Klaas: Für den persönlichen Erfolg brauchen wir die Band tatsächlich überhaupt nicht. Wir haben das aber auch nicht so kalkuliert, sagen nicht, wir müssten jetzt auf Teufel komm raus erfolgreicher werden oder unser Portfolio ausbauen, um 360-Grad-Unterhalter zu sein. Unser Band-Projekt ist sehr losgelöst von dem, was wir sonst so machen. Das ist eine andere Facette einer Sache, die wir gerne mal machen wollten. Mark hat Medizin studiert, und eine Zeit lang als Arzt gearbeitet. Ich war Friseur. Auch wenn wir in unseren ursprünglichen Berufen tätig wären, hätten wir Gloria gemacht.
Als Sänger bist du bislang nur einmal bei Rock am Ring in Erscheinung getreten. Weil Joko dich gezwungen hat.Klaas: Ich habe schon öfter Mal gesungen. Aber ich habe noch nie ein komplettes Album gemacht, war noch nie an einer professionellen Produktion beteiligt. Als ich früher am Staatstheater beschäftigt war, hatte ich aber schon Gesangsunterricht. Das ist mir also nicht ganz so fremd, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. So sehr wie bei Gloria habe ich aber tatsächlich noch nie den Fokus auf Musik gelegt. Insofern bin ich schon überrascht, wie das am Ende klingt - nicht nur meine Stimme, sondern unsere Musik im Ganzen.
Was war das für eine Erfahrung?Klaas: Eine sehr gute. Ich habe mir vorher zwar immer gewisse Sachen in Bezug auf Musik vorstellen können, aber wenn man dann selbst ein Album produziert, merkt man, dass die eigene Vorstellungskraft gar nicht ausreicht. Ich habe viel daraus gelernt. Und: Es ist schon ein geiles Gefühl, seine eigene produzierte Platte in den Händen zu halten.
Wenn Klaas viel gelernt hat, bedeutet das, du musstest ihm viel beibringen, Mark?Mark: Man darf sich das nicht so vorstellen, dass ich Klaas angerufen und gesagt habe: „So, morgen zeige ich dir mal, wie man ein Mikrofon benutzt. "Alles was wir gemacht haben, hatte Klaas schon x-mal gemacht. Ich hätte nie zugestimmt, ein Album zu produzieren, wenn ich nicht das Gefühl gehabt hätte, dass alles, was wir dafür brauchen, auch vorhanden ist. Wir sind keine Künstler, die nur, weil sie populär sind, jetzt mal eine Platte machen müssen. Nicht wie die Leute, die aus der Dschungel-Show kommen und meinen, sie seien jetzt Musiker und müssen ein Album rausbringen. Ich war überrascht, wie musikalisch Klaas ist. Das „Beibringen" passiert am ehesten so, dass wir uns gemeinsam weiterentwickeln. Man kann sogar sagen, dass ich auch etwas von ihm gelernt habe.
Musik machen war euer Hobby. Wann habt ihr beschlossen, dass daraus Ernst werden sollte?Klaas: Ab einem gewissen Punkt fühlt man: Unsere Musik transportiert jetzt genau das Gefühl, das wir rüberbringen wollen. Dann muss man sein Hobby, seinen Spaß, auf eine andere Ebene bringen. Damit es weitergeht und nicht stagniert. Wir wollten ja auch wissen, wie es ist, wenn wir unser Hobby ernsthaft betreiben und finalisieren. Allein auch, um die Dynamik unserer Musik zu behalten, war es nötig, den nächsten Schritt zu gehen.
Mark: Vor zwei Jahren gab es einen konkreten Punkt, an dem wir wussten: Jetztkönnen wir ernst machen. Da waren wir auf dem Weg in den gemeinsamen Skiurlaub. Wir saßen im Auto und haben Kassensturz gemacht. Wir kamen auf etwa 20 halb fertige Songs und haben beschlossen, einige auszuwählen und sie zu produzieren.
Welches Gefühl wolltet ihr transportieren?Klaas: Ein bestimmtes Gefühl gibt es nicht. Manche Musiker machen ja Konzeptalben, bei denen es eine Überschrift gibt und dann alle Songs einem Thema folgen. Wie im Theater. Uns ging es darum, interessante Gedanken festzuhalten. Mal melancholische, mal etwas trauriges. Meistens Dinge, über die man sich sonst nicht so viele Gedanken macht. All dies festzuhalten fällt mir durch das Musik machen leichter. Das hat jetzt nichts therapeutisches, das heißt, ich muss durch die Musik nichts verarbeiten, indem ich ein Lied schreibe oder singe. Beim Schreiben kann man auf den Punkt bringen, was man so alleine denkend nicht hinkriegen würde. Und das ist der Spaß daran.
Mark: Wenn man von einem roten Faden in unserer Musik spricht, dann kann das nur etwas sein, das uns im Nachhinein auffällt. Das ist bei uns grundsätzlich Melancholie. Ich finde nichts langweiliger, als melancholie-freie Musik. Der zweite rote Faden ist das Persönliche. Egal, wie rockig der Song ist, so viel wie in den Songs erzählen Musiker sonst nicht über sich. Und natürlich soundlich. Da ist bei uns ein eher retrohafter roter Faden erkennbar. Wir hatten Lust darauf, die Zeit soundlich ein bisschen zurückzudrehen, so in die Richtung 60er-Jahre.
Die Gefahr besteht, dass eure Musik zwar ernst gemeint ist, von den Leuten aber nicht so aufgefasst wird.Klaas: Dann ist das eben so. Man muss sich bei dem Album einfach auf uns einlassen. Wenn man von vorneherein nicht bereit dazu ist, wird dich unsere Musik nicht kriegen. Wenn man das Album nicht aufmerksam hört, wird man auch nicht verstehen, warum es gut sein kann, was wir machen. Jeder, der das nicht will, bitteschön! Kann sich ja jeder aussuchen. Ich glaube aber schon, dass viele Leute zumindest den Versuch wagen. Diese Platte bläst ja offensichtlich nicht in das gleiche Horn wie meine Fernseh-Aktivitäten.
Mark: Das ist ja auch ganz offensichtlich so. Es gibt die Möglichkeit, dass die Leute auch sehen, dass wir hier ein ganz anderes Thema machen. Wenn jemand das doof findet, ist das natürlich ärgerlich. Man kann Circus HalliGalli geil finden und Gloria scheiße, das kann sein. Oder die Helden mögen, aber Gloria nicht. Kann auch sein.
Klaas: Man macht sich durch die Musik verletzbar, das ist so. Da habe ich nicht diese Mauer aus Ironie, mit der ich mich vor allem schützen kann. Wo man dann am Ende sagt: „War gar nicht so gemeint." Unsere Musik ist schon so gemeint. Da gibt es nichts dran rumzudeuteln. Ich sage nicht, ich bin das nicht. Da mache ich mich verletzbar und weiß das vorher. So wird man sehen, ob man für dieses Geschäft gemacht ist. Wer ein Album veröffentlicht, ist selbst schuld.
Was haben eure ursprünglichen Kollegen dazu gesagt?Mark: Die Helden haben es positiv aufgenommen. Ich habe schon im letzten Jahr, in dem wir mit den Helden live gespielt haben, ein paar Demos von Klaas und mir produziert. Die anderen waren dann ganz neugierig. Es war nie ein schwieriges Thema. Wenn wir telefonieren, geht es auch immer darum, was der oder die andere gerade macht.
Klaas: Joko fand es auch gut. Es war jetzt nicht etwas, wo er sagt, er wäre gerne der Typ mit dem ich Musik mache. Das ist ja auch nicht sein Ding. Der findet das genauso gut, wie die Helden.
Tut es gut, auch mal mit jemand anderem etwas längerfristig zu machen?Klaas: Selbstverständlich! Das war Urlaub fürs Ich. Urlaub für meine durch Joko geschundene Persönlichkeit.
Was ist aus den Helden geworden?Mark: Wir sind alle Familienmenschen geworden. Was mit uns als Band passiert, ist ganz ehrlich gesagt noch offen. Wir empfinden unseren aktuellen Status als Pause und wir haben uns fest vorgenommen, nichts konkret zu planen. Es ist alles offen und auch wirklich so gemeint. Wir haben weiterhin ein super Verhältnis, erinnern uns gerne an unsere Erfolge und Auftritte. Was die Zukunft für die Helden bringt, wissen wir aber wirklich nicht.