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Wo die Rechtspopulisten unglücklich vereint sind

Die Fraktion der Rechtspopulisten in Straßburg ist groß wie nie. Nun gehört auch Guido Reil dazu. Dabei will seine AfD das EU-Parlament abschaffen.

Erschienen am 12.07.2019

Guido Reil findet alles ziemlich absurd. Besonders die Sache mit der Glühbirne. Der wuchtige AfD-Abgeordnete sitzt in der Blümchenbar des Europäischen Parlaments, die wegen ihres geblümten Fußbodens so heißt, und tippt auf seinem Mobiltelefon. Dann hat er das Bild gefunden. Er hält sein Handy hin. „Diese Glühbirne hing in meiner Wohnung in Brüssel, als ich sie bekommen habe. Erstbezug! Wissen Sie, wie lange die in Deutschland schon verboten sind? Und wissen Sie, warum die verboten sind?" Reil guckt erwartungsvoll und antwortet dann selbst. „Wegen der EU-Verordnung. Aber dann hängt eine in Brüssel an der Decke. Es ist unfassbar. Solche Sachen fallen mir auf." Reil lacht.

Es ist Reils erster Tag in Straßburg, einen Abend vor der konstituierenden Sitzung des Parlaments in der vergangenen Woche. Der gelernte Bergmann hat irgendwie den Weg durch die labyrinthartigen Gänge des Gebäudes gefunden, sein Büro bezogen. Das Sprachengewirr, das Parlamentsgebäude mit seinem 60 Meter hohen Turm und den 1133 Büros - Reil musste an Babylon denken. „Der Laden ist völlig aufgebläht", sagt der 49-Jährige und schüttelt den Kopf. In seinem neuen Leben als Europaabgeordneter anzukommen, heißt für ihn erstmal, sich seine Vorurteile zu bestätigen. Davon gibt es viele.

Die AfD ist angetreten, um das Europäische Parlament abzuschaffen. So steht es in ihrem Wahlprogramm. AfD-Funktionäre verunglimpfen die EU gern als „zentralistisches Monster" oder „Irrenhaus". Jetzt sind die deutschen Rechtspopulisten zu elft in dem Parlament angekommen, das es auch ihrer Sicht nach gar nicht geben dürfte. Die Marschrichtung hat Reil im Europawahlkampf beschrieben: „Man kann von innen immer viel besser was kaputt machen, als von draußen."

Die AfDler gehören in Straßburg und Brüssel einer Rechtspopulistenfraktion an, die mit 73 Mitgliedern zwar nicht so groß ist, wie von der AfD erhofft, aber dennoch die größte, die es im Europaparlament je gab. Auch außerhalb dieser Fraktion sitzen EU-Feinde und rechtsnationale Parteien.

Die Meinungsforschungsplattform „Poll of Polls" kommt auf 251 EU-Skeptiker im Europaparlament - also insgesamt genau ein Drittel aller Abgeordneten. Und das in einer Zeit, in der das Parlament um seine Selbstbehauptung kämpft und sich die Institutionen der EU gegenseitig zu blockieren drohen. Nicht umsonst war vor der Europawahl von einer Schicksalswahl die Rede. Was können die Rechtspopulisten hier ausrichten?


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