4 subscriptions and 3 subscribers
Article

Kaffeekapseln aus Plastik: Warum "kompostierbar" nicht kompostierbar ist

Es ist erstaunlich grün geworden im Kaffeesortiment deutscher Supermärkte. Egal ob gemahlen oder in fester Form werden die Bohnen in grasgrüner Pappe verpackt und dann mit Bäumen oder Blättern bedruckt. Hersteller versuchen dabei gerade ein Produkt an umweltbewusste Kaffeetrinker zu verkaufen, das nicht unbedingt den Ruf hat, besonders umweltfreundlich zu sein: Kaffeekapseln. Null Prozent Aluminium, steht auf diesen Packungen. Kompostierbar. Klimaneutral.

Erfunden hat das portionierte Kaffeetrinken vor rund 30 Jahren der Schweizer Lebensmittelgigant . Der Fernsehspot mit US-Schauspieler George Clooney machte die Kapseln des Tochterunternehmens Nespresso weltberühmt. Durch eine strenge Patentpolitik blieb der Konzern lange Marktführer. Heute ist das anders. 2017 hob das Bundespatentgericht den Patentschutz der Nespresso-Kapseln auf. Jede zweite in einer Nespresso-Maschine eingesetzte Kaffeeportionsdose ist mittlerweile kein Originalprodukt mehr. Und auch die Maschinen gibt es von anderen Anbietern.

Der portionierte Kaffee wird von Jahr zu Jahr beliebter. Zuletzt stieg der Kapselkonsum im Corona-Jahr 2020 um vier Prozent. Dabei werden die Kapseln schon seit mehr als einem Jahrzehnt rigoros von Umwelt- und Vebraucherschützern kritisiert. Der Grund: Sie bestehen aus . "Der Reinheitsgrad des Aluminiums für neue Kapseln ist so hoch, dass in der Regel Neumaterial verwendet wird", sagt Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft der Deutschen Umwelthilfe. Für Neualuminium müssen Erze abgebaut, der Boden aufgerissen, viel Wasser verbraucht und Chemikalien eingesetzt werden. "Zudem liegt der Schmelzpunkt von Aluminium bei 660 Grad - ein richtiger Energiefresser", sagt Fischer.

Theoretisch biologisch abbaubar

Doch die Deutschen wollen trotzdem nicht auf ihre Kapseln verzichten. Neun Millionen der kleinen Döschen drücken sie täglich in ihre Kaffeemaschinen.

Um ihnen in der zunehmenden Kritik an den Kapseln ein weniger schlechtes Gewissen zu ermöglichen, sind die Regale in Supermärkten und Drogerien seit etwa zwei Jahren gefüllt mit einer Alternative: der kompostierbaren Kaffeekapsel. Angeboten werden sie von der italienischen Firma Lavazza, aber auch von deutschen Firmen wie Dallmayr, Unicaps und Senseo. Sie alle versprechen - gegen einen kleinen Aufpreis - die industrielle Kompostierbarkeit ihrer Ökokapseln - mit dem unscheinbaren Vermerk auf der Rückseite, dass der Verbraucher sich selbst bei der heimischen Entsorgungsanlage informieren solle, ob die Kapseln wirklich in den Biomüll geworfen werden können.

Die in Bioplastik enthaltenen Polymilchsäuren entstehen aus natürlichen pflanzlichen Rohmaterialien wie Mais- oder Kartoffelstärke und können CO2-neutral verbrannt werden. Damit sind sie biologisch abbaubar - zumindest in der Theorie.

Original