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Flo Kerschner von Hit Radio N1 vertritt seine eigene Radio-Philosophie | MedienNetzwerk Bayern

Den Nürnberger Oberbürgermeister nennt Florian Kerschner schlicht „Ulrich". „Er sagt, dass ich der einzige bin, der ihn morgens aus der Dusche holen darf", erklärt der Morningshow-Moderator von Hit Radio N1. Wenn der 34-Jährige aktuelle Fragen zur Stadtpolitik klären will, greift er während seiner Sendung zum Telefonhörer. Seit er im Januar 2012 vom Lokalrivalen NRJ ins Funkhaus Nürnberg gewechselt ist, hat Kerschner nicht nur den Sender umgekrempelt. Er hat N1 auch eine verstärkte Relevanz in der Lokalpolitik verschafft. Zur Kommunalwahl hat es - was viele überraschte - ausgerechnet im Jugendsender ein Duell der OB-Kandidaten gegeben.

Es hat lange gedauert, bis Flo Kerschner und das Funkhaus wieder zueinander gefunden haben. Der gebürtige Erlanger hat sich lange Zeit nicht hineinreden lassen, wie Lokalrundfunk funktioniert: „Ich habe mir eine Radiophilosophie erarbeitet." Er stehe 100 Prozent dahinter. „Und der Erfolg gibt mir bisher recht." Dazu gehört zum Beispiel, dass es in seiner Morningshow keine Gewinnspiele gibt: „Da kämpfe ich nicht mit." Dass nichts gefaked ist wie bei vielen anderen privaten Sendern: „Wir haben keine Comedyelemente: Auch der Taxifahrer Malter und meine Oma sind echt. Beide rufen einfach an, weil sie Bock haben." Nichts sei konstruiert: „Bei uns geht es um Themen aus dem Leben."

Bevor Flo Kerschner 2012 vom Lokalrivalen NRJ zu Hit Radio N1 gewechselt ist, gab es - ähnlich wie bei Trainerwechseln in der Fußball-Bundesliga - ein „konspiratives Treffen" mit dem Funkhaus-Geschäftsführer Alex Koller am Nürnberger Flughafen. „Das war damals top secret", erinnert sich Kerschner. Koller bot ihm an, dass er nicht nur die Morningshow übernehmen soll, sondern auch Programmdirektor wird. „Ich habe das Team zusammenstellen dürfen", erklärt Kerschner. Der Wechsel war perfekt. „Wir haben daraufhin eine 1a-Pressekonferenz gemacht", sagt Funkhaus-Sprecher Stefan Grundler. „Alle anderen Medien haben darüber berichtet."

Für Flo Kerschner, der seit über 15 Jahren im Radio-Business tätig ist, war es eine Rückkehr. Begonnen hatte er beim Aus- und Fortbildungskanal afk max in Nürnberg. „Dort wurde ich für untalentiert befunden", erzählt er heute mit einem Schmunzeln. „,Aus Dir wird nichts', haben sie mir damals gesagt." Auf einmal kam ein Anruf von NRJ, das sich damals noch mit Radio Z eine Frequenz geteilt hatte und in Erlangen seinen Sitz hatte. Als Produzent und Moderator der Abendsendung hat Flo Kerschner dort begonnen. „Ich hatte einen tierisch fränkischen Dialekt und habe geklungen wie Kermit der Frosch." Schon damals war Kerschner so ehrgeizig, dass er sich mit Sprechtraining diesen Dialekt innerhalb von wenigen Wochen abtrainiert hatte.

Auf einmal klopfte Radio Charivari an, das wie N1 im Funkhaus sitzt. „Das war ein ewig altes Radio für mich damals", erinnert sich Kerschner, der damals „irgendwas zwischen 18 und 20 Jahre" alt war. Das Konzept der Sendung war: Hörer miteinander zu verkuppeln. „Mit Hörern, die im Mittelpunkt stehen, zu quatschen, hat mir damals schon Spaß gemacht." Es folgten zwei Jahre als Barkeeper, weitere zwei Jahre bei Radio Galaxy in Bamberg, bis erneut NRJ anklopfte und ihn von 2005 bis 2011 verpflichtete. „Ich durfte viel ausprobieren und so einiges mit Hörern machen."

Auch damals schon hat Flo Kerschner, der nach seiner Mittleren Reife zunächst Konstruktionsmechaniker bei MAN gelernt hat, hart gearbeitet. „Wir hatten bei NRJ unfassbare Hörerzahlen", erklärt Kerschner. „Eine Marktstudie hat ergeben, dass ich nach Gerald Kappler von Charivari der bekannteste Moderator in Nürnberg bin." Ein Grund, warum Hit Radio N1 zuschlug und auch seine Co-Moderatorin Lola mit abwarb, die später durch Anna Noé ersetzt worden ist, weil Lola das Frank-Elstner-Stipendium in Berlin erhalten hat.

Vor jeder Sendung klingelt bei Flo Kerschner nun um 4.00 Uhr der Wecker. Das erste Meeting im Funkhaus gibt's bereits um 5.00 Uhr. Von 6.00 bis 9.30 Uhr ist Flo Kerschner auf Sendung. Als Programmkoordinator geht's danach bis Mittag weiter: Um 9.30 Uhr ein tägliches Treffen mit dem Verkauf, dann wird die Sendung für den nächsten Tag vorbereitet. Abends wird in einer Whats-App-Gruppe weiter an den Moderationen gefeilt.

„Nach zwei Jahren steht kein Stein mehr auf dem anderen", sagt Kerschner. „Ich bin froh, dass alle meine Visionen teilen." Er weiß, dass wie Lola womöglich auch Anna Noé (Kerschner: „Ein unglaubliches Talent") eines Tages nicht mehr bei N1 zu halten sein wird. „Ich weiß aber: Ich werde bleiben. Geld ist es nicht wert, aus Nürnberg wegzugehen."

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