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Apostile

Per pedes in Madrid



Weil Laufen gesund ist, geht man laufen, und sobald man läuft, denkt man daran, wie langweilig Laufen doch ist. Aber natürlich weiß man, dass es einem danach erstmal prima geht. Zumindest was das Gewissen betrifft. Der Weg ist schließlich das Ziel! Und nicht laufend, sondern gehend kehrtzumachen, ist ja auch irgendwie doof. Laufen ist anstrengender, hat aber den Vorteil, dass man schneller wieder zurück ist. Gehen ist weniger anstrengend, aber dafür qualvoll langsam.

Der Vorteil beim Gehen ist dann jedoch der unumstrittene Fakt, dass man visuell mehr als nur seine eigenen Schuhe wahrnehmen kann. Der joggende Urbanaut hat im Gegensatz zum Provinzläufer den großen Vorteil, in die nächste U-Bahn sprinten zu können, um sich dann (schlechten Gewissens) nach Hause fahren zu lassen. Der Blick wechselt dann zwar von den Laufschuhen zu grauen Betonmauern, manchmal gibt es aber auch im Untergrund visuelle Überraschungen. Die Einwohner Madrids können hiervon spätestens seit letzter Woche ein Lied trällern.

Einweihung SolEinweihung der “neuen” Metro-Station Vodafone Sol, Mai 2013

Verdutzt wird sich der ein oder andere Gewissensläufer in Madrids City, beim nachhause-fahren an den schweißnassen Kopf gefasst haben. Denn seit kurzem prangt auf sämtlichen Fahrplänen, Aushängen und Hinweistafeln der Metro, unübersehbar das Firmenlogo des britischen Mobilfunkriesen Vodafone. Dieser bezahlte der hochverschuldeten Stadt knapp drei Millionen Euro für einen Werbesprint extravaganter Art und kaufte kurzerhand Namensrechte in einem nahezu kolonialpolitischem Marathonlauf.

Traditionsreiche Metro-Stationen, wie die des berühmten Platzes Puerta del Sol wurden somit kurzerhand in Vodafone Sol umbenannt. „Kaufe Land! Gott erschafft keins mehr“ sagte schon Mark Twain.Vodafone hat sich nun diesen Satz auf die Fahnen geschrieben. Der Run auf die Handy Läden wird bei Madrids Läufern und Gehern (oder Fahrern wenn man in Vodafone Sol in die Metro strauchelt) vermutlich ausbleiben. Gedanken an einen neuen Mobilfunkvertrag oder eine Allnet-Flat sind nach diesem PR-Eigentor nicht nur bei Madrids Freizeit-Sportlern eher rar gesät. Lachende Dritte bleiben somit die stets pragmatisch konservativen Stadtväter, die ihre Geschäftsidee als “Weg zum Schuldenabbau” anpreisen.

Der Weg ist eben nicht immer für alle das Ziel..<<