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Handwerk vom Internet nicht elektrisiert - WELT

Fehlanzeige bei Maurer Winkelmann. Bei Gerüstbauer Reichstein und Kosmetikerin Streckert ebenso. Selbst Informationstechniker Michael Athmer verweist im Internet-Angebot der Handwerkskammer nicht auf eine eigene Homepage. "Es steht noch eine große Pionierleistung vor uns", meint denn auch Hans-Jürgen Feindt, Leiter der EDV-Abteilung bei der Handwerkskammer Hamburg. "Viele Betriebe haben noch nicht den Nutzen einer Internet- und E-Mail-Adresse erkannt."

Die Handwerkskammer Hamburg selbst hingegen bietet ein umfangreiches Angebot im World Wide Web an und will seine rund 13 500 Mitglieder unterstützen, sich auf das "Medium der Zukunft" vorzubereiten. Deshalb berät die Handwerkskammer mittelständische Betriebe, wenn sie eine eigene Homepage erstellen wollen. Außerdem tritt sie als Internet-Provider auf. Zu Jahresbeginn hat sie die "Handwerkskammer online GmbH" gegründet, unter deren Dach diese Angebote abgewickelt werden sollen.

Bis zum Sommer will die Handwerkskammer zusammen mit der Stadt, der Schulbehörde, dem Arbeitsamt und der Handelskammer unter www.ausbildung-hamburg.de eine gemeinsame Seite erstellen. Hier werden alle Lehrstellenangebote gebündelt.

Noch vor den Sommerferien will die Handwerkskammer ihren größten Coup bekannt geben: Sie plant ein virtuelles Shopping-System. Mit der Software können alle Mitglieder ihre Produktpalette im Internet darstellen - und online bestellen und bezahlen. Die Handelskammer Hamburg will - wie derzeit mehrere Industrie- und Handelskammern in Deutschland - ein ähnliches Angebot im September starten: Auf einem elektronischen Marktplatz sollen die 104 500 Mitglieder im Internet gegenseitig Rechnungen bezahlen und rechtskräftige Verträge abschließen können. Alle Hamburger Handelsunternehmen werden dafür mit einer Chipkarte mit elektronischer Signatur ausgestattet. Der Betriebs-PC muss mit einem Zusatzgerät ausgestattet werden, das es für weniger als 100 Mark zu kaufen gibt.

"Es wird eine neue Qualität auf unserer Homepage geben", frohlockt Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz, dessen Kammer seit Ende vergangenen Jahres an dem Projekt arbeitet. "Unsere Angebote wie Seminare oder Broschüren können unsere Mitglieder künftig nicht mehr nur im Internet anschauen." Es soll ab Herbst auch möglich sein, die Seminare online zu buchen und zu bezahlen.

Beide Kammern haben die Bedeutung des Internet erkannt. Nur die Unternehmen zögern zum Teil noch, auf den Zug des World Wide Web aufzuspringen. Hans-Jürgen Feindt schätzt, dass weniger als 20 Prozent aller Handwerksbetriebe eine eigene Internetseite erstellt haben; rund 250 nutzen die Provider-Dienste der Handwerkskammer. "Wir müssen erst noch gemeinsam den Nutzwert herausfinden." Feindt sieht aber große Chancen für einige Betriebe, sich neue Zielgruppen zu erschließen. Sein Beispiel: Ein Dachdecker aus der Gegend von Mölln hat stark darauf gedrängt, sich im Internet präsentieren zu können. Der Grund: Japaner würden Schlösser und Burgen aus Deutschland nachbauen, aber Schieferdächer würden sie nicht so hinbekommen wie gewünscht. "Wie soll mich ein japanischer Unternehmer aber in Mölln finden, wenn nicht im World Wide Web?", hatte der Schieferdachdecker gefragt.

Die Qualität der Homepages von Handwerksunternehmen, die bereits im Internet vertreten sind, ist laut Feindt äußerst unterschiedlich. Sie reicht von selbst gebastelten und meist schlecht lesbaren Seiten über Auftritte mit von der Kammer vorgefertigtem Einheitslayout - das es für 499 Mark zu kaufen gibt - bis hin zu professionellen Angeboten. "Noch werden aber wenige Kunden durch das Internet auf einen Handwerksbetrieb aufmerksam", meint Feindt. Er prophezeit jedoch, dass sich dies wie im Handel und der Industrie in den nächsten Jahren auch im Handwerk grundlegend ändern werde.

Informationen im Internet:

www.hwk-hamburg.de

www.handelskammer-hamburg.de

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