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Rüstung reparieren für Anfänger: Nieten und Riemen austauschen

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten, 6 Sekunden


Ein scharfer Ruck, und schon hat man den Salat: Ein Lederriemen ist abgerissen und Armschiene, Handschuh oder Plattenschulter lassen sich nicht mehr befestigen. Nicht jeder hat einen Profi um die Ecke, der Abhilfe schaffen kann - aber mit ein paar Tipps klappt die Reparatur oft auch in Eigenregie.


Eine gute Rüstung ist gefühlt für die Ewigkeit gemacht. Die Lederriemen, die sie an Ort und Stelle halten, stehen allerdings auf einem ganz anderen Blatt. Wenn so ein Riemen reißt oder sich die ihn haltende Niete verabschiedet, sind guter Rat und vor allem eine Reparatur nicht selten teuer. Vor allem aber kann die Suche nach jemandem, der einem die Rüstung überhaupt repariert, nervtötend und zeitaufwändig werden, wenn man nicht zufällig ein paar passionierte Bastler im Freundeskreis oder einen Rüstungsbauer in der Nähe hat.


Das muss nicht sein, denn solche Reparaturen sind häufig gar nicht schwierig in Eigenregie zu meistern. Alles, was man braucht, sind ein paar kostengünstige Werkzeuge und Materialien und vor allem ein Plan. Hier kommen ein paar Tipps. Als kleine Anmerkung vorweg sollte gesagt werden, dass es in diesem Artikel um Vollnieten geht, nicht um die auch recht verbreiteten Hohlnieten. Allerdings lässt sich der Großteil des unten Gesagten auch auf handelsübliche Hohl- und Ziernieten übertragen, die allerdings etwas anders funktionieren.


Schritt 1: Das nötige Material


Die Auswahl der Nieten ist natürlich das A und O. Hier schaut man am besten im Metallfachhandel oder online nach Halbrundnieten der DIN 660. Solche werden mittlerweile auch bei vielen LARP-Händlern als Zubehör angeboten. Nieten gibt es aus verschiedensten Metallen. Das Funktionsprinzip ist bei allen gleich, Nieten aus Aluminium, Messing oder Kupfer sind aber weicher als solche aus Stahl und entsprechend leichter zu bearbeiten, dafür jedoch auch empfindlicher und nicht ganz so belastbar. Man sollte außerdem bedenken, dass Kupfer- und Messingnieten zwar dekorativ sind, aber gerade in Verbindung mit Leder korrodieren und dann fiesen grünlichen Span bilden können.


Wichtig bei der Auswahl der Nieten ist es, die richtige Länge und den passenden Schaft-Durchmesser vorher korrekt auszumessen. Dafür gründlich und sorgfältig die alte Niete, sofern sie noch im Werkstück steckt, ausmessen und dabei berücksichtigen, dass der Nietkopf zur Ermittlung der Schaftlänge abgezogen werden muss. Auch im Handel gibt die genannte Länge der Niete in der Regel die reine Länge des Schaftes ohne den Kopf an. Man sollte aber bei den Angaben genau hinschauen oder, falls möglich, sich die Nieten direkt selbst im Laden ansehen und ausmessen.


Falls keine alte Niete (mehr) vorhanden ist, misst man stattdessen den Innendurchmesser des Bohrloches, in dem die Niete sitzen soll. Für die Länge des Nietschaftes misst man die Dicke aller Lagen (Metall und Leder), durch die die Niete gehen soll, und addiert etwa 2 Millimeter, damit hinterher Platz für die Unterlegscheiben ist. Diese sind wichtig, damit die Niete gut hält und beispielsweise ein angenieteter Lederriemen nicht so schnell abrutscht oder abreißt.


Schritt 2: Werkzeuge

Bevor es losgeht, sollten einige Dinge vorbereitet sein, damit man später nicht ständig die Arbeit unterbrechen muss. Benötigt werden in jedem Fall ein haushaltsüblicher Hammer, ein kleiner Amboss (Modelle mit 5 kg gibt es im Internet schon um die 20 Euro), ein Ersatz für den kaputten Riemen und natürlich die zu ersetzenden Nieten und passende Unterlegscheiben. Um die alte Niete zu entfernen, gibt es mehrere Methoden. In vielen Fällen reicht eine einfache, kleine Metallsäge, Kostenpunkt um die 10 Euro. Es schadet aber definitiv nicht, auch eine gute Kneifzange, einen Dremel mit Trennscheibe oder eine Tischbohrmaschine zur Hand zu haben. Eine Nietunterlage, die dafür sorgt, dass der Kopf der Niete beim Einschlagen nicht deformiert oder abflacht, ist für ein besonders schönes Ergebnis zwar hilfreich, aber nicht unbedingt notwendig.


Schritt 3: Die alte Niete muss raus

Warnung: Bei diesem gesamten Schritt ist Vorsicht vor herumfliegenden Metallteilen geboten. Man sollte in jedem Fall eine Schutzbrille und eventuell auch Handschuhe tragen.


Sollte die alte Niete nicht ohnehin von selbst herausgekommen sein, muss sie zuerst einmal entfernt werden. Dazu gibt es verschiedene Methoden - je nach verfügbarem Werkzeug und abhängig davon, wie die Niete im Metall sitzt und aus welchem Winkel sie zugänglich ist. Gerade wenn ein Lederriemen aufgenietet war, entsteht, wenn man diesen wegschneidet, ein gewisser Abstand zwischen Metallblech und Niete, an dem man mit Trennscheibe, Säge oder Zange ansetzen kann.


Wer Zugang zu einem Tischbohrer hat, kann mit einem Metallbohrer in passender Größe die Niete vom stumpfen Ende her ausbohren, bis sie herausfällt. Alternativ kann man auch versuchen, den Nietenschaft oder -kopf mit einem Dremel mit Trennscheibe oder schlicht mit einer Metallsäge abzutrennen und die Niete herauszudrücken. Bei einer eher weichen Niete, an die man gut herankommt, kann man versuchen, den Nietkopf mit einer Kneifzange oder einem Bolzenschneider abzukneifen.

Es kann vorkommen, dass die Niete verformt ist und auch nach Abtrennen des Nietkopfes im Blech feststeckt. Dann kann man versuchen, sie mit Krafteinsatz durch das Blech zu drücken oder mit einem Metallstift und einem Hammer aus dem Blech herauszutreiben. Wenn das nichts hilft, bleibt vermutlich nur, die Niete doch auszubohren.


Schritt 4: Die neue Niete einsetzen

Ist die alte Niete erst einmal draußen, kann die neue eingesetzt und fixiert werden. Wichtig ist, auf die richtige Dicke und Länge des Nietenschafts zu achten und dabei im Auge zu behalten, dass die Niete vollständig durch das Blech (oder die Bleche, wenn mehrere Platten zusammengenietet werden sollen), eventuelle Lederstücke und die Unterlegscheibe zur Fixierung reichen muss und im besten Fall danach noch ca. 1 mm überstehen sollte. Ist die Niete zu kurz, wird sie voraussichtlich nicht halten. Ist sie zu lang, wird sie am Ende vermutlich nicht fest sitzen, sondern Spiel haben.

Sobald die Niete und alle anderen Teile in der richtigen Reihenfolge eingesetzt sind, kann die Niete eingeschlagen werden. Dazu die Niete fest auf den Amboss als Unterlage drücken und mit dem Hammer vorsichtig und gleichmäßig auf den Nietenkopf schlagen, sodass dieser sich möglichst regelmäßig verbreitert und die Unterlegscheibe dabei festklemmt.


Auf diese Weise entsteht eine feste Verbindung. Es ist nicht nötig, mit größtmöglicher Kraft auf die Niete einzudreschen; stattdessen besser viele eher leichte, aber präzise Schläge auf die Niete setzen.


Wie fest die Niete sitzen soll, hängt von ihrer genauen Funktion ab. Soll der Lederriemen oder das sonstige befestigte Teil beweglich bleiben, darf die Niete nicht zu fest eingeschlagen werden. Soll die Verbindung hingegen möglichst starr sein, kann man beim Einschlagen beruhigt mehr Gas geben.


Fotografien: Maximilian Wegener, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur


Maximilian Wegener studiert Fachjournalistik Geschichte und Politik. Seit 2002 lässt er sich im LARP und Pen&Paper in ferne Welten entführen. Im LARP pendelt er zwischen Low-Fantasy, High-Fantasy und Endzeit. Sein Steckenpferd ist dabei fantastischer Realismus und historisch inspirierte Konzepte.

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