"Wenn die Kinder einmal am Tisch sitzen, sind sie Feuer und Flamme"
Gestern wurde in Hamburg das beste Kinderspiel 2019 gekürt. Die gute Nachricht: Kinder spielen immer noch gern, und zwar nicht nur an Handy und Spielkonsole, sondern auch klassische Brett- und Kartenspiele. So richtig analog. Sabine Koppelberg vom Verein "Spiel des Jahres" erklärt, warum Spielen nicht nur Kinderkram ist und welche Spiele sich im Sommerurlaub gut machen.
Elbvertiefung: Frau Koppelberg, in diesem Jahr hat das Spiel "Tal der Wikinger" das Rennen gemacht - warum?
Koppelberg: Wir testen die Spiele immer mit ganz vielen Kindern in verschiedenen Runden. Und"Tal der Wikinger" hat sie sofort gepackt. Es ist eine Art Geschicklichkeitsspiel, bei dem Fässer gekegelt werden sollen. Das macht den Kindern schon per se Spaß. Aber dann gibt es noch ein taktisches Element, denn auch die Position auf dem Spielfeld ist für den Spielausgang entscheidend. Es erfordert eine wunderbare Mischung aus Geschicklichkeit und strategischem Denken, was die Kinder während des Spielens aber gar nicht merken.
EV: Locken Brettspiele die Kinder überhaupt noch hinter dem Tablet hervor?
Koppelberg: Und ob! Laut Bundesverband der Spielwarenindustrie steigt der Umsatz in der Spielebranche. Es wird tatsächlich wieder mehr gespielt, das gilt auch für Studenten und Teenager. Bei denen sind Brettspiele wieder angesagt, was auch daran liegt, dass die Themen moderner geworden sind. Auf dem Brettspiel kann ich jetzt zum Beispiel ein Escape-Room-Rätsel vom Sofa aus lösen oder Orks bekämpfen.
EV: Welchen Vorteil haben klassische Brettspiele gegenüber digitalen Angeboten?
Koppelberg: An das Tablet oder Smartphone kann ich mich mal eben ganz schnell hinsetzen, fünf Minuten daddeln und dann eine Pause machen. Beim Brettspiel muss ich die gesamte Spielrunde dranbleiben. Von zentraler Bedeutung ist das gemeinsame Spielerlebnis. Ich kann mich im Team freuen, ärgern und mitfiebern. Wichtig ist, dass Eltern die Kinder gezielt zum Spielen animieren: Wenn die Kinder einmal am Tisch sitzen, sind sie Feuer und Flamme.
EV: All das können Kinder beim gemeinsamen Daddeln doch auch?
Koppelberg: Die digitalen Spiele holen da natürlich auf, der Trend geht auch hier zum gemeinsamen Erleben auf dem Sofa. Ich finde, beides hat seine Berechtigung, ich sehe das Digitale auch nicht als Konkurrenz zum Analogen. Wir müssen als Erwachsene nur dafür sorgen, dass die Kinder für beide Bereiche Zeit haben.
EV: Am Donnerstag starten in Hamburg die Sommerferien. Was bietet sich besonders für spielerische Ferien an?
Koppelberg: Es gibt viele tolle Kartenspiele, die wenig Platz wegnehmen. Oder man nimmt etwas mit, das thematisch in eine andere Welt entführt. In den Ferien hat man ja die Zeit, auch mal etwas länger zusammenzusitzen. Aber bitte auf die Altersangabe achten und die Kinder nicht überfordern!
Über empfehlenswerte Spiele, auch für die Ferien, informiert die Homepage des Vereins.
Max Schulte
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