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Im Dienste des Herren

Die Zeit No 40 / 22. September 2016 / S. 12

Ein älteres Ehepaar findet nach einer Krise den Weg zu Gott und kämpft seither um das Leben von Schwerstkriminellen. Von Martin Nejezchleba und Kien Hoang Le (Fotos)



Neun Tage bevor er sterben soll, schreibt Robert Roberson einen Brief voller Smileys. Erstmals erwähnt er die Kinder und seine Mutter, erzählt von ihrem Besuch im Todestrakt. Im Übrigen gleicht der Brief den anderen an seine beiden Freunde in Deutschland: weite Passagen über die Liebe und Güte Gottes. Über acht Seiten taumelt die Handschrift von links nach rechts. Worte des Abschieds finden sich nicht. "Die Anwälte haben mein 'Gnadengesuch' eingereicht, auch eine Klage, um für meine 'Unschuld' zu kämpfen, O. K.! Nun warte ich geduldig auf ein positives Ergebnis ..."


Seit Anfang 2016 weiß Roberson, wann er hingerichtet werden soll: An einem Dienstag im Juni um 18 Uhr wird man ihn im Gefängnis von Huntsville, Texas, in einen Raum mit grün gestrichenen Ziegelwänden führen, seinen Körper mit sieben Lederriemen auf einer Liege mit weißem Laken fixieren, Kanülen in beide Arme einführen und die tödliche Chemikalie Pentobarbital in seine Venen strömen lassen. Der Brief endet wie immer: "P.S.S.S.: Gebete verändern die Dinge!"


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