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Der kleine Jonas starb – Weil er noch nicht gegen Keuchhusten geimpft war

Jonas kam ein bisschen zu früh auf die Welt. Aber er ging viel, viel, viel zu früh. Jonas ist tot, ein „Sternchen", wie seine Eltern ihn in der Traueranzeige nennen. Gestorben, weil er Keuchhusten bekam, bevor er geimpft war. Nur gut drei Monate nach seiner Geburt.

Seine Mutter Petra L. (35) will dem Tod ihres Kindes wenigstens einen kleinen Sinn geben - und ruft im Internet zum Impfen auf. „Bitte überprüft euren Impfstatus, lasst euch impfen und sagt es allen weiter", schreibt sie auf ihrer Facebook-Seite. Mit BILD am SONNTAG sprach sie über ihren großen Schmerz.

Am 3. Mai kam Jonas in der 33. Schwangerschaftswoche mit 1150 Gramm zur Welt. Das Frühchen war gesund, brauchte keine Atemhilfe. Nach fünf Wochen in der Klinik konnten die Eltern ihren Sohn mit nach Hause nehmen. „Wir nannten ihn Böhnchen, weil er sich immer gekrümmt hat und dann aussah wie eine Kidneybohne", sagt die Mutter.

Nach einer Woche schniefte Jonas ein wenig, nieste zweimal am Tag. „Es waren leichte Anzeichen eines Mini-Schnupfens", sagt die Mutter.

Ihre Hebamme beruhigte sie und auch ein Kinderarzt diagnostizierte lediglich eine leichte Erkältung. Doch Ende Juni wurden die Beschwerden stärker. „Jonas hat sich übergeben und stark gehustet. Wir sind sofort ins Krankenhaus gefahren", sagt Petra L.

Der Arzt erkannte die Krankheit: Keuchhusten. Jonas wurde sofort mit einer Antibiotika-Therapie behandelt. „Es ging ihm besser. Er kam wieder ohne Atemhilfe aus", erinnert sich die Mutter.

Doch das änderte sich wieder. Mitte Juli bekam Jonas Hustenanfälle und streckte seine Zunge raus. Symptome, wie sie typisch für die Krankheit Keuchhusten sind. „Manchmal ist er dabei blau angelaufen." Die Ärzte versorgten ihn mit Sauerstoff durch sein kleines Näschen. Die Konzentration musste immer wieder erhöht werden. Bis der Sauerstoffmangel für Jonas immer gefährlicher wurde und die Ärzte ihn in ein künstliches Koma versetzten. Zusätzlich wurde sein Blut ausgetauscht.

„Sein Zustand hat sich immer weiter verschlechtert", sagt Petra L. Mit einem Helikopter wurde Jonas in ein Krankenhaus mit Beatmungszentrum gebracht. Auch dort versuchten die Ärzte alles, um das Baby zu retten.

Sie schafften es nicht. Die Organe versagten. Jonas starb am 30. Juli. „Wir mussten uns von ihm verabschieden", sagt die Mutter. Zusammen mit ihrem Mann Raymond war sie bei Jonas, als die Herz-Lungen-Maschine abgeschaltet wurde. „Wir haben ihn gehalten. Sein Herz wurde immer langsamer", sagt die Mutter. „Wir mussten ihn gehen lassen."

Wo sich Jonas angesteckt hat, konnten die Eltern nicht mehr herausfinden.

Jonas hätte sich nicht mit Keuchhusten infiziert, wenn sich jeder gegen die Krankheit impfen ließe, wie es die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) ist.

Jonas selbst hatte schon seinen Impftermin, wie üblich zwei Monate nach der Geburt. Am 7. Juli sollte er die von der STIKO empfohlene Sechsfach-Impfung bekommen, in der auch der Schutz vor Keuchhusten enthalten ist. „Der Termin beim Arzt stand schon fest", sagt Petra L. Doch da hatte sich ihr Sohn schon angesteckt.

Die Aufklärung liegt Petra L. am Herzen, damit Jonas' „früher Tod nicht völlig sinnlos war". Mehr als 23 000 Menschen haben den Beitrag auf Facebook schon geteilt. „Wir freuen uns über die große Anteilnahme", sagt die Mama gerührt.

Jonas ist noch nicht beerdigt, aber er ist schon ein Sternenkind. „Wenn Du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es Dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache", zitiert die Familie in ihrer Traueranzeige den Schriftsteller de Saint-Exupéry. Meist stecken Erwachsene Kinder an Keuchhusten ist eine ansteckende Infektion der Atemwege, ausgelöst durch Bakterien.

Diese werden über die Luft, etwa beim Husten, übertragen. „Eine Erkrankung kann unterschiedlich verlaufen - von mild bis schwer. Im schlimmsten Fall kann es bei Säuglingen zum Atemstillstand kommen", erklärt Kinder- und Jugendärztin Dr. Brigitte Dietz.

„Am gefährdetsten sind Neugeborene, die noch nicht geimpft werden können", sagt Dr. Jan Leidel, Leiter der Ständigen Impfkommission (STIKO). Die Keuchhusten-Impfung soll ab der 9. Woche erfolgen, dann weitere Impfungen bis zum 17. Lebensjahr. 95,6 Prozent der Kinder sind bei Schulbeginn geimpft. Erwachsene nur zu 7,6 Prozent.

„Daher sollten Erwachsener unbedingt alle zehn Jahren den Impfschutz auffrischen", fordert Dr. Leidel: „Denn oft stecken sie die Kinder an." Selbst wenn Erwachsene Keuchhusten hatten, können sie ohne erneuten Impfschutz wieder erkranken und somit auch andere infizieren.
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