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Weihnachtsmarkt ohne Betonpoller

Foto: dpa

Mit dem Beginn des Weihnachtsmarkts auf dem Marktplatz und dem Schlachtezauber am Montag beginnt die Weihnachtszeit offiziell in Bremen. Beim Bummel über den Markt schwingt aber auch die Frage mit: Wie sicher sind die Weihnachtsmärkte? Der Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt im vergangenen Jahr hat bundesweit im Sicherheitsdenken der Behörden seine Spuren hinterlassen - in der Regel schützen sich die Städte mit Betonpfeilern und Wassertanks gegen einen möglichen Terroranschlag. In Bremen jedoch verzichtet man auf diese Absicherung.


„Das ist alleine schon aufgrund der Örtlichkeit nicht möglich", sagt ein Polizeisprecher auf Anfrage des WESER-KURIER. Da die Straßenbahnen weiterhin durch die Obernstraße fahren, könne man diese auch nicht mit festen Sperren abriegeln. Auch in den kleinen Nebenstraßen werden keine Poller aufgestellt. „Diese sind baulich zugestellt und daher ohnehin nur eingeschränkt befahrbar", heißt es bei der Polizei.

Allerdings sei man auf verschiedene Szenarien eingestellt. „Eine flexible Zufahrtssperre ist dabei eine unserer Maßnahmen", erklärt der Sprecher. Wann diese eingesetzt werden könnte, wollte er auf Nachfrage nicht sagen. Bei Bedarf könnten jedoch auch Zufahrten gesperrt werden. „Wir orientieren uns dabei an den Gefährdungsprognosen und stehen im ständigen Austausch mit den Sicherheitsbehörden", so der Sprecher. Prinzipiell orientiere sich das mehrstufige Konzept an dem aus dem Vorjahr.


Neben der Möglichkeit einer flexiblen Sperre werden auch wieder Beamte im Einsatz sein. Die Polizei setzt auf die uniformierten Streifen, und man stehe im ständigen Austausch mit den Marktbetreibern, heißt es. Derzeit gebe es noch keinerlei Hinweise auf eine konkrete Bedrohung, die Sicherheitslage werde aber täglich neu bewertet, so die Polizei.

Unterstützung beim Verzicht auf Betonpoller erfährt Bremen vom Essener Terrorexperten Rolf Tophoven. Solche Hindernisse würden zwar helfen. Aber: „Viele Städte verfallen in Aktionismus. Poller sind nicht der einzige Weg, einen Markt zu schützen. Auch ein dichtes Polizeinetz oder viel Präsenz können eine große Wirkung haben", sagt der Direktor des Instituts für Krisenprävention. Zudem würden Poller alleine nicht vor Terroranschlägen schützen. „Terroristen registrieren natürlich die Absicherung mit den Pollern", meint Tophoven. Ein Anschlag mit Sprengstoff oder anderen Waffen wäre ebenso verheerend.


Neben der Polizei wird es auch in diesem Jahr wieder einen Sicherheitsdienst auf dem Weihnachtsmarkt geben. „Das ist eine bewährte Zusammenarbeit und hat auch bereits beim Freimarkt sehr gut geklappt", erklärt Tim Cordßen, Sprecher des Wirtschaftsressorts. Im Gegensatz zum Freimarkt gebe es beim Weihnachtsmarkt aber kein Rucksackverbot: „Der Freimarkt ist eine abgegrenzte Fläche, da üben wir Hausrecht aus." Der Weihnachtsmarkt finde hingegen auf einer öffentlichen Fläche statt, wo so ein Verbot rechtlich nicht möglich sei. „Es gibt viele Menschen, die primär nicht wegen des Weihnachtsmarktes in der Stadt sind. Wenn jemand mit einem Koffer zu seinem Hotel will, kann ich ihm ja nicht sagen, dass er nicht den Weg über den Weihnachtsmarkt gehen darf", so Cordßen.

Straßenbahnen werden nicht umgeleitet

Bleibt die Frage, ob die Straßenbahn am Wochenende dringend durch die Stadt fahren muss. Im Gegensatz zu Bremen werden zum Beispiel in Kassel gleich fünf Straßenbahnlinien am Wochenende ab dem frühen Nachmittag umgeleitet. „Die Fußgängerzone ist dann gerammelt voll, daher leiten wir die Straßenbahnen bereits seit mehreren Jahren um, und das ist bei der Bevölkerung so akzeptiert", sagt Stadtpressesprecher Michael Schwab. In Bremen jedoch werden auch in diesem Jahr die Linien 2 und 3 durch die Obernstraße fahren. „Die Straßenbahn soll da lang, wo die Menschen hin wollen", meint BSAG-Sprecher Jens-Christian Meyer. Bei der Belastung durch den Autoverkehr und der wenigen Parkmöglichkeiten in der Stadt sei es der Anspruch des öffentlichen Nahverkehrs, die Menschen mitten ins Zentrum bringen zu können.

Zwar könnte die BSAG die Straßenbahn über den Hauptbahnhof umleiten. Das aber sei wenig vorteilhaft. „Wenn wir den Nahverkehr umleiten, leidet nicht nur der ÖPNV unter einem Attraktivitätsverlust, sondern auch der Weihnachtsmarkt", sagt Meyer. So werden an den Wochenenden wieder Weihnachtsbimmler eingesetzt, die zwischen Domsheide und Kaufhof vor den Bahnen herlaufen und Passanten warnen sollen.

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