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"Hans Entertainment": Warum Internetstars erfolgreich sind

Am Freitag ist Christopher Kjell Hans alias "Hans Entertainment" zu Gast beim Seenachtsfest in Schuttern. Nach eigenen Angaben hat er dort folgendes gemacht: "Meine typische Hans-Eskalation, Autogramme schreiben, Fotos und viel Fun mit den Gästen." Und wahrscheinlich das ein oder andere kurze Video, für seine Facebook-Seite. Interessiert keinen? Oh doch, und zwar bis zu eine Million User pro Video.

Hans ist ein 21-jähriger, stark übergewichtiger junger Mann, der mit seinen wenige Sekunden langen Clips derzeit der Shootingstar der Generation Facebook ist. Dabei macht er in seinen Videos eigentlich nichts anderes, als seine "Lebensweisheiten" zu verbreiten und zu feiern.

Fehler sind Qualität Die Videos sind nicht etwa aufwendig produziert, sondern ganz einfach mit einem Handy aufgenommen. Was die einen als unprofessionell bezeichnen würden, stört Hans' Zuschauer aber nicht. "Die Authentizität ist der größte Wert, den diese Formate transportieren. Authentisch, weil manche technische Fehler toleriert werden, ja sogar als Qualitätsmerkmal gelten. Authentisch auch, weil es den Anschein hat, dass der komplette Clip aus einer Hand kommt", sagt Soziologe und Trendforscher Sacha Szabo. Ob Hans beim Drehen seiner Videos Hilfe hat ist nicht klar. Interviewanfragen werden aber zuerst von seinem Management bearbeitet.

Weil Hans um die Wichtigkeit der Authentizität weiß, sagt er: "In Hans Entertainment steckt 100 Prozent Christopher." Jede ihm schriftlich gestellte Frage beantwortet er kurz und knapp, in einem umgangssprachlichen Ton und ohne Rücksicht auf eine korrekte Rechtschreibung. Ganz authentisch eben. Für Politik interessiere er sich nicht.

Nur bei der letzten Frage, bei der es um Geld geht, wird er konkreter: "Ich habe (...) meinen Onlineshop veröffentlicht (...). Ich bin momentan im Tonstudio und produziere meinen ersten professionellen Song und alles andere wird sich zeigen. Denn: "Die erfolgreichen Youtuber stehen bei Mediennetzwerken unter Vertrag. Diese Netzwerke helfen bei der technischen Umsetzung und auch der Monetarisierung. Hier wird auch deutlich, wie stark die Szene professionalisiert ist", sagt Trendforscher Szabo. Hans verdient "so langsam schon" genug Geld mit den Clips und dem dazugehörigen Marketing, um seinen Lebensunterhalt finanzieren zu können.

Erst Video, dann Beruf Auch die Offenburger Hermann Birkle (22) und Alexander Trebes (21) alias "XXXTheXPianoXXX" verdienen mit ihren Videos auf Youtube mittlerweile Geld. "Wir haben die Videos vor allem für unsere Freunde und Verwandten ins Netz gestellt. An eine solche Resonanz haben wir nie gedacht", erzählt Alexander Trebes. Mittlerweile haben die beiden schon über 17 Millionen Klicks.

Für einen Clip üben die beiden circa drei Tage. Neidisch oder gar sauer auf Hans sind sie aber nicht: "Das kann man nicht miteinander vergleichen. Wir machen etwas ganz anderes, als er." Anders als bei Hans steht hinter den Offenburgern kein Management. Die Filme stammen alle aus einer Hand. Wie weit eine Geschichte im Internet gehen kann, zeigt ein Video von drei ehemaligen Offenburger Hochschulstudenten. Mit ihrer Plattform "be japy" und einem Video, in dem sie sich zu einem Obdachlosen setzten, dort Musik machten und so Geld für ihn sammelten, erreichten sie mittlerweile über 20 Millionen Klicks.

Nur Schauspieler Dass der Obdachlose lediglich ein Schauspieler war, tat dem Erfolg keinen Abbruch. "Ich denke, dass die Leute verstanden, dass es nicht viel braucht, um Menschen zu helfen", sagt Peter Wilhelm, einer der Gründer von "be Japy e.V." Ein Gründerstipendium in Hamburg soll ihnen dabei helfen, das Projekt zu ihrem Hauptberuf zu machen.

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