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Kommentar: Südostasien steuert auf den Abgrund zu

Handelsblatt – 06.09.2017 – Noch vor zwei Jahren war Myanmar ein Land für Optimisten. Eine brutale Militärjunta verabschiedete sich von der Macht. Amerika und Europa beendeten ihre Sanktionen. Freie Wahlen brachten die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi an die Regierungsspitze. Doch die Hoffnung auf ein neues Mitglied in der westlichen Wertegemeinschaft war verfrüht.

Wer heute vom Nachbarn Bangladesch über die Grenze nach Myanmar blickt, sieht ein brennendes Land. Es sind die Dörfer der muslimischen Minderheit Rohingya, die in dem mehrheitlich buddhistischen Land in Flammen stehen. Seit Tagen geht Myanmars Armee gewaltsam gegen die nicht anerkannte Volksgruppe vor - angeblich im Kampf gegen Aufständische. Die Überlebenden berichten hingegen von ziellosen Attacken auf Zivilisten. Wie viele bisher starben, ist unklar. Binnen anderthalb Wochen flohen laut Uno fast 125 000 Menschen nach Bangladesch. Viele von ihnen haben Schusswunden.

Das Ausmaß der Gewalt lässt sich bisher nicht genau ermitteln - Myanmars Regierung verweigert Journalisten und Helfern den Zugang zu den umkämpften Gebieten. Ausländische Politiker sprechen von Völkermord und ethnischer Säuberung. Fest steht, dass es sich um eine schockierende humanitäre Katastrophe handelt. Und was unternimmt Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi dagegen? Offensichtlich nichts. Auch ein Aufruf ihrer Nobelpreiskollegin Malala Yousafzai, das Vorgehen der Armee zu verurteilen, brachte Suu Kyi nicht dazu, ihr Schweigen zu brechen.

Die desaströse Menschenrechtslage in Myanmar ist in Südostasien leider keine Ausnahme: Die Region, die sich gerne als einen der dynamischsten Wirtschaftsräume der Welt präsentiert, fiel zuletzt vor allem als Produzent schlechter Nachrichten auf. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit scheinen in dem 600 Millionen Einwohner großen Gebiet zwischen Indien und China so fern wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Stattdessen zementieren im südostasiatischen Staatenbund Asean Autokraten mit rabiaten Methoden ihre Macht - und manövrieren ihre Staaten damit an den Abgrund.

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