenbar nicht besonders geschont, sondern standesgemäß genutzt wurde. Doch ein G wäre kein G, wenn ihm das ausnehmend viel anhaben könnte - schließlich steht das G für "Gelände" und er wurde für den harten Einsatz im Gelände ausgelegt. Das Erstzulassungsdatum des Restaurationsobjektes ist der 23. Dezember 1982. Ob der Erstbesitzer sich das in original RAL9001 (Cremeweiß) lackierte Fahrzeug selbst zu Weihnachten geschenkt hat, ist dem Autor indes nicht bekannt - Verständlich wäre es allemal, weist der G doch echte Langzeitqualitäten auf. Und so wünscht sich der geneigte Geländewagenliebhaber eigentlich nur eins: Mercedes G. Punkt.

Text: Michael Mosuch, Bilder: Stockfotos Pixabay.de

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