Dieser Text richtet sich vor allem an junge Leserinnen und Leser. Er erschien bei ZEIT LEO, den Kinderseiten in der aktuellen Ausgabe der ZEIT. Das aktuelle ZEIT-LEO-Heft können Sie hier kostenlos testen.
Beweg jeden Freitag die Welt! Probier's mal ohne Plastik! Kämpfe wie Greta Thunberg! Wer sich anschaut, was gerade für neue Kinderbücher erscheinen, der entdeckt viele, die sich mit dem Klimawandel beschäftigen. Klar, die Buchverlage haben natürlich mitbekommen, wie wichtig vielen von euch der Klimaschutz ist. Bei "Fridays for Future", also Freitage für die Zukunft, gehen seit Monaten jede Woche mehr und mehr Schüler auf die Straße statt in den Unterricht und fordern die Politiker auf, etwas gegen die Erderwärmung zu tun. Auch viele Erwachsene unterstützen die Klimastreiks; am 20. September haben etwa vier Millionen Menschen weltweit protestiert.
In den Nachrichten aber sieht man oft das Bild eines Mädchens: Greta Thunberg, die im Sommer 2018 mit dem Schulstreik begann. Ganz allein setzte sich die damals 15-jährige Schwedin vor das Regierungsgebäude in Stockholm. Inzwischen reist sie um die Welt - mit Zug oder Segelschiff, nie mit dem Flugzeug - und hält immer wütendere Reden. Denn die Politiker laden sie zwar gern ein, aber sie tun bisher kaum etwas gegen die Klimakrise.
Gretas Gesicht ist nun nicht nur im Fernsehen, in Zeitungen und im Internet zu sehen, sondern auch auf einigen der Bücher, die jetzt erscheinen. Gleich drei erzählen die Lebensgeschichte der mittlerweile 16-Jährigen, ein anderes versammelt alle Reden, die sie zwischen August 2018 und März 2019 gehalten hat.
Gretas Geschichte ist zweifellos spannend. Aber wenn man diese Bücher liest, bekommt man das Gefühl, dass sich die Autoren beim Schreiben leider nicht besonders viel Mühe gegeben haben. Oder dass sie nicht viel Zeit hatten. Kaum einer von ihnen hat selbst mit Greta gesprochen oder sich bei ihren Mitschülern, Lehrern oder Nachbarn über sie erkundigt. Sie alle erzählen einfach nach, was man schon über die Jugendliche weiß: dass sie das Asperger-Syndrom hat. Das bedeutet, dass ihr Gehirn anders funktioniert als das der meisten Menschen. Dadurch ist es ihr unmöglich, sich mit schönen Dingen von der Klimakrise abzulenken. Manches hat Greta in ihren Reden oder Postings erzählt, vieles steht in einem Buch, das ihre Mutter im vergangenen Jahr veröffentlicht hat. Die Greta-Bücher erzählen also wenig Neues, und vor allem ist darin relativ wenig über das Herzensthema der Schülerin zu lesen: nämlich, wie man die Klimakrise lösen kann.
Auch die Klima- und Umweltbücher, die nicht Greta auf dem Cover zeigen, sind wenig besser. Manche erklären zwar recht anschaulich, wie es zur Erderwärmung gekommen ist (Verbrennung von Erdöl, Kohle und Gas) und welche Gefahren von ihr ausgehen (schmelzende Polkappen, Meeresspiegelanstieg, Naturkatastrophen), aber wenn es darum geht, wie man sie stoppen kann, wird es etwas dürftig. Dann kommen meistens Tipps für den Alltag: Strom sparen, Müll vermeiden, auf Fleischessen und Flugreisen verzichten. Nur: Diejenigen, die freitags auf die Straße gehen, also ihr Leser, wisst das vermutlich längst. Für euch sind die Tipps höchstwahrscheinlich zum Gähnen.