Loay Mudhoon, Politik- und Islamwissenschaftler, lehrt und forscht in Köln zum Nahen und Mittleren Osten im Kontext der internationalen Politik. Zu seinen Schwerpunkten gehören das Verhältnis von Islam und Demokratie sowie innovative Reformansätze im heutigen Islamdiskurs. Er ist Nahostexperte bei der Deutschen Welle und verantwortlicher Redakteur des Internetmagazins "Qantara.de - Dialog mit der islamischen Welt".
SPIEGEL: Herr Mudhoon, seit wann gehört der Islam zu Deutschland?
Mudhoon: Seitdem es deutsche Muslime gibt. Zwar ist die erste Moschee hierzulande vor hundert Jahren gebaut worden. Aber in der öffentlichen Wahrnehmung ist der Islam erst mit der ersten türkischen Gastarbeitergeneration angekommen.
SPIEGEL: Geistesgeschichtlich gesehen gehört die islamische Kultur schon sehr lange zu Europa. Der Aufschwung der Wissenschaften im Mittelalter hat ein persisch-arabisches Fundament. Dieser Ost-West-Wissenstransfer ist aber wenig bekannt.
Mudhoon: Das ist wirklich bemerkenswert. Die Vermittlungsleistung der islamischen Kultur, die zwischen der griechischen Antike und dem späteren Europa eine Brücke geschlagen hat, ist aus dem öffentlichen Bewusstsein weitgehend verschwunden. Die Zäsur kam mit dem Aufstieg westlicher Mächte im Nahen und Mittleren Osten. Um ihren Herrschaftsanspruch zu legitimieren, tilgten die Europäer ihr muslimisches Erbe aus der Geschichte und konstruierten einen zivilisatorischen Vorsprung. Als Antwort darauf veränderte sich aber auch der Islam: Er wurde von den lokalen Eliten instrumentalisiert, um die jeweilige nationale Identität gegen die der Kolonial- oder Hegemonialmacht zu schärfen.
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