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Verwirrung um Mohamed

Foto: dpa

Maximilian war 2017 in Deutschland der beliebteste Vorname für neugeborene Jungen. In Bremen steht Mohamed auf dem geteilten ersten Platz.

Irritation bei der Innenbehörde: Am Donnerstag hatte die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) die beliebtesten Vornamen in den einzelnen Bundesländern vorgestellt - in Bremen teilt sich Leon den ersten Rang mit Mohamed. „Diese Meldung hat uns mehr als überrascht. Unsere Statistik zeigt ganz andere Namen", sagt Rose Gerdts-Schiffler, Pressesprecherin der Innenbehörde.


Und tatsächlich tauchen in der Statistik des Standesamtes Bremen-Mitte unter den beliebtesten zehn Erstnamen nur altbekannte auf: Leon führt die Liste an, vor Noah, Paul, Theo und Maximilian. Ähnlich sieht es bei den Standesämtern in Bremen-Nord und Bremerhaven aus, wo ebenfalls kein Mohamed unter den beliebtesten Namen zu finden ist. Mit Muhammed kommt der erste arabische Name beim Standesamt Bremen-Mitte erst auf Rang 21, in Bremerhaven steht Muhammad auf Rang 25, und in Bremen-Nord erreicht Muhammed den 34. Platz

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Wie also kann es sein, dass Mohamed auf dem ersten Rang landet, zumal das Ranking der GfdS aus den übermittelten Daten der Standesämter erstellt wird? „Unser Ranking hat einen linguistischen Ansatz, bei dem es um die Homofonie geht", erklärt Andrea-Eva Ewels, Geschäftsführerin der GfdS. Dies bedeute, dass Worte gleich ausgesprochen werden, obwohl sie eine unterschiedliche Schreibweise haben und diese dann in einer Liste zusammengefasst werden. Die Liste der GfdS unterscheidet sich also von den Listen der Standesämter, die zunächst nur auf die Schreibweise achten.


Zusätzlich kommt der Unterschied in den Sprachen zur Geltung. Während beim Deutschen als indogermanische Sprache das lateinische Alphabet verwendet wird, gilt das Arabische als Konsonantensprache. „Ein Name und ein Wort bestehen im Normalfall nur aus drei bis vier Konsonanten. Mohamed wird im Arabischen beispielsweise nur Mmd geschrieben", erläutert Ewels. Vokale entstünden dabei meist nur durch die Aussprache oder den Zusammenhang eines Wortes. Damit wiesen sie eine gewisse Flexibilität auf. So entstehen unterschiedliche Schreibweisen mit der gleichen Aussprache, wie beispielsweise Muhammad, Mohammad oder Muhammed. Sie alle fließen in die Statistik für Mohamed ein, dieser Name wurde 83 Mal im Land Bremen vergeben.


Allein in Bremen gebe es acht bis zehn verschiedene Schreibweisen von Mohamed, vermutet Ewels. „Es wäre falsche Arbeit, wenn wir die ganzen Varianten nicht linguistisch in der Auswertung berücksichtigen würden", sagt die GfdS-Geschäftsführerin. Das mache man aber auch mit deutschen Namen wie Sarah und Sara oder Alexander und Aleksander, die ebenfalls gleich ausgesprochen und zusammengefasst werden.


Einen Einfluss hat aber auch die Herkunft der Eltern. „Die Wahl des Namens Mohamed erfolgt in erster Linie durch Eltern mit arabischen Wurzeln, die gern den Namen des islamischen Propheten wählen und insgesamt aus einem deutlich kleineren Namensvorrat schöpfen", erklärt Petra Konzok vom Standesamt Bremen-Mitte.


Diese These stützt der Namensforscher Knud Bielefeld, der erst kürzlich in einem Artikel der „Welt" auf die Bevorzugung des Namens des islamischen Propheten bei arabischen Eltern hingewiesen hat. Eltern aus der Türkei hingegen würden aus einem größeren Vorrat an Namen schöpfen. Eine Bestätigung dafür findet man auch in der Namensauswertung der GfdS: So lagen 2017 Yusuf, Eymen und Ömer in der Türkei vorn, wie die Statistik dort zeigt. Mohamed aber ist nicht auf den ersten zehn Plätzen zu finden.

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