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Menschen erzählen, an welches dumme Zeug sie als Kinder geglaubt haben

Onkel Ulrich auf der Grillparty, Attila auf Telegram oder beide gemeinsam auf der Querdenker-Demo: Spätestens seit dem Ausbruch der Pandemie kennen wir Menschen, die überall eine Verschwörung wittern. Absurde Erzählungen von vermeintlich entführten Kindern oder giftigen Kondensstreifen kursieren längst nicht mehr nur in Nischenforen. Es wird zunehmend sichtbar: Der Glaube an Verschwörungsmythen ist ein weit verbreitetes Phänomen.

Wer von einem Verschwörungsmythos überzeugt ist, wird oft belächelt. Bei einem Blick in den nächstbesten Corona-Channel auf Telegram fällt das auch nicht schwer. Doch jeder, der sich heute über die neueste Erzählung zur flachen Erde lustig macht, sollte sich erinnern: Wir alle schrieben einst unsere eigenen seltsamen Geschichten, weil uns die komplexe Realität verunsicherte. Wir alle waren mal kleine Attilas, die das glaubten, was uns Oma, der Mann im Radio oder unsere weirde Fantasie vorgaukelten. Wir alle waren mal Kinder.

In ihrem Buch " Fake Facts" erklären die Autorinnen Katharina Nocun und Pia Lamberty, wie gesellschaftliche Krisen Nährboden für Verschwörungserzählungen schaffen. Menschen würden besonders zu Mythen neigen, wenn sie sich aus Mangel an Informationen unsicher oder ängstlich fühlen. Einfache Geschichten für komplexe Sachverhalte - damit haben wir uns schon als Kinder die Welt erklärt. Was die Kindergeschichten um das Kitzelmonster oder Knecht Ruprecht mit Verschwörungsmythen eint: manchmal schüren sie noch mehr Angst, anstatt sie zu beseitigen.

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