Überall auf der Welt sitzen die Experten, die sich auf speziellen Internetplattformen ihre Cloud-Jobs auswählen. Die Teams sind diverse und die Arbeit flexibel, unkompliziert und international. Ist es schlicht eine Chance für Spezialisten oder auch pure Ausbeutung?
Von Melanie Croyé
Für Volker Stengele war der Gang in die Cloud auch ein Neubeginn. Die Liebe hatte ihn in die brandenburgische Provinz geführt, doch als spezialisierter Programmierer fand er dort keinen Job. "Da habe ich von diesen Plattformen für Freelancer gehört und mich gleich angemeldet", erzählt er. In seinem Berufsalltag hatte er sowieso nie viel mit anderen zu tun, warum also nicht von zu Hause aus arbeiten? In den vergangenen neun Monaten hat er schon an vier internationalen Projekten von großen IT-Unternehmen mitgearbeitet. "Ich habe sogar mein Spanisch wieder ein bisschen aufpoliert", sagt der 38-Jährige. Natürlich habe er seinen Arbeitsalltag etwas umstellen und sich erst daran gewöhnen müssen, dass er nicht mehr so viel unterwegs ist. "Aber mit dem richtigen Sportprogramm zum Ausgleich bin ich gerne Cloud-Worker." Weltweiter Trend Cloud-Worker - was sperrig klingt, bezeichnet eigentlich schlicht Selbstständige, auf die Firmen zurückgreifen können, wenn sie schnell eine bestimmte Arbeit erledigt haben möchten, zu denen im Unternehmen die Zeit oder Mitarbeiter fehlen. Das ist ein weltweiter Trend, überall sind Onlineplattformen entstanden, auf denen Firmen diese Jobs ausschreiben können. Wenn viele Freie gemeinsam ein großes Projekt angehen, und das aufgrund der schieren Masse an Arbeitern meist relativ zügig abschließen, spricht man von Crowd-Sourcing. Befristete Projektarbeit Das klingt zunächst einmal wie die Lösung vieler Probleme, vor denen vor allem kleinere Unternehmen regelmäßig stehen. Der Jobmarkt verändert sich rasant, Mitarbeiter werden oft nur für befristete Projekte gebraucht. Gleichzeitig öffnet das Internet Grenzen - und schafft Zugang zu Talenten weltweit. Der Trend kommt, wie so vieles, aus den USA. Die Anzeichen für einen Strukturwechsel hin zur Cloud sind aber auch in Deutschland nicht zu übersehen.
Dieser Artikel erschien zuerst im Handelsblatt.