Nachhaltigkeit, dieses Wort, mit dem man die einen begeistern, die anderen jagen kann. Und die, die sich darin üben, sind sich oftmals gar nicht sicher, ob das wirklich was bringt, also, kein T-Shirt für 5 EUR zu kaufen, nicht in den Urlaub zu fliegen, sowas. Vor allem, weil man nie überall gleich korrekt sein kann. Meine Kollegin Lydia zweifelt auch. Bringt es was, oder nicht?
Diese Öko-Krieger retten Wale, besetzen Minen, pflanzen Bäume. Und was mach’ ich? Schon viel. Glaub’ ich. Ich esse kein Fleisch und hab’ kein Auto. Ich trinke nicht aus Einwegbechern und trage second hand, bis auf die Unterwäsche. In meinem ganzen Leben bin ich erst sechsmal wohin geflogen, nach Island, in die Türkei und nach Frankfurt am Main. Ich fahre Fahrrad. – Reicht das?
Marcus Werner im Gespräch: „Ich hab’ heute früh erst’n ganz interessanten Artikel darüber gelesen und ich hab’n Artikel in Vorbereitung auch, ob wir Menschen einfach zu dumm sind, um zu begreifen, was eigentlich gerade vor sich geht…“
Marcus Werner will nicht länger tatenlos dabei zusehen, wie wir die Erde „kaputt rocken“. Gemeinsam mit seiner Freundin Anna betreibt er das Online-Magazin Viertel\Vor. Darin plädieren sie für ein nachhaltiges Leben, das nicht weh tut.
Marcus Werner im Gespräch: „Das große Problem, was wir Menschen haben, ist, dass wir tatsächlich erst handeln, meistens, wenn wirklich was passiert…“
Wirbelstürme, Hitzewellen, Gletscherschmelze – dagegen komm’ ich mit meinem Mehrwegbecher nicht an. Nicht, bei 2,8 Milliarden Einwegbechern, die pro Jahr in Deutschland weggeschmissen werden. Ich fahre zwar Fahrrad, aber es gibt 64 Millionen zugelassenen Fahrzeug allein in diesem Land. Und während ich gar kein Fleisch esse, isst ein Durchschnittsdeutscher pro Jahr pro Kopf 60 kg Fleisch. Zu viel, finde ich, findet auch Marcus, der gegen all das anschreibt:
Marcus Werner im Gespräch: „Unser Ziel ist tatsächlich immer, in den Mainstream zu kommen. Und dass der Mainstream damit konfrontiert wird, und darauf aufmerksam wird, wie die Welt eigentlich funktioniert.“ (Musik setzt ein, aufzählend weiter, deutlich)
Wer färbt meine Jeans? Was kommt aus dem Auspuff meines Autos? Wo wachsen meine Tomaten? Wie viel Gas hat mein Gulasch gefurzt, als es noch wiederkäuend im Stall stand? Wer nur eine dieser Fragen richtig beantworten kann, ist schon ziemlich weit. Der Erkenntnis müssen Taten folgen. Das ist schwierig, ich weiß. Der größte Feind der Nachhaltigkeit ist unsere Bequemlichkeit …
Marcus Werner im Gespräch: „Einfach vor seinem Haus in sein Auto zu steigen, von A nach B zu fahren, vor dem anderen Haus auszusteigen, ist natürlich bequemer, als wenn du dich aufs Fahrrad setzt, zur U-Bahn fährst, dich in die U-Bahn drängelst, dafür viel Geld bezahlst und an B noch zehn Minuten laufen musst oder so. Im Regen.“
Regenjacke, Wasserflasche, Powerbank, mein Rucksack ist mein Kofferraum. In der U-Bahn höre ich Musik, im ICE lese ich Buch, im Bus beobachte ich Menschen, auf dem Fahrrad bin ich frei. Manchmal tut mein Rücken weh. Manchmal sind die Bahnen zu voll und die Menschen zu ungewaschen. Manchmal nimmt mir ein Auto die Vorfahrt. Das ist anstrengend, aber das ist es mir wert. Und ich bin natürlich kein Super-Öko. Ich esse Käse.
Nachhaltigkeit ist ein Prozess, kein Dogma.
Und manchmal ist es aber auch ganz leicht, manchmal müssen wir nichts ändern, außer unsere Kontonummer. Und es werden trotzdem Elektromotoren entwickelt, Bäume gepflanzt oder Kleider in Deutschland genäht. So dachten sich das Jakob Berndt und seine Freunde Inas und Michael, als sie ihre Bank gegründet haben…
Jakob Berndt im Gespräch: „Denn Geld geht uns alle an, Geld hat einen unfassbaren Hebel, eine unfassbare Wirkung, und das noch mehr Leuten, anderen Leuten begreifbar zu machen, verständlich zu machen, das ist die Mission, mit der wir antreten.“Tomorrow, so der Name, ist nicht die erste nachhaltige Bank. Jakob und sein Team wollen mitmischen. Ab August, mit einer App – und mit dem Versprechen,…
Jakob Berndt im Gespräch: „dass wir dieses Geld dezidiert nur in Branchen leiten, kanalisieren, wo es einen positiven Fußabdruck hinterlässt, das ist Ökolandwirtschaft, das sind Social Business Konzepte, das ist erneuerbare Energie, grünes Wohnen, Effizienzsteigerung, Recycling, das ist eine lange Liste von Branchen, von denen wir glauben, dass sie gut und wichtig sind für eine nachhaltige Zukunft.“
– für die es noch nicht zu spät ist. Eine Zukunft, für die es sich lohnt, einen Mehrwegbecher zu kaufen, das Auto stehen zu lassen oder das Dönerfleisch durch Falafel zu ersetzen. Einmal mehr. Immer wieder. Mal wird es anstrengend sein, mal ganz einfach.
Fakt ist: Ohne uns Konsumenten geht’s nicht.
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