Brigitte Woman: Zum Beispiel für die Ehe. Sie allerdings wurden geradezu gezwungen, noch einmal zu heiraten - von den amerikanischen Einwanderungsbehörden. José, Brasilianer mit australischem Pass, hätte sonst kein Visum mehr bekommen. Freie Entscheidung?
Elizabeth Gilbert: Eigentlich wollten wir beide nie wieder heiraten. Dafür waren unsere Scheidungen zu schmerzhaft. Dann wurde José vor meinen Augen abgeführt und weggebracht. In diesem Moment wurde mir klar, dass wir ohne Trauschein keinerlei Rechte hatten. Und ich merkte, dass ich für diesen Mann mehr sein wollte als nur die Freundin. Um meine Angst zu überwinden, las ich viel über die Geschichte der Ehe, schrieb mein neues Buch darüber. Und heute kann ich sagen, dass ich voll zu meinem "Ja" stehe.
Brigitte Woman: Auch wenn Sie deshalb viele Zugeständnisse machen müssen?
Elizabeth Gilbert: Ich laufe ja nicht in einer Burka herum und er nicht in Handschellen. Aber wir sollten uns nicht vorgaukeln, dass wir frei sind. Ich lebe ja das Leben des anderen mit. Im Oktober gehe ich für zehn Tage auf eine Recherchereise. Ich kann nicht morgens aufstehen und ihm zum Frühstück servieren: "Hey, ich bin eine freie Frau, ich verschwinde mal für eine Weile und muss dir keine Rechenschaft ablegen." Doch! Das muss ich sehr wohl. Das müssen wir beide.
Brigitte Woman: Und wohin mit der Freiheitsliebe?
Elizabeth Gilbert: Wenn sich die Beziehung richtig anfühlt, gibt jeder freiwillig ein Stück seiner Autonomie auf. Auch wenn er früher wie ein Pitbull an ihr festgehalten hat. Ich kann nicht mehr 365 Tage im Jahr beginnen und enden lassen, wie ich es will. Aber wer gut verhandelt, schlägt immer noch Freiraum raus. Ich kann Sie beruhigen: Ich bin darin recht geschickt.