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Pflanzliche Milch: Die Hafermilch muss ins Bordbistro

© Jonathan Knowles/​Getty Images

In Zügen der Deutschen Bahn wird zum Kaffee nur Kuhmilch angeboten. Immer mehr Reisende fordern pflanzliche Alternativen. Warum gibt es die nicht längst?


Wenn Sophia Hoffmann in den Zug steigt, ist sie gut ausgerüstet: Laptop, eine Box mit Reiseproviant, eine wiederverwendbare Wasserflasche. Besonders vor Corona war die Köchin und Autorin beruflich viel mit der Deutschen Bahn unterwegs, "bis zu einmal pro Woche", wie sie sagt. Während der Pandemie ist auch Hoffmann wenig bis gar nicht gereist. Aber Anfang Oktober 2021 war es wieder so weit: Eine Veranstaltung in München stand an. Die Berlinerin stieg wieder in den Zug. Sofort fiel ihr auf, was sie schon vor Beginn der Pandemie vermisst hatte: die Möglichkeit, im Bordbistro einen Kaffee mit Pflanzenmilch zu bestellen.

Sophia Hoffmann hat vier Bücher verfasst, drei mit veganen Rezepten, eines darüber, wie man beim Kochen weniger wegwerfen muss. Als Köchin arbeitete sie bis vor Kurzem im Isla Coffee, einem vegetarischen Café in Berlin-Neukölln, das nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft funktioniert. Sie plant, selbst ein veganes Restaurant zu eröffnen, hält Vorträge über vegane Ernährung, Lebensmittelverschwendung und zum Thema Zero Waste. Selbstverständlich also, dass die 41-Jährige zu ihrem Kaffee Hafer- statt Kuhmilch trinkt.

In Berlin ist das problemlos möglich: Hafer- oder Sojamilch werden in den meisten Cafés angeboten, manchmal sogar Mandel- oder Kokosmilch. Auch Ketten wie und McCafé bieten seit Jahren pflanzliche Milchalternativen an. Doch ausgerechnet im Bordbistro der Deutschen Bahn, im Verkehrsmittel der Klimaschützer, gibt es nur Kuhmilch.

Für Sophia Hoffmann ein Ärgernis, das sie ändern will. Also fragt sie nach einer Alternative, wenn sie mit dem Zug unterwegs ist. "Früher waren die Antworten, die ich vom Bordpersonal auf meine Frage nach Pflanzenmilch bekommen habe, vor allem skurril", sagt Hoffmann. "Einer der Bahn-Mitarbeiter, die ich nach pflanzlicher Milch gefragt hatte, ging zum Beispiel mitten im Gespräch einfach weg", erzählt sie. "Das ist schon lustig, wenn man sonst in einer Welt lebt, in der Kuhmilch langsam, aber sicher zur Ausnahme wird." Im Isla Coffee, berichtet sie, hätte zuletzt fast die Hälfte der Gäste ihren Kaffee mit Hafermilch getrunken.

Auf ihrer Fahrt Anfang Oktober passierte etwas Neues. "Ich habe zum ersten Mal eine freundliche Antwort auf meine Frage bekommen", sagt Hoffmann. "Die Bahn-Mitarbeiterin war verständnisvoll und sagte, sie habe das Gefühl, dass mittlerweile jede zweite Person nach pflanzlichen Milchalternativen frage. Sie wisse auch nicht, warum es die nicht längst gebe."

Hoffmann ist Teil einer wachsenden und selbstbewussten Nachhaltigkeitsbubble, die sich nicht mehr für einen umweltfreundlichen Lebensstil verstecken will. Eine vorwiegend pflanzliche und damit auch klimaschonende Ernährung gehört für viele selbstverständlich dazu. Und der Wunsch, dass Unternehmen wie die Deutsche Bahn sich darauf einstellen.

Sophia Hoffmann erzählt, dass sie, resigniert von den erfolglosen Nachfragen im Bordbistro, sich ihren Kaffee früher oft vor der Reise am Bahnhof gekauft habe. Als Veganerin wisse man gut Bescheid, in welcher Bäckerei, in welchem Café unterwegs es Pflanzenmilch gibt. "Aber sollen vegane Reisende denn nicht auch unterwegs ganz normal konsumieren?"


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