Diebstahl, Drogenkonsum, Trunkenheit am Steuer: Bei Richter Weiß landen die kleinen Fälle. Ist das nicht langweilig? Ein Tag am kleinsten Amtsgericht Bayern.
Das kleinste Gericht liegt in dichtem Morgennebel, ein Wintertag, gleich 8.30 Uhr. Drinnen wartet der erste Angeklagte des Tages. Richter Thomas Weiß, ernster Blick, grauweißes Haar, betritt den Saal und eröffnet die Verhandlung. Trunkenheit am Steuer. Der Angeklagte, die Hände riesig, sagt, fünf bis sechs Biere seien es schon gewesen, bevor ihn die Polizei angehalten habe. Dazu zwei Schnäpse, na gut, vielleicht drei. "Was lernt man in der Fahrschule?", fragt Weiß.
Seit gut sieben Jahren ist er Direktor des Amtsgerichts Tirschenreuth, im Staatsdienst schon seit 1983. Er hat immer hier in der Gegend gelebt und gearbeitet.
Der Angeklagte schiebt die Schultern nach oben. Nächster Punkt: die Vorstrafen. Weiß liest dem Mittzwanziger vor. Bedrohung, Tankstellenüberfall mit Pistole und Messer, Jugendhaft. Dort attackierte der Angeklagte einen JVA-Beamten, mit einer Fräskette, ins Gesicht.
Schließlich das Urteil. Der Richter folgt dem Plädoyer der jungen Staatsanwältin. Fahrerlaubnis weg, 3.150 Euro Geldstrafe plus rund 200 Euro Verfahrenskosten. "Elf Monate Führerscheinsperre sind angemessen", sagt Weiß. Die Vorstrafen liegen einige Jahre zurück, der ohne Anwalt erschienene Hilfsarbeiter lebe heute "sozial eingeordnet" bei den Eltern. Was er dazu sage, will Weiß wissen. "Kommt hin", nuschelt der Mann. Dann verschwindet er, die Verhandlung hat keine Viertelstunde gedauert.
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