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Überraschung!

Der Elektro-Markt wird aus der Innenstadt ziehen, hin zur "Braun-Kreuzung" und damit weg vom "Ludwigquartier". Wie wird sie sich auf das Prestige-Projekt auswirken?

Inzwischen hat das Kind einen Namen: "Ludwigquartier". Es fühlt sich weit länger als zehn Monate an, seit die Bamberger "KRE Group" in einer überraschenden Pressemitteilung die Absicht verkündete, das Marktheidenfelder Udo-Lermann-Areal zu übernehmen. Erst im Juli kam dann der Name.


Auf dem Weg zur Sitzung sei er ihnen eingefallen, erzählten die Verantwortlichen der Gruppe damals den Stadträten. Belustigte Blicke gingen da am Ratstisch in Richtung proMAR-Gründer Ludwig Keller – ein Mensch, der in den vergangenen Jahren eigentlich dafür bekannt wurde, Dinge erhalten zu wollen. In diesem Fall geht es jedoch um Neues. Das Projekt ist wichtig für Marktheidenfeld.


Für das "Ludwigquartier" wird ersten Plänen zufolge alles abgerissen (auch der Elektro- und Fahrradmarkt von Lermann und die Gebäude, in denen das Kindermodengeschäft, das Geschäft von Rist und die Himon-Werbung untergebracht sind). Nur das frühere Kaufhaus soll bleiben und in einem Komplex mit Seniorenwohnen, Geschäften und normalen Wohnungen verwoben werden. Die Verantwortlichen von Udo Lermann sicherten sich bei den Verhandlungen extra noch ein Gebäude auf der anderen Straßenseite. Dort sollten sich der Elektro- und Fahrradmarkt einmieten.


Seit der Pressemitteilung reißen die Überraschungen jedoch nicht ab. Wer konnte ahnen, dass sich ein Virus über die Welt ausbreitet? Oder wer konnte ahnen, dass die Udo Lermann GmbH ihren Elektromarkt jetzt plant, am Äußeren Ring hochzuziehen? Beides hat eins gemeinsam: Es ist schlecht für das Geschäft der KRE Group. Und die hat das Udo-Lermann-Areal noch nicht gekauft. Denn obwohl das Kind schon einen Namen hat: Die Gruppe kann es sich ohne Konsequenzen immer noch anders überlegen. Der Name wäre dann nur noch eine Sentimentalität.


Wie reagiert die KRE Group auf die veränderten Umstände? 

Kaufen oder nicht kaufen? Nach einer Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung will die Gruppe Ende des Jahres diese Frage endgültig entscheiden. Dafür müssen sie nicht nur die Wünsche der Stadt einbeziehen, sondern auch die Nachfrage aus der Wirtschaft für ihre Verkaufsflächen. Denn: Die KRE Group verliert mit dem Elektromarkt nicht nur einen Mieter. Der Abzug Udo Lermanns hat in Zeiten des Umbruchs für den Einzelhandel auch Signalwirkung. Wenn nicht einmal ein regional verwobenes Unternehmen glaubt, genug Kunden anzuziehen, um sich rentabel im "Ludwigquartier" einzumieten, welches dann?


Zum Hintergrund: Vor Kurzem erklärte Seniorchef Helmut Viering in einer Stellungnahme, warum sich bei Udo Lermann etwas ändern musste. Durch die Zunahme des Internethandels und das immer breitere Sortiment von Discountern gehe Umsatz verloren. Deshalb musste man das Geschäft neu auszurichten. Eine Maßnahme war, den Elektromarkt aus der Innenstadt zu ziehen – hin auf Grundstücke, die dem Unternehmen bereits gehören.

Wie steht es also um das Projekt? Zu dieser und weiteren Fragen hat die Redaktion die KRE-Gruppe um eine Stellungnahme gebeten. Norbert Hufgard, dessen Agentur RingZwanzig die Öffentlichkeitsarbeit für die Gruppe macht, schreibt: "Die KRE Group bekennt sich klar zum Standort Marktheidenfeld."


Hufgard schreibt weiter: Den Abzug des Elektromarktes an den Äußeren Ring sehe man als Chance für weitere Planungsoptionen. Eine davon wäre: Anstatt des Gebäudes wird eine "bürgerfreundliche Parkplatz- und Zufahrtssituation" geschaffen. Auch bei der Grünplanung im Außenbereich seien weitere sinnvolle und attraktive Optionen möglich. Der Fahrradmarkt würde dann ins Innere des Ludwigquartieres wandern.

KRE Group in Verhandlungen mit "mehreren namenhaften Unternehmen"

Die Gefahr von Leerstand ist da in Marktheidenfeld. Die Gruppe scheint auch deshalb den optisch schöneren, jedoch finanziell weniger erträglichen Weg wählen zu wollen. Man werde die Stadt jedoch nicht vor vollendete Tatsachen stellen, so Hufgard auf Nachfrage. Deshalb werde es auch noch weitere Optionen geben. Man wolle gemeinsam die beste Lösung finden.


Darüber hinaus gehend, glaubt die KRE Group, werde sich der Wegzug von Udo Lermann nicht auf das Projekt "Ludwigquartier" auswirken – auch was den Einfluss auf Verhandlungen mit anderen Unternehmen betrifft. "Die KRE Group befindet sich mit mehreren namhaften Unternehmen in konkreten Verhandlungen", schreibt Hufgard. Die Gruppe mache jedoch grundsätzlich keine Angaben zu laufenden Vertragsverhandlungen. Die Verantwortlichen brachten bei der Stadtratsitzung im Juli, in der sie das Udo-Lermann-Areal umtauften, selbst die Drogeriekette Müller ins Gespräch, die aus der Innenstadt wegziehen wollen würde. Auch ein großer Einzelhandel soll interessiert gewesen sein.


Das Fazit liest sich optimistisch: "Generell hat die KRE Group weiterhin großes Interesse an einer Projektumsetzung", schreibt Hufgard. Für diese Woche steht ein Antrag zur Aufstellung eines Bebauungsplanes für das ehemalige Udo-Lermann-Gelände auf der Tagesordnung des Stadtrats.


Klar ist jedoch auch: Die Gruppe ist ein gewinnorientiertes Unternehmen. Deshalb muss sich das "Ludwigquartier" lohnen. Sollte dies nicht der Fall sein, stünde das Kind wieder ohne Namen da.

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