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Menschen erzählen, wie sie mit Verschwörungstheoretikern in ihrer Familie umgehen

Seit dem Corona-Ausbruch gibt es nicht nur tägliche Updates vom Robert Koch-Institut, sondern auch aus den familieninternen Whatsapp-Gruppen. Neben Memes zum Klopapiermangel oder "lustigen" Hamster-Wortspielen besonders beliebt: Verschwörungstheorien zur "Corona-Lüge". Denn in fast jeder Familie (und auch in manchen Freundeskreisen) gibt es tatsächliche oder zumindest potenzielle Aluhut-Träger.

Fast die Hälfte aller Deutschen glaubt an "geheime Mächte", so eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung. Was tun, wenn Menschen aus den eigenen Reihen zu Verschwörungstheoretikern werden? Natürlich, man kann sich durch die Fachbücher zum korrekten "Debunking" lesen. Wir haben zusätzlich Menschen gefragt, deren Eltern Impfgegner sind, deren Onkel krude Theorien von der Umvolkung verbreiten und eine Aluhut-Expertin, die früher bei den Zeugen Jehovas war. Um ihnen und ihren Bekannten Anonymität zu geben, haben wir ihre Namen teilweise verändert.


"Meine Eltern gaben mir einen Zettel mit: 'Unser Sohn soll nicht geimpft werden'"

Robert, 22: Mir fiel erst als Jugendlicher auf, dass meine Familie anders war. Bei Ferienfreizeiten sollte ich einen Impfpass vorlegen; meine Eltern aber gaben mir nur einen Zettel mit: "Unser Sohn soll nicht geimpft werden". Irgendwann war mir das so unangenehm, dass ich mir einen leeren Impfpass besorgte, um nicht mit dem Zettel aufzufallen.

Mit 18 Jahren habe ich mich selbst impfen lassen. Inzwischen studiere ich Medizin. Mein Umgang mit meinen Eltern: Ich schicke ihnen Fakten. Zum Impf-Thema etwa Studien, die zeigen, dass es keinen bewiesenen Zusammenhang zwischen Impfungen und Erkrankungen wie Autismus gibt. Was allerdings nichts gebracht hat. Zu Weihnachten bekam ich trotzdem esoterische Impfgegner-Bücher geschenkt. Ich gab sie zurück. Vorher aber habe ich auf manchen Seiten medizinische Fakten notiert; etwa dass Herdenimmunität auch Epidemien verhindern kann - falls die Bücher weiterverschenkt werden.

Ich habe kein schlechtes Verhältnis zu meinen Eltern, aber wir reden selten über das Impf-Thema. Und ich besuche sie selten länger als ein Wochenende. Zum Coronavirus schickten mir meine Eltern Mails mit falschen Informationen wie das Video des Lungenarzts Wodarg. Ich antwortete mit den offiziellen Empfehlungen des Robert Koch-Instituts. Mehr möchte ich aktuell nicht tun. Ich will den Familienfrieden nicht gefährden.



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