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Warum Starkregen immer gefährlicher wird

Abwasserkanäle quellen über, Rinnsteine werden zu Sturzbächen, Straßen zu Flüssen und Parks zu Seen. Keller und Tiefgaragen laufen voll, Autos saufen ab, es entstehen immense Sachschäden. Solche Szenen hat es in Wiesbaden besonders heftig im Juli 2014 gegeben. Starke Regenfälle hatten vor allem die Stadtteile Naurod, Rambach und Sonnenberg heimgesucht, aber auch in der Innenstadt für massive Überschwemmungen gesorgt. Aber auch in den Jahren danach hat es immer wieder zum Teil schwere Überschwemmungen nach Starkregen gegeben.

Gefahren von Starkregen

„In den letzten zehn Jahren haben die Schäden durch Starkregen erheblich zugenommen." - Ernesto Ruiz Rodriguez, Hochschule Rhein-Main

„In den letzten zehn Jahren haben die Schäden durch Starkregen erheblich zugenommen", sagt Ernesto Ruiz Rodriguez vom Fachgebiet Wasserbau und Wasserwirtschaft an der Hochschule Rhein-Main. Der Grund: Es würde zunehmend an ungeeigneten Orten gebaut, beispielsweise an Hängen oder in Tallagen, wo sich das Regenwasser sammele. Außerdem führe die Bebauung, aber auch die immer intensivere Landwirtschaft, dazu, dass Regenwasser immer schlechter versickern könne.

„Auch Schlammlawinen können durch Starkregen ausgelöst werden." - Kathrin Hartfiel, Arbeitsgruppe Starkregen

Die offensichtlichste Gefahr durch Starkregen ist das Eindringen von Wasser in Häuser, vor allem in die Keller. Es kommen aber noch andere hinzu. Wasser kann beispielsweise Stromausfälle herbeiführen, Erdreich abtragen und Straßen unterspülen. „Auch Schlammlawinen können durch Starkregen ausgelöst werden", sagt Kathrin Hartfiel vom Umweltamt. Sie ist Leiterin der Arbeitsgruppe Starkregen, einem ämter- und dekanatsübergreifenden Gremium aus Vertretern von sechs Wiesbadener Behörden, das sich auf Einladung von Umweltdezernent Andreas Kowol seit April diesen Jahres intensiv mit dem Thema befasst.

Todesfälle durch Starkregen habe es in Wiesbaden jedoch bislang noch keine gegeben. Deutschlandweit starben allerdings allein im Frühsommer 2016 zehn Menschen durch solche Umstände, schreibt das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG).

Heftige Regenfälle nehmen zu

Die Gefahr durch Starkregen wird in Zukunft voraussichtlich größer werden. „Regen verändern sich. Solche Regenereignisse werden immer kleinräumiger und heftiger", sagt Michael Häusler von der Bereichsleitung Abwasserentsorgung der ELW.

„Mit zunehmender Klimaerwärmung wird sich das Problem verschlimmern." - Kathrin Hartfiel, Arbeitsgruppe Starkregen

Das bestätigt auch Hartfiel: „Mit zunehmender Klimaerwärmung wird sich das Problem verschlimmern." Jedes Grad Erwärmung führe zu etwa sieben Prozent mehr Niederschlag. Es sei daher zu hoffen, dass Klimaschutzziele eingehalten würden. Andernfalls müsse man damit rechnen, dass Starkregenphänomene in Zukunft häufiger und heftiger würden.

Es kann jeden treffen

Außerdem könnten solche Katastrophenregen überall auftreten, meist ohne nennenswerte Vorwarnzeit, da diese Art Regenwolken auf dem Wetterradar oft nicht vorher auftauche, sagt Hartfiel. Anders als bei Hochwasser könne man auch kaum einschätzen, welche Stadtteile oder Straßen beim nächsten Ereignis betroffen sein werden und wie sich das Wasser verhalte werde, wohin es abfließe und wo es sich sammle. Eine Karte, die Erkenntnisse darüber liefern soll, werde von der Arbeitsgruppe zurzeit erstellt.

„Einen sicheren Schutz gibt es nicht." - Kathrin Hartfiel, Arbeitsgruppe Starkregen

Wegen der geringen Vorwarnzeit seien Vorabschutzmaßnahmen wie beispielsweise Sandsäcke, die man vom Hochwasserschutz kennt, nahezu unmöglich, so Hartfiel weiter. „Einen wirklich sicheren Schutz gibt es nicht." Auch der Katastrophenschutz, ausgeübt durch die Feuerwehr, könne wenig mehr tun, als Schadensbegrenzung zu betreiben und beispielsweise vollgelaufene Keller auszupumpen oder verstopfte Abläufe und Engstellen von Ästen, Laub und anderem Unrat zu befreien, um Stauungen zu bekämpfen.

Zwar würden unter anderem bei Sanierungen Kanäle so umgebaut, dass sie mit Starkregen besser fertig werden. Es würden gegebenenfalls auch zusätzliche Abläufe eingebaut und die Ablaufgitter optimiert. Größere Baumaßnahmen gegen Starkregen seien aber nicht vorgesehen.

Was kann man tun?

Jeder Bürger müsse sich grundsätzlich selbst gegen Starkregen absichern, so Hartfiel. Die Maßnahmen entsprächen im Wesentlichen dem, was man auch gegen Hochwasser tun könne. Direkte Hilfe oder Förderung von der Stadt gebe es hierfür, jedenfalls vorläufig, aber nicht. Jedoch gebe es Tipps und Ratschläge zum Schutz der eigenen vier Wände vor Starkregen, diese finde man unter anderem in der von der ELW herausgegebenen Online-Broschüre Schutz vor Kellerüberflutung .

Weiterführende Informationen zum Thema Starkregen findet man auch auf der Seite des HLNUG unter dem Projekt KLIMPRAX Starkregen.

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