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Rauf aufs Pferd, rein ins Glück | Reiter-Kurier November 2018

Rauf aufs Pferd, rein ins Glück! Alles Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. An dem Sprichwort ist Wahres dran. Reiten ist aus physischer und psychischer Sicht sinnvoll und jeder kann es lernen - egal in welchem Alter.

Reiten fördert allgemein die körperliche, seelische und soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Das hat die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) bereits 2012 in einer Studie nachgewiesen. „Wir waren immer überzeugt vom positiven Einfluss des Pferdes, denn es entspricht unseren Erfahrungen und Beobachtungen. Wir wollten aber wissen, ob unsere Einschätzungen und Argumente stimmen", begründet Soenke Lauterbach, Generalsekretär der FN, den Grund für die Studie auf deren Website. Untersucht wurden 411 Reiter zwischen 14 und 65 Jahren und 402 äquivalente Nicht-Reiter. Unterschiede waren deutlich erkennbar: Führungs- und durchsetzungsstark, zielstrebig, begeisterungsfähig, wettbewerbsorientiert, belastbar und strukturiert: Bei diesen Eigenschaften wiesen die Reiter höhere Ausprägungen vor als Nicht-Reiter. Der enge Kontakt mit den Tieren erfordert außerdem ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Sensibilität - Fähigkeiten, die Reitern auch im Ungang mit anderen Menschen zu Gute kommen. Die befragten Reiterinnen und Reiter fühlten sich durch das Hobby „Pferd" ausgeglichener und zufriedener, und sie schätzten sich naturverbundener, sportlicher und aktiver ein als die Nicht-Reiter. Unabhängig von Studien macht es einfach Spaß: Ein Grund mehr, mit dem Reiten anzufangen. Für die Jüngsten eignet sich vor allem Ponyreiten für den Einstieg in den Pferdesport. Ponys, insbesondere Shetlandponys, haben ein sehr geringes Stockmaß und entsprechen eher den kindlichen Proportionen. Eine Begleitperson führt das Pony, die Kinder haben noch keine Verantwortung. Vielmehr sollen sie ein Gefühl für die natürlichen Bewegungen des Pferdes entwickeln. Manchmal gibt es auch Ponyclubs, in denen mehrere Kinder in der Gruppe den ersten Umgang mit den Ponys lernen, die Tiere unter Aufsicht putzen, striegeln und herumführen. Richtig reiten lernen ist erst möglich, wenn das Kind den Anweisungen eines Reitlehrers wirklich folgen kann. Ein guter Einstieg für Kinder (ab ca. fünf Jahren) ist das Voltigieren. Mehrere Kinder teilen sich im Volti-Unterricht ein Pferd und turnen auf dem Pferderücken in allen Gangarten. Das fördert die Balance und den Teamgeist zwischen Gruppe und Pferd. Gleichzeitig wird spielerisch die Angst vor dem Fallen genommen. Im Alter von zirka zehn Jahren können die Kinder mit dem eigentlichen, selbstverantwortlichen Reiten beginnen. Sie kümmern sich um das Putzen, Satteln sowie Auftrensen und lernen, erste Schenkel- und Zügelhilfen zu geben. In der Regel finden die ersten Reitstunden an der Longe statt, bis die Kinder in einer Reitanfängergruppe mitreiten können. Reitenlernen ist aber nicht nur was für Kinder! Wer das Hobby erst spät für sich entdeckt oder es früher einfach nicht möglich war, kann es lernen - egal wie alt. „Kinder tun sich oft leichter, weil sie beweglicher sind als Erwachsene, sich weniger Gedanken machen und oft unvoreingenommen aufs Pferd steigen", erklärt Juliane Schäffer, Reitlehrerin aus Rosenheim. Viele Reitställe haben den Bedarf allerdings bereits erkannt und richten ihr Angebot gezielt an Späteinsteiger, sei es in Form von Anfängergruppen, spezielle Reiturlaube oder Einzelunterricht. Als Erwachsener beginnt man ebenfalls an der Longe, um sich anfangs komplett auf die Bewegungsabläufe des Pferdes konzentrieren zu können. Damit tun sich viele erst einmal schwer und sollten deshalb geduldig mit sich sein. Reiten ist verbunden mit einer Grundflexibilität und Geschmeidigkeit im Körper. Um beides zu fördern, bietet sich zusätzliche Gymnastik (z. B. Yoga) an. Für einen schnelleren Lernerfolg (bei Kindern wie bei Erwachsenen) eignen sich Einzelreitstunden. Man lernt mehr und vor allem, allein mit dem Pferd zurecht zukommen. Denn das Pferd kann nicht, wie in der Abteilung bei Gruppenreitstunden, hinter den anderen herlaufen. In der Gruppe lernt man, welche Bahnregeln einzuhalten sind, wenn mehrere Reiter gleichzeitig auf dem Reitplatz unterwegs sind. Gerade Kinder tun sich außerdem leichter, zusammen mit anderen zu reiten, als allein. Bei Erwachsenen ist es oft andersherum. Eine Gruppenreitstunde dauert meist 60 Minuten. Zu viele Reitschüler sollten es nicht sein, sonst kann sich der Reitlehrer kaum auf den einzelnen Schüler konzentrieren. Wer mit dem Reiten beginnt, braucht nicht gleich die komplette Ausrüstung. Für den Anfang reichen eine lange Hose (ohne Nähte, die an den Innenschenkeln schäuern), feste Schuhe und einen TÜV-geprüften Reithelm. Dieser kann gegebenenfalls auch in der Reitschule ausgeliehen werden. Fahrradhelme sind ungeeignet, da sie nicht für einen Sturz vom Pferd konzipiert wurden.

Text und Foto: Marianne Quelle

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