1 subscription and 1 subscriber
Article

Corona-Pandemie: Mit WhatsApp gegen Fake News in Afrika

Corona ist ein globales Problem - und auch Fake News rund ums Virus sind es. In Afrika prüfen Faktenchecker*innen Informationen und teilen ihre Ergebnisse vor allem über WhatsApp.

Ein Smartphone haben die meisten Menschen in Afrika - und so erreichen sie die Fake News. Quelle: epa

Von Lucia Weiß

Vor etwa einem Jahr ging unter afrikanischen Social-Media-Nutzern eine Meldung viral: Sieben Kinder seien an einer Corona-Impfung gestorben. Kurz nach Beginn der Corona-Pandemie 2020 gab es noch gar keinen Impfstoff - trotzdem wurde das Video, das wohl aus dem Senegal kam, etliche Male geteilt. Ein klarer Fall von Fake News.

Für den afrikanischen Kontinent prüft die Online-Plattform "Africacheck.org" täglich Falschmeldungen rund um Corona. "Inzwischen machen wir fast nur noch Gesundheitsthemen", sagt der Journalist Samba Dialimpa Badji. Mit der Pandemie hätten die Fake News enorm zugenommen, sagt der Chefredakteur der französisch-sprachigen Ausgabe der Fact-Checking-Seite, die seit 2015 existiert.

WhatsApp als wichtigster Kanal

Inzwischen wird fast überall gegen das Coronavirus geimpft - auch in den meisten afrikanischen Ländern. "Die Corona-Impfungen sind unser großes Thema", sagt Badji. Er arbeitet mit seinem sechsköpfigen Team von Dakar aus und berichtet, dass auch wegen der Fake News viele Menschen Angst vor den Impfungen hätten.

Was wir oft sehen ist, dass falsche Informationen aus Europa aufgegriffen und dann in Afrika weiterverbreitet werden.

Samba Dialimpa Badj, Journalist

Der wichtigste Kanal für Informationen ist inzwischen WhatsApp. "Fast alle in Afrika haben ein Smartphone und benutzen WhatsApp", sagt Badji. Dort bekämen vor allem auch Menschen, die weniger gut gebildet seien, massiv falsche und irreführende Berichte.

"Oft sprechen diese Leute kein Französisch und kein Englisch, sondern eben lokale Sprachen. Das heißt, sie informieren sich dann nicht über andere Quellen wie große Medien, die eben fast immer Französisch und Englisch benutzen." Im Senegal, wo Wolof die wichtigste gemeinsame Sprache ist, verschickt Badjis Team deswegen alle relevanten Informationen als Audio-Nachrichten auf Wolof - ebenfalls über WhatsApp.

Lokale Sprachen sind entscheidend

Das macht die Initiative Africacheck auch anderswo auf dem Kontinent: So gibt es Fact-Checking via WhatsApp in Nigeria auf Haussa und Pidgin-Englisch und im ostafrikanischen Kenia etwa auf Suaheli. Im Senegal haben die Journalisten zusätzlich eine Art Medienerziehung per Messenger auf die Beine gestellt - ebenfalls auf Wolof.

Die WHO will durch die Covax-Initiative armen Ländern den Zugang zu Impfstoffen erleichtern. Afrika ist besonders auf die Lieferungen angewiesen.

"Wir teilen Tipps, wie man im Netz falsche Informationen selbst erkennen kann und worauf man achten sollte, bevor man Meldungen an andere weiterleitet. Denn die meisten bekommen Fake News von Bekannten und Freunden, denen sie vertrauen." Der Klick auf den Weiterleiten-Button sei dann oft gutgemeint. Hoch im Kurs stehen angebliche medizinische Empfehlungen - wie etwa Pflanzen oder bestimmte Nahrungsmittel Corona heilen können.

Gründe für Fake News sehr verschieden

Wer aus welchem Interesse Fake News verbreitet, ist allerdings sehr unterschiedlich: Für Nigeria, mit 219 Millionen Menschen das bevölkerungsreichste Land in Afrika und auf Platz sechs im weltweiten Vergleich, spricht die Fake-News-Expertin Idayat Hassan von einem regelrechten Informationskrieg. Oft würden Falschinformationen gezielt verbreitet, um Profit mit angeblichen Heilmitteln zu machen oder politischen Einfluss auszubauen.

Zum Teil verbreiten auch Regierungen Fake News. So wurde der ehemalige Präsident von Tansania, John Magufuli als Corona-Leugner bekannt. Er empfahl Gebete statt Masken gegen das Virus. Im März starb Magufuli mit 61 Jahren - womöglich an einer Corona-Infektion.


Original