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Zerstörungskraft heute noch spürbar: Gedenken 70 Jahre nach dem Bombenhagel

MAINZ - Bei der zentralen Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Zerstörung der Stadt haben Oberbürgermeister Michael Ebling und Landtagspräsident Joachim Mertes an die unheilvollen Geschehnisse erinnert und Lehren für die Gegenwart angemahnt. Im Frankfurter Hof gedachte Ebling neben den 1200 Mainzer Opfern, auch allen anderen Opfern des Zweiten Weltkrieges.

Panzer rollen wieder


Obwohl Europa den Krieg kenne, rollten heute wieder Panzer auf unserem Kontinent, so Ebling. Und trotz aller Erfahrungen aus dem Krieg gewännen "in vielen Ländern unseres Kontinents Parteien die Zustimmung der Menschen, die sich nichts mehr wünschen, als das gemeinsame Haus Europa, das wir in den vergangenen 70 Jahren aufgebaut haben, wieder einzureißen."

Anschließend beklagte er die Geschichtsvergessenheit derer, "die glauben, dass zwischen Russland und Portugal, Deutschland und Griechenland auch nur ein einziges Land sein Glück ohne ein einiges, friedliches und solidarisches Europa finden kann." Ebling ergänzte sein Redemanuskript und lobte ausdrücklich die Sonderbeilage der Allgemeinen Zeitung zum 27. Februar. "Ich bin sicher, viele werden diese Beilage so wie ich nicht nur mit Interesse gelesen haben, sondern auch aufbewahren." Über viele Ausgaben hinweg habe die Mainzer Allgemeine "den Mainzerinnen und Mainzern das heutige Datum deutlich näher gebracht", so Ebling.

Auch Landtagspräsident Mertes sprach die AZ-Sonderbeilage an. Bei den großen Bildern vom zerstörten Mainz habe er das Trauma gespürt, das die Stadt durch die Zerstörung erlebt habe. "Ich habe noch nie ein so breites Bild der zerstörten Stadt Mainz gesehen, wie heute." Und die damals entfaltete Zerstörungskraft könne man noch heute spüren, wenn Blindgänger aus dem Krieg gefunden würden, wie zuletzt am ersten Advent in Weisenau.

Synagogen brannten zuerst

Mertes erinnerte aber auch an die Judenverfolgung und zitierte den Nachkriegs-Oberbürgermeister Franz Stein mit den Worten "Bevor unsere Stadt brannte, brannten die Synagogen." Für die Gegenwart mahnte er daher, dass Mitmenschlichkeit immer vor der eigenen Haustür anfange. Und diese Mitmenschlichkeit werde heute im Umgang mit Flüchtlingen bewiesen. "Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Tyrannei auf. Diese Gewissheit müssen wir wach halten", so Landtagspräsident Mertes.

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