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Seelandschaft: Der Kampf ums Idyll

Der See muss wieder sauber werden. Darin sind sich alle einig. Das Ministerium für Umwelt in Brandenburg, Landwirte und die Bürgerinitiative. Brennnesseln wuchern am Ufer, was für viel Stickstoff im Boden spricht. Am Zufluss bedeckt dunkler Schleim das Wasser, und lässt man ein Maßband in den See gleiten, verschwindet das silberne Ende schon bald in der braunen Brühe. Der Vielitzsee in Brandenburg ist verdreckt: Vom Dünger, der seit Jahrzehnten ins Sediment sickert, und vom Abwasser, das aus Kleingärten hineinfließt.

Dieser See, anderthalb Autostunden nördlich von Berlin gelegen, ist jedoch viel mehr als nur irgendein Gewässer. Da ist die Bürgerinitiative, die versucht, die Landwirte zu überreden, Hecken zu pflanzen, um Schadstoffe aus dem Boden zu filtern. Da sind die Landwirte, die solche Maßnahmen als Mogelpackungen bezeichnen. Dazu kommen die Regelungen der EU, die alle Parteien zusammenbringen sollten. Die festlegen, dass alle Seen, Flüsse oder Bäche in Deutschland wieder sauber sein müssten. Bisher sind aber nur etwa zehn Prozent dieser Süßgewässer in einem guten Zustand.

Dieser brandenburgische See zeigt, mehr lang als breit, warum die Renaturierung von Süßgewässern in Deutschland nur langsam vorangeht. Alle wollen ihn schützen, aber niemand weiß so richtig, wie das am besten gelingen kann. Der See sollte eigentlich längst renaturiert sein, das Werkzeug für den Wandel: die Wasserrahmenrichtlinie. Sie wurde 2000 von der EU beschlossen und legte fest, dass alle Gewässer in Europa einen guten oder sehr guten Zustand erreichen. Das bedeutet vor allem, dass die Gewässer sich von Schäden und jahrelanger Missachtung erholen müssen. In einem Bericht des Umweltbundesamtes heißt es, Hunderte Kilometer von Gewässerabschnitten seien inzwischen naturnah gestaltet worden, den Ausbau der Abwasserbehandlung habe man kontinuierlich vorangebracht und die Ausbringung von Dünger weiter reglementiert.


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