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Bleichstraße: Verschlimmern Fahrradständer die Parkplatzsituation?

Wiesbaden hat eine Menge Nachholbedarf in Sachen Fahrrad-Infrastruktur. Die Stadt gilt laut ADFC-Test als fahrradunfreundlichste Großstadt Deutschlands. Es sind deshalb verschiedene Maßnahmen geplant, um den Wiesbadenern das Radfahren praktischer, sicherer und angenehmer zu machen.

Dazu gehört auch, dass noch in diesem Jahr rund 500 neue Fahrradständer in der Stadt angelegt werden sollen. Den Anfang machten vergangene Woche zwei neu eröffnete Anlagen, eine davon in der Bleichstraße vor der Volksbank, Ecke Bismarckring.

Wirklich weniger Parkplätze?

„Anwohner im Westend haben ohnehin Schwierigkeiten, einen Parkplatz zu finden" - Jennifer Keck, Anwohnerin

Fahrradfahrer wird das freuen, begeistert sind aber längst nicht alle. Denn in der Bleichstraße mussten den neuen Fahrradständern mehrere PKW-Parkplätze weichen. Das führe zu Problemen. „Anwohner im Westend haben ohnehin Schwierigkeiten, abends einen Parkplatz zu finden. Und jetzt werden für Fahrradständer auch noch Parkplätze abgeschafft", schreibt Merkurist-Leserin Jennifer Keck. Es habe in der Nähe durchaus andere Orte gegeben, an denen die Fahrradständer hätten aufgestellt werden können, ohne Parkplätze dafür zu nutzen.

„Es sind nur drei PKW-Parkplätze weggefallen" - Daniel Sidiani, Verkehrsdezernat

Daniel Sidiani, Referent für Mobilität beim Verkehrsdezernat, sieht das unkritisch. „Es sind nur drei PKW-Parkplätze weggefallen", sagt er. Zudem gebe es im Westend ohnehin immer weniger Fahrzeuge. 2015 seien es insgesamt 1500 Fahrzeuge weniger gewesen als noch 1995, ein Rückgang von 27,5 Prozent. Das sagt eine Analyse der Stadt Wiesbaden.

Wer darf wo parken?

Bewohnerparkplätze sind von Montag bis Freitag zwischen 9 Uhr und 20 Uhr PKW-Besitzern mit Bewohnerparkschein vorbehalten. Allerdings dürfen Besucher in dieser Zeit trotzdem dort parken, jedoch nur für zwei Stunden mit Parkscheibe. Wer sich nicht daran hält, riskiert einen Strafzettel. Nach 20 Uhr und am Wochenende stehen die Parkplätze aber auch Besuchern ohne Einschränkungen offen.

„Wofür bezahle ich einen Bewohnerparkausweis" - Jennifer Keck, Anwohnerin

Jennifer Keck ärgert das. „Wofür bezahle ich einen Bewohnerparkausweis, wenn ich abends nach der Arbeit eh keinen Parkplatz mehr finde? Wenn dann bei der Suche auch noch an den Fahrradständern vorbei muss, frustriert das einfach ", sagt sie.

Radfahrer begrüßen Maßnahme

„Wer sich einen Parkplatz mieten möchte, kann dies ohne Mühe im Westend tun" - ADFC Wiesbaden

Der ADFC Wiesbaden begrüßt die Fahrradständer. Kinogänger des Apollos-Kinos und Studenten der Wiesbadener Business School könnten ihre Räder nun endlich in der Nähe abstellen. Außerdem werde der Busverkehr an der Kreuzung nicht mehr durch ein- und ausparkende PKW gestört. Außerdem hätte es jeder Anwohner selbst in der Hand, sich um einen Parkplatz zu kümmern. „Der Parkplatzdruck ist nur im öffentlichen Raum groß. Wer sich einen Parkplatz mieten möchte, kann dies ohne Mühe im Westend tun", sagt der Pressesprecher des ADFC.

„Die Parkplatzsituation hat sich in der Bleichstraße stark verbessert" - Günni, Fahrradaktivist

Auch Fahrradaktivist Günni spricht sich deutlich für die Fahrradständer aus. „Die Parkplatzsituation hat sich in der Bleichstraße stark verbessert. Aus drei wurden 44 Plätze". Wer sich als Anwohner im Westend einen PKW leiste, aber keinen privaten Parkplatz anmieten wolle, habe nun einmal das Nachsehen. Für Parkplätze bezahlen wollten die Anwohner aber offenbar nicht. „Wie die Befragung zur Bebauung des Elsässer Platzes ergeben hat, sind die PKW-Besitzer nicht bereit, eine angemessene Miete zu zahlen", sagt Günni dazu.

Dass PKW-Stellplätze zugunsten von Fahrradständern wegfielen, sei aus seiner Sicht aber nur kurzfristig eine Verschlimmerung. Langfristig würden mehr Leute aufs Rad umsteigen und die Situation sich damit beruhigen.

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