Aus Silvia Veratschnig wurde Silvia Ledi, aus Silvia Ledi wurde Silvia Bartl, aus Silvia Bartl wurde Silvia Abrahamsson, und schließlich blieb sie einfach Silvia Pettersen. Der Name ihres vierten Ehemanns gefiel ihr am besten.
An einem Dienstag im Februar rennt Silvia Pettersen durch Klagenfurt, sie trägt rote Turnschuhe, in denen läuft es sich schnell. Ihre blond gefärbten Haare ("um das Leben zu erhellen") wehen ihr hinterher. Sie ist 67 Jahre alt und manchmal 57, was ihr schmachtende Männeraugen ohne Nachfrage abnehmen. Vorbei am Theater, sie wendet nicht mal den Blick hin, als sie sagt: "Das ist so klein, mein Theater zu Hause ist größer."
Südkärnten also, Klagenfurt. Eine Kopfsteinpflasterstadt im Regen, ringsum die Ehrfurcht lehrenden Berge. Silvia Pettersen wuchs 30 Kilometer entfernt auf, in Sankt Margarethen, einem Dorf am Berghang. Sie wurde geboren in eine Zeit, in der ein Tal wie dieses nicht nur Alpenidyll, sondern auch ein Sumpf aus Missbrauch, Alt-Nazis, heimlichen Abtreibungen und schlagenden Ehemänner war, ein wohlbehüteter Mief, über den die katholische Kirche sanft ihre Decke legte.
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