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Münchner Rapper verarbeitet in seinen Songs seine schwere Kindkeit


AdyB rappt in seiner Musik über eine Kindheit, die ihn bis heute nicht in Ruhe lässt.

(Foto: Cameron Carrasquilla)

Von Lisa Miethke, München


AdyB, geboren als Adrian But, wuchs bis zu seinem zwölften Lebensjahr in Rumänien auf. "I'm from a place' where ain't nothing sweet / And I had to steal so that I could eat", singt er in seinem Song "De Cartier". Zwischen Polizisten, die dabei zusahen, wie er und andere verprügelt wurden, und einem Vater, der zu häufig Alkohol trank, reiste er mit seiner Mutter nach Deutschland aus. Kurzer Aufenthalt in Frankfurt, Endstation in München. Nun rappt Adrian in seiner Musik über eine Kindheit, die ihn bis heute nicht in Ruhe lässt: die Ungerechtigkeit und Armut, die ihn gegen seinen Willen begleiteten, Straßen kalt wie Eis und Familien, die diese Straßen ihr Zuhause nannten. "Es hat sich daraus ein Trauma entwickelt, ein Schmerz, der nur schwer loszuwerden ist", sagt Adrian.

Zu der Musik kam der 23-Jährige durch einen Freund seiner Mutter, der ihm Hip-Hop zeigte - er war damals 14 Jahre alt. Darüber entdeckte Adrian einen Weg, sich selbst zu therapieren. Was auch immer seinen Kopf umtreibt, findet Platz in seinen Songs. "The only plan I really follow is elevate my mental / I chose poetry, I never had no one to vent to", singt er in seinem Song "Thru Da Hurt". Sich mit dem eigenen Innenleben auseinanderzusetzen, mehr Mut zur Selbstreflexion, dazu möchte Adrian andere über seine Musik inspirieren. "Dass sich Leute denken, ich kann zwar nicht die Welt ändern, aber ich kann mich ändern und das wird einen Einfluss auf die Welt haben", sagt Adrian. Auch vor politischen Themen macht der junge Rapper nicht Halt, etwa wenn er in seinem Song "Timezone" Amerika als ein "land of the caged" bezeichnet, den amerikanischen Traum als "nightmare".

Adrian But ist kein schüchterner, aber ein zurückhaltender Mensch. Einer, der als Rapper mit Ehrlichkeit statt Prollgehabe überzeugt, der entgegen dem Klischee seines Genres mehr wie Denker als Gangster wirkt. Wenn er rappt, dann immer ruhig und melodiös, nie laut oder aggressiv, auch ein Saxofon ertönt mal im Hintergrund wie bei "Hell Mary". Und selbst den Songs, die von seiner Kindheit in einem korrupten Land handeln, verleiht seine rauchig-samtige Stimme eine angenehme Gelassenheit. Vorbilder hat Adrian übrigens nicht. Warum auch, schließlich könne man nur von sich selbst und seinen eigenen Gefühlen etwas lernen, sagt er. Und vom Leben. Neben der Musik macht Adrian derzeit einen dreimonatigen Schauspielkurs in London. Was das Schauspiel und die Musik miteinander verbindet? Nun, es sei ja beides Kunst, sagt Adrian. Kunstformen, mit denen er sich selbst am besten ausdrucken könne.

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