Berlin - Die schärferen Regeln für die Fleischindustrie hat das
Bundeskabinett passenderweise kurz vor dem Internationalen Tag gegen
Menschenhandel am 30. Juli auf den Weg gebracht – das ist zwar zu
begrüßen, doch es bleibt ein bitterer Beigeschmack. Denn nicht die
desaströse Lage der osteuropäischen Werkarbeiter in den Wohnheimen und
Fabriken war der Grund dafür, sondern die Gefahr für die Allgemeinheit,
die von ihnen in der Corona-Pandemie ausging. Muss es erst zu einer
Katastrophe kommen, damit derartige Missstände angegangen werden? Und
sind die Menschen in den Fleischfabriken weniger wert als andere? Einige
Äußerungen so mancher Politiker deuten in diese Richtung.
Experten befürchten, dass das System in einem komplizierten Firmengeflecht fortbesteht
Menschenwürdige Bedingungen müssen aber immer vorgehen, auch wenn deren Einhaltung zulasten des wirtschaftlichen Profits geht – oder zu höheren Fleischpreisen für die Verbraucher führt.
Der Fleischproduzent Tönnies hat nun offenbar 15 Tochterfirmen gegründet. Experten befürchten deshalb, die Firma könnte ihr ausbeuterisches System durch ein kompliziertes Firmengeflecht fortführen. Dies gilt es genau zu beobachten – sonst bleiben die neuen Regeln für Arbeitnehmer wirkungslos.
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