Stolz präsentieren drei Unterstufenschüler einer Lehrerin die Ergebnisse der letzten Station: Etwa die Hälfte der 36 möglichen Punkte haben sie erreicht. Nach einem anerkennenden Nicken und einem Lob ziehen sie weiter. Während der Mathe-Nacht im Ludwigsgymnasium Saarbrücken kann jeder Mathe, und vor allem hat jeder Schüler Spaß an Mathe. An verschiedenen Stationen treten die 10- bis 12-Jährigen im Rechnen und Knobeln gegeneinander an. Auch mathematisches Basteln und Sportstationen gehören zum Programm. Etwa 280 Schüler nehmen dieses Jahr teil, und zwar freiwillig. Kreative Teamnamen und teilweise sogar mit Sprayfarbe selbst kreierte T-Shirts stärken das Gemeinschaftsgefühl - aber auch den Ehrgeiz.
+++Hier können Sie sich selbst testen: Machen Sie unser Quiz!+++Seit sechs Jahren findet die Mathe-Nacht jährlich am Saarbrücker Gymnasium statt. „Wir Mathelehrer haben diese Idee entwickelt, um das Fach Mathe spielerischer zu gestalten. Es sollte ein Konzept werden, das mit dem typischen Schul-Mathe gar nicht mehr so viel zu tun hat", sagt Marcus Horras, Mathelehrer am Ludwigsgymnasium. Und das Konzept sei erfolgreich. Ausgelassen rennen die Schüler durch die Flure, vergleichen Ergebnisse und spielen an Zusatzstationen. „Mittlerweile freuen sich die Schüler richtig darauf. Es ist ein Schulfest für die Unterstufe", sagt Horras.
Dass Schüler Spaß an Mathe haben, ist aber nicht der Regelfall, noch immer halten sich hartnäckig Vorurteile gegen dieses Fach. Kaum eine andere Prüfung löst bei so vielen Schülern Angstzustände aus. Und nur wenige schulische Begleiter bereiten (manchmal auch noch Jahre später) so viele Albträume wie der Mathelehrer. Das alles, obwohl Mathe einen direkten Bezug zu vielen alltäglichen Problemen hat und Mathematiker ausgezeichnete Jobaussichten haben.
Um das zu ändern, gibt es viele Initiativen, die versuchen, Freude an Mathe weiterzugeben. Ein Ansatz sind dabei Mathematikwettbewerbe oder Events wie in Saarbrücken. Ob für die breite Masse oder für den Überflieger, ob zum Spaß und zur Motivationssteigerung oder aus echtem Ehrgeiz: Mathe-Wettbewerbe sind im Trend. Bei den großen bundesweiten Mathematikwettbewerben machen jedes Jahr mehr als 200.000 Schüler mit. Bei „Mathe ohne Grenzen" kommt es nicht nur auf Mathekenntnisse an: Hier treten ganze Klassen gemeinsam an; eine Aufgabe wird in einer Fremdsprache präsentiert. Der internationale Känguru-Wettbewerb, der - wie der Name schon verrät - von australischen Forschern initiiert wurde, hat jedes Jahr mehr als sechs Millionen Teilnehmer auf der ganzen Welt.
„Das Hauptziel ist es, Freude an der Beschäftigung mit Mathe zu vermitteln - und damit zur Aufwertung der Mathematik in der Öffentlichkeit beizutragen", sagt Monika Noack, Geschäftsführerin des Känguru-Vereins, der diesen Wettbewerb organisiert. Diese Aufwertung sei dringend nötig. „Die Freude an der Anstrengung zu vermitteln ist allerdings nicht leicht", sagt sie. Die steigenden Teilnehmerzahlen zeigten jedoch, dass das möglich sei. Der Wettbewerb soll Neugier in den Schülern wecken und sie zum Knobeln animieren. Ähnlich sieht es auch bei „Mathe ohne Grenzen" aus. Gabriele Lapport, Organisatorin des Wettbewerbs in Deutschland und Studiendirektorin am Hohenstaufen-Gymnasium in Kaiserslautern, beschreibt sie als „Breitenwettbewerbe".