“Jeder einzelne Montag dauert eine kleine Ewigkeit” - ist auf der Facebook – Seite von Cocoon Ibiza zu lesen. Wie kurz jedoch so eine Ewigkeit manchmal scheint wenn man Spaß hat wurde uns diesen Montag wieder einmal schmerzlich bewusst als Cocoon seine treue Gefolgschaft zur Sause lud: Schon wieder auf halbem Weg durch die Saison gab es diesmal DAS klassische Cocoon Line-up: Sven Väth mit einem weiteren All night long – Set im Main Room während Ricardo Villalobos mit seinen rumänischen A:rpia:r Freunden die Terasse beschallte.
Nennt es retro, nennt es old-school, nennt es wie ihr wollt aber es war genau DIESES Lineup das sofort ein behagliches, wohl-behütetes Gefühl auslöste. Einfach weil man etwas erlebt mit dem man vertraut ist. Ja, ein bisschen wie heimkommen. Und so fühlten wir uns beim Betreten des Amnesia an diesem Montag so als wären wir exakt genau dort wo wir auch sein sollten zu diesem Zeitpunkt in unserem Leben. Und ist zu wissen, dass man an keinem anderen Ort der Welt gerade lieber wäre nicht das schönste Gefühl auf der Welt?!
Wie immer wenn Sven den All Nighter gibt war es die richtige Entscheidung früh aufzukreuzen da Väth wieder eine stimmige Auswahl an House-Tracks auflegte, und das vor einer bereits beachtlichen Anzahl an Clubbern. Mit der Präzision eines Schweizer Uhrmachers zog Sven den Amnesia Main Room wie ein Uhrwerk auf, langsam an Drive und Geschwindigkeit zulegend. Ten Wall's 'Gotham', das derzeit gerade zu einem Saisonhit zu werden scheint, machte Sven zum Kapitän in einem Meer aus Händen. Niemand fühlt den Amnesia Main Room so wie die deutsche Legende und dieser Montag war ein Paradebeispiel. Schließlich in Techno ausfransend nahm das Set schnell an Fahrt auf und ehe wir uns versahen war es 3.30 Uhr und damit Zeit für die Show von Planetary Assault Systems.
Luke Slater spielte seinen viel gelobten Live Act in einer extra aufgebauten Kabine direkt am Dancefloor, inklusive Saxophon Spieler. Das massive Techno-Halligalli das daraufhin den Main Room erfüllte war tatsächlich nicht von dieser Welt: Slater brachte mit seinen harten, industriellen Sounds selbst die Amnesia Boxen an ihre Grenzen, und die sind schon viel gewohnt. Planetary Assault Systems machten keine Gefangenen auf dieser brutalen Invasion für den eher fortgeschrittenen Techno-Aficionado. Dieser exstatische Vibe machte es Sven dann recht leicht zu übernehmen und als kleines Dankeschön für so ein Warm-up gab's prompt zwei schmatzende Küsschen auf Slaters Wangen !
Auf der Terasse war man zu dieser Zeit schon längst wie Wachs in den Händen von Ricardo Villalobos und seinen A:rpia:r Freunden die bereits seit Mitternacht back2back2back spielten. In einer hypnotisierenden Sound-Spirale aus anspruchsvollen Melodien und einem erbarmungslosen Beat ließ uns Villalobos immer tiefer und tiefer seine musikalische Seele erkunden. Der Ricardo-Bass, der eigentlich immer so klingt wie Peitschenschläge mit Schalldämpfern, trieb die Crowd vor sich her, immer weiter in die Morgenstunden hinein. Er selbst wiegte sich dabei unaufhaltsam im typischen Villalobos-Tanz den jemand auf Twitter mit einer 'majestätischen Fee' verglich.
Dieser Montag war ein echter Klassiker auf so viele Arten und Inbegriff der neu-erstarkten Cocoon-Marke. Von Anfang an war das Amnesia angenehm gefüllt mit einem freundlichen und sehr gemischten Publikum das für exzellente Vibes am Dancefloor sorgte. Und musikalisch ist Cocoon ohnehin noch immer eine der fortschrittlichsten und gleichzeitig spaßigsten Nächte auf unserer Party Insel. “Jeder einzelne Montag dauert eine kleine Ewigkeit?” - Oh, lass es niemals Dienstag werden!
Erschienen auf Englisch bei: Ibiza Voice, August 2013
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